ten periodisch herrschen, und ihre Verwüstungen anrichten.
Diese schädlichen Einflüsse eines verdorbenen Dunstkreises erreichen
sogar schon die höhern Berggemeinden, wovon die Gemeinde
Kerenzen ein trauriges Bejspiel ist. Von Jahr zu Jahr schreitet
die Seuche weiter vorwärts ; sie geht über den ganzen Züricher
See weg und erzeugt fern von ihrem Ursprung vorhin unbekannte
Faullieber, die man aus keiner andern Quelle herzuleiten
weifs. — So unaussprechlich vervielfältigen sich die unglücklichen
Wirkungen jener allmähligen Hebung des Linth-Bet-
tes , und schliessen sich zu einer Kette , die ins Unendliche hinausläuft,,!
—
Dieses Bild ist auf die .Möser, Tyrols und Salzburgs, auf die
Veronesischen Moräste , auf die nassen Gegenden an der March ;
auf die Pontinischen Sümpfe, auf diezwischen der Rhone Mündung
und dem mittelländischen Meere liegenden Sumpfbezirke
und auf so viele grofse Bezirke in Europa minder oder mehr anwendbar.
Selbst die Gegend von München würde gesünder und
nicht von so vieler feuchten Luft und scharfen Winden heimgesucht
werden , wenn die Isar nicht ihr Bett erhöht und den Aus-
flufs der Gewässer in der Gegend von Aerdingen erschwehrt hätte,
wodurch das sogenannte Aerdingev Moos , welches beinahe
4 Quadratmeilen enthält, entstanden ist. Doch dieses Moo's läfst
sich austrocknen , wenn man den Entwässerungsgräben einen hinreichenden
Fall gibt, wozu das Gefäll der Isar benutzt werden
kann und die Bewässerung einrichtet.
§. 182. Sachsens und Preussens Flüsse haben gleichfalls ihre
Betten erhöhet, denn die zahllosen Ueberschwemmungen sind
in den neuern Zeiten , selbst da höher als ehemals gestiegen, wo
die Flüsse keine Bedeichung haben.
Ein gleiches tritt mit der Elbe im Hanöverischen ein, mit
der W eser im Oldenburgischen und Bremischen. Wiewohl man
in Preussen und Hanover bedeutende Summen auf den Flufsbau
verwendete und geschickte Wasserbaukundige hat: so sind die
häufigen Versandungen der Flüsse und die hohen Ueberschwemmungen
ein Beweifs, dafs man dennoch zu sparsam mit Bewilligung
der nöthigen Geldmittel gewesen sey. Bey Bremen verliert
die Weser ihr Fahrwasser immer mehr, eben so die Elbe oberhalb
Hamburg, wiewohl dieser Umstand äufserst wichtig und gefahrvoll
für beyde Handlungsplätze Is t.
ff. i 83. Das unermefsliche Russische Reich hat eine Menge
Flüsse die ihrer Seichtigkeit wegen für die Schiffahrt verschlossen.
sind. So wichtig auch die Canäle und die bereits fahrbaren
Flusse für dasselbe bleiben , so ist doch die Vertiefung oder Schiffbarmachung
der seichten und wilden Flüsse noch unendlich wichtiger.
Riga stand in Gefahr seine Häfenstrafse von den Versan-
düngen in dem Flusse Dwina einzubüssen, hätte man nicht zwo
den Strom einschränkende Leitdämme angelegt!
§. 184. Fast alle grofse Flüsse: der Rhein, die Donau, dér
Nil, die Rhone, die Elbe, der Po, die Weser, die Neva, dér
Dnister, die W'olga , der Don , u. a. m. ergiefsen sich ins Meer
durch mehrere Arme, bilden daher Sand - und Schlammbänke;
die entweder die Mündungen oder das ihnen nahe Fahrwasser
verstopfen, oder einige dieser Flüsse haben eine solche Ausmündung
, welche die Kiesel und den Sand in das Meer dergestalt führen,
dafs sie darin der Schiffahrt nachtheilige Seichten bilden. Es
ist daher die zweekmäfsige Leitung der Flufsmündungen und ihre
Verlängerung in das Meer , ein Gegenstand von der äufsersten
Wichtigkeit. Welche Vortheile würden nicht für Petersburg und
die Russische Marine entstehen , wenn die Newa eine solche Leitung
mittelst Faschinenbauwerken , die mit Steinen beschwert
Verden könnten , erhielte , dafs sie in den Untiefen, die zwischen
Cronstadt und Petersburg in der Ostsee liegen, ein hinreichend
tiefes Fahrwasser hervorbrächte, wodurch auch für den Eisgang
der Newa selbst Vortheil entstände ? Wenn diese Aufgabe gleich
schwierig ist, so scheint sie doch für den W^sserbaukundigen nicht
unauflöfsbar zu seyn !
§. 185. Die Naturforscher haben uns unumstöfslich bewiesen
, dafs mehrere Flufsgegenden ehemals Seen waren, und wir
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