sehen den wachsenden Flufsbetten so ruhig zu , ohne zu bedenken,
dafs unsere Nachkommen nothwendig wieder ihre Wohnsitze
verlegen müssen, wenn die Flüsse ihre Betten über die Ufer-
lande erhoben haben, und sie nicht vermögend seyn werden ,
gegen die stets höher anschwellenden Ströme hinreichende Dämme
anzulegen. Und so werden und müssen mehrere Flufsgeo'en-
den auch von jetzt an in Morä'ste und endlich in Seen verwandelt
werden , die sie ehemals waren , denn die Natur verfolgt
ihren Gang , wenn er nicht durch Anwendung zweckmäfsiger
Mittel gehemmt wird. Welches Resultat kann wohl sonst aus
diesem, von allen Anwohnern grofser Flüsse, bestätigten Umstande
, d. i. aus der Erhöhung der Flufsbetten entstehen?
In solchen Ländern , worinn die Flüsse aus Gebirgen mit
einmahl in die Ebene treten, erheben sich die Flufsbetten zum
schnellsten , weil die Ströme viel Material führen. Wenn dann
noch hinzukömmt, dafs die auf den Abhängen stehenden W^älder
verkauft und niedergehauen werden : so wälzen sich die Steine
von den Bergen in die Wildbäche und Flüsse und treiben flufs-
wä'rts, nachdem sie von ihrer Gröfse allmählig verlieren. Die
Flüsse erhalten nun das Material so viel, dafs sie es nicht fortwälzen
können; und je mehr man daher die W^älder ausrottet, desto
schneller erheben sich die Flufsbetten in der Ebene. Dieses Uebel
wird noch dadurch vergröfsert , dafs die tiefer unter der Oberfläche
liegenden Steine härter als die an der Oberfläche befindlichen
sind , folglich während sie Flufsabwärts wälzen , nieht so
schnell sich unter einander abreiben, mithin zur Erhöhung der
Flufsbetten mehr beytragen , als solche die ehemahls lange auf der
Erdoberfläche lagen und verwittert waren. Es ist daher nothwendig
: dafs dieForstöconomie, die auf den Bergabhängen längst
Flüssen und Wildbächen stehenden Wälder , besonders auf Kiesboden
wachsende, erhält. Wichtig ist dieser Umstand vorzüglich
für Gebirgsländer, worin die engen Thäler bald verschüttet werden,
folglich sich die Flufsbetten um so schneller erheben und
die Thäler in Sümpfe und Seen verwandelt werden.
t 186. Selbst in Holland sind die Hauptcorrectionerr der
Flüsse nur langsam betrieben, und in vielen FlufsbeZiFken gänzlichverabsäumt
, /wie ich dies im 1. und 11. Bande dieses Werkes
mit Elinweisung auf das Local gezeigt habe. Wiewohl die physische
Existenz dieses Landes von der Wasserbaukunde abhängt,
so vernachläfsigt man dennoch die Correction der Flüsse , und
die so nothwendige Erhöhung der Dämme. Im December des
vorigen Jahres sagte daher der König, in seiner Message à leurs
hautes puissances: »L’on ne peut se dissimuler que le danger ôu
les inondations et les débâcles placent ce pays presque chaque année
ne puisse être fortement diminué et peut être détruit. L’on
ne peut se dissimuler qu’il n’y a rien d’entrepris dans ce pays pour
une grande amélioration phisique d autant plus necessaire que les
lits des rivières s’exhaussent constamment et les grandes exploitations
de tourbes doivent nécessairement augmenter un jour les
dangers du pays , si de grandes entreprises dignes de l’importance
de la chose et de la nation dont elles< assurent Fexistence ne sont
commencées bientôt. »
In Holland sind es auch vorzüglich die Vertheilungen der Flüsse,
welche verbessert werden sollten, denn dieselben geben einigen
Flufsästen eine zu grofse Wassermenge , anderen hingegen eine
zu kleine. Diese nachtheilige Vertheilung der Ströme in die
verschiedenen Flufsäste ist eine wesentliche Ursache zur Erhöhung
der Flufsbetten und denen daraus erfolgten Ueberschwemmungen ,
welche so oft die Provinzen Holland , Utrecht und Geldern heimgesucht
haben. Sie zeigen recht anschaulich jene hier aufgestellte
Wichtigkeit der Wasserbaukunde.' Doch ich habe dies alles bereits
im 1. 2 und 3. Bande abgehandelt und im i ten B. S. 244. gezeigt,
wie dringend nothwendig eine zweckmäfsige Behandlung
des dortigen Wasserbaues sey 1
§. 187. Die Wirkung der Flüsse und Wlldbäche erhöhet
unsere Flufsbetten , treibt die Ströme immer höher über weite und
fruchtbare Fluren , verursacht pestilenzialische Luft ausdünstende
Moräste , die auszutrocknen hundertfachen Gewinnst bringen,