des Publikums gekommenen Acten sich ausgesprochen , und es
ist nach meinen Entwürfen seit einem Jahr bereits viel geschehen!
§■ 180. In Tyrol hat der Etschflufs sein Bett dergestalt erhöhet,
dafs die Gegenden von Botzen, Salum u. m. in Moräste
verwandelt sind , ihre Oberfläche sich über eine weite Landschaft
verbreitet und das Wasser sich in die Uferlande einsaugt. Sonst
fruchtbare Felder sind nicht nur allein hier , sondern auch an mehreren
Flufsstellen jetzt Möser, die eine höchst ungesunde Luft verursachen
und die Constitution der Menschen die'auf mehrere Quadratmeilen
wohnen — verdorben haben. Wiewohl diese tödlichen
Fieber und Viehseuchen erzeugenden Möser wenigstens den
12tenTheil aller fruchttragenden Thäler Tyrols ausmachen; das
Getreide Land und die Wiesen in einem sehr hohen Werthe stehen;
die Vertheidigung des Landes von den Getraide-Vorräthen
und dem Schlachtvieh abhängt; das Militair in Ty ro l, wo es an
arbeitenden Händen fehlt zu Unternehmungen der Art mit Nutzen
und zur Zufriedenheit dgr Tyroler hätte verwendet werden
können , und die Austrocknungen sich hundertfach verzinsen würden:
so ist es dennoch bey demjenigen , was die grofse Kaiserin
Maria Theresia für die Austrocknung bey Botzen gethan hat, geblieben.
Diese Erhöhung der Flufsbetten in Tyrol und allen
übrigen Gebirgslanden entsteht vorzüglich dadurch, dafs die Bergströme
sich nicht unter einem spitzen Winkel mit den Hauptflüssen
vereinigen, folglich das Material, welches sie führen, in den
Hauptflufs lagern, indem sie dessen Abflufs retardiren, sonach
das Vermögen, womit derselbe das ihm zugeführte Material fort-
fühfen kann , schwächen. Man sieht daher wie nothwendig eine
zweckmäfsige Vereinigung der Bergströme mit den Hauptflüssen
eines Gebirglandes ist!
§. 181. Auch die Schweitz wird nicht allein von den Erhöhungen
der Flufsbetten, sondern von dem Steigen ihrer Seen
heimgesucht, welches durch die Absetzung des von den Bergströmen
herabgeführten Materials entstehet. So hat der Wallen-See
und die Glarener - Linth, die schönsten Fluren in Sumpf Yerwandelt.
Wem das Bild aller Uebel, welche aus den Flufs-Erhöhungen
folgen , nicht lebendig vor Augen steht, für den sey folgende
Stelle , über die Wirkung des erhöhten Linth - Flusses für
die daran liegenden Gegenden, aus den gemeinnützigen Schw'eizer-
Nachrichten , gewidmet.
“Um dieses Unglück in seiner ganzen furchtbaren Gröfse zu
überblicken ,- mufs man sich in die Lage der beklagenswürdigen
Einwohner hineindenken. Welch ein nagenderKummer zu zu sehen
, wie nach und nach ihre schönsten Besitzungen ein unerbittlicher
Raub der um sich greifenden Verwüstung werden ! Ordnung,
Arbeitsliebe, Fleifs und Sparsamkeit schützen sie nicht mehr gegen
Mangel und Armuth! Auch im Heiligthum ihrer Häuser finden
sie bald keine Zuflucht mehr. Die Strafsen von Wallenstadt
und Wesen sind im Sommer nur noch für Schiffe brauchbar ; die
Ueberschwemmung fluthet in die Erdgeschosse der Häuser, und
ersteigt schon da ,und dort die ersten Stockwerke, da dann im zurückgelassenen
Schlamm die Sommerhitze verpestende Dünste entwickelt,
und eckelhafte Insekten erzeugt. Man kann wohl denken,
wie das auf die Gesundheit wirkt! Die Bevölkerung ist schon
seit langem unter ihrem ehemaligen Verhältnisse; in den schwächlichen,
blassen, kraft und geistlosen Gestalten glaubt man wandelnde
Schatten zu sehen , abgehärmt durch- das Gefühl ihrer eigenen
Abnahme, noch mehr aber durch den Anblick ihrer Kinder
, in welchen die überhandnehmende Degradation an Geist und
Körper noch sichtbarer ist, so dafs man am Ende mit dem Boden
zugleich auch das gänzliche Versinken der Menschheit befürchten
mufs. — Nicht nur diefs , sondern ein in dem trägen
Moraste und faulendem Wasser bereiteter Krankheitsstoff theilet
sich endlich dieser ganzen, zwischen hohen Gebirgen gefangenen
Luftmasse mit. Daher die stets gefährlicher werdenden Wechsel-
und tödtlichen Faulfieber , welche nicht mehr blos in den Städten
Wallenstadt und Wesen , sondern in den grofsen Dörfern Müh-
lihorn, Moliis, Näfels, Urnen, Bilten, Schännis und in den
Weiter das Thal hinab gegen den Zürich - See liegenden Dorfschaf