A C H T E A B T H E IL U N G
D E R •
W I S S E N S C H A F T DES WA S S E R B A U E S .
Hon der Anlegung der Canäle und Schiffbarmachung der Flüsse.
E R S T E R A B S C H N I T T .
I I . V O N D EM BAU D E R W E H R E
J . 5 . U ie in einem Flusse anzulegenden Ueberfallwehre,
Welche die Mühl - Hütten - Hammer - und oberflächlichen Ueber-
lafswehre bilden ( Deversoirs ), sollen das "Wässer zur Treibung
der Maschinen aller A r t; zur Ableitung* des Wassers aus Flüssen
nach Canälen oder zur Bewässerung aufstauen. In so fern die Aeri-
cultur das erste Bedürfnifs des Staats ist: sollten die Wiehre weder
Ueberschwemmungen noch schädliche Veränderungen im Lauf
der Flüsse hervorbringen.
Da aber dieselben die Oberfläche des Wassers in Hinsicht
der Maschinen so hoch aufstauen müssen, dafs diese in Bewegung
gesetzt werden : so Sind sie mit Grundablässen zu versehen. Deren
Sohle ist so tief zu legen, als das Flufsbett gesenkt werden
kann , wenn der Flufs vollkommen hydrotechnisch regulirt wäre.
Durch splche Grundabläfse mag der hohe Strom abfliefsen und das
Flufsbett von Material räumen, welches in demselben zum Verderben
der Uferlande liegen blei-bt, wenn die Grundabläfse fehlen.
Dasselbe erhöhet dann das Bett, mithin auch die Oberfläche des
Stromes.,' und so breiten sich die Ueberschwemmungen immer
weiter in das Land aus. Doch diese in der Natur der Sache lie-
„ende Regel wird nur selten befolgt, wenn gleich die fruchtbarsten
Uferlande jährlich mehrmahlen überschwemmt werden:
Viehseuchen und'ansteckende Krankheiten unter den Uferbewohnern
jährlich eihtreten und unabsehbare Moräste daselbst liegen ,
wo die treflichsten Wiesen und selbst Weitzenland seyn könnte!
Man spricht viel von Verbesserungen aller A r t , und kann sich
nicht einmahl zur Verbesserung der Wehre auf den Hauptflüssen
des Landes und zur Niederreifsung eitler elenden Mühle; Wenn sie
gleich nur 200 fl. einbrächte, und jährlich 5oooo fl. schadete; ent-
sehliefsen , wie ich denn hierüber im Ren Bande der von mir umgearbeiteten
Uebersicht der WasSefbaukuns’t einen Fall von einer
am Landgraben im Darmstädtischen liegenden Mühle mitgetheilt
habe. Ich habc-von der dortigen Altstrocknung eines großen Bezirkes,
die genauesten Vorschläge-entworfen; die Regierung kann
zu den wohlwöllähsten 'und Aufgeklärtesten in Europa gezählt
werden, und doch mögen ulese^Vorschläge noch jetzt nicht aüs-
geführt seyn ! In der Thät isf es*sonderbar, dafs solche nützliche
Unternehmungen nicht mit* allem Ei-fer durchgeführt werden,
und man kann diese Erscheinung keiner andern Ursache beymes-
sen , als dafs die W^sserbaukunde'für diejenigen1, von denen die
Befehle ausgehen ,■ noch ein fremdes Gebiet ist; Ja -es ist unerklärbar,
warum manche Regierungen den Unfug, welchen die
Müller mit den Flüssen und Bächen treiben ; so gleichgültig an-
sehen, worüber auch La Lande in seinem Werke über die Canäle
klagt’, und die daraus’ entspringenden nachtheiligen Folgen für
die Flufsgegenden Frankreichs zeigt. Unverantwortlich wird diese
Nachsicht, wenn um eines Müllers Willen Bezirke r -ganze
Quadratmeilen grofs , welche die fruchtbarsten Aecker und Wiesen
seyn könnten, in Moräste und sumpfige;Weiden verwandelt
sind! Und doch treffen wir dergleichen Thatsachen in Menge an.
Selbst die Flüsse, welche die Natur zur Schiffahrt und Aufnahme
der kleinen Gewässer eines Landes bestimmt hat , werden mit
Mühlen in die Höhe getrieben, und so zur Erhöhung ihres Bodens
, mithin zu Ueberschwemmungen genöthiget; und in den