solchem Local mufs daher die Trennung beyder Flüsse, mittelst
eines Bauwerkes dergestalt bewirkt werden, dafs dasselbe ihren
Lauf in dessen Nähe zweckm'äfsig regulire.
§. 222. Für die Schiffahrt ist es äufserst vorteilhaft, wenn
die Stromrinne, folglich auch der Stromstrich sich in der Mitte
des Flusses befindet, weil alsdann das Bett einen gleichförmigen
Abhang hat; die Tiefe überall gleich ist; der Schiffszug von keinen
Widerströmen gestört wird, und die Strommasse zwischen je
zwo Nebenflüssen sich dem hydraulischen Beharrungsstande nähert,
d. i. mit der möglichst geringsten Geschwindigkeit fliefst,
wo hingegen einzelne Erhöhungen des Beltes: bald eine Retarda-
tion und wegen des Falls unterhalb eine der Schiffahrt öfters nachtheilige
Beschleunigung des Stromes hervorbringen.
Vermindert wird die mittlere Geschwindigkeit eines Stromes
wenn er den hydraulischen Beharrungsstand erreicht hat. Dieser
ist nähmlich derjenige Zustand des Stromes, wobey sich alle
mögliche Queerschnitte , wie die mittlern Geschwindigkeiten verhalten:
den der Queerschnitt mit seiner mittlern Geschwindigkeit
muitiplicirt,gibt diejenige Wassermenge, welche er führt. Wenn
also die Wassermengen der Queerschnitte ungleich sind, so ist
auch der Strom nicht im Beharrungsstande, und die obern Queerschnitte
müssen auf die untern einen Druck ausüben, welcher also
nothwendig verringert werden mufs , jemehr sich die Bewegung
des Stromes dem hydraulischen Beharrungsstande nähert.
Es mufs auch der Strom , wenn er diesen Zustand erreicht hat,
bey gleichen Wasserhöhen zum langsamsten fliefsen. Hieraus
geht demnach hervor: dafs eine gleichförmige Geschwindigkeit des
Stromes, die bequemste für die Schiffahrt ist; insbesondere wenn
man den Zug des Schiffes berücksichtiget , der dabey mit einer
geringen Kraftanwendung geschehen kann.
§. 2 2 3. In so fern also eine reguläre Flufsbahn für die
Schiffahrt bequem und vortheilhaft ist , und die vielen Serpentinen
einen langem Weg und Versandungen verursachen; so ist
es zweckmäfsig : die schädlichen zu durchgraben ; die der Abführung
der Gewässer und der Schiffahrt unschädlichen zu belassen.
Denn es ist unthunlich: die Flüsse immer in graden Bahnen —
wie reguläre Canäle — zu führen.
S. 224. Wenn sich ein schiffbahrer Flufs in zwey schiff-
fahrtsfähige Aeste theilt, so mufs die Stromscheidung dergestalt
regulirt werden , dafs jeder der abgeleiteten Flufsäste eine solche
Wassermenge aus dem ungetheilten Flusse empfängt, die zu einer
für die Schiffahrt erforderlichen Tiefe hinreicht und ich verweise
deswegen den Leser auf S. 547 ^es ^ten unt^ S. ig 3 des IIten
Bandes.
§. 225. Ein vorzügliches Hindernifs der Schiffahrt aufschnell
strömenden Flüssen sind die sogenannten Strudel oder W i derströme,
welche daselbst statt finden, wo der Flufs aus einem
engen Profil in ein weites übergeht. Einen der gröfsten Widerströme
findet man auf der Donau in dem Herzogthum Oestereich
ob der Ens, welcher unter dem Nahmen des Donauwirbels und
Strudels bekannt ist. Diese Widerströme lassen sich nun mit Faschinenbauwerken
entfernen , wenn sie dergestalt angelegt werden,
dafs die Profile des Flusses sich allmählig erweitern. Es
mufs daher in die Concavität , worin der Widerstrom sich befindet,
ein an die enge Flufsstelle sich anschliessendes Bauwerk hinein
gelegt werden. W o sich zwey solche Concavitäten der Ufer
befinden, müssen dieselbe mit zwo den Strom regelmäßig ableitenden
Bauwerken durchschnitten werden : denn der in die zwo
Concaven ein tretende Strom dreht sich in beyden in W irb e l, die,
an derjenigen Stelle, wo die Concavitäten aufhören zusammen
kommen , die Oberfläche des Stromes erheben und dann abermahls
nach den Seiten umlaufen. W ill der Schiffer solchen Strudel pas-
siren, so mufs er genau die Mitte, oder da, wo sich die Wasserwirbel
spalten, einhalten , sonst wird das Schiff in den einen oder
andern Wirbel hineingezogen, worin es leicht untergehen kann.
226. Oftmahls liegen in dem Flufsbette Felsen und
grofse Steine, welche Wasserstürze verursachen und den Schiffer
den Weg versperren, oder die Schiffahrt sehr erschweren. Darin