meer, einem Retranchement ohnweit Bussum, eine Redoute bey
t’Veen nicht weit von Utrecht, der Citadelle von Muyden und
der Festung Naarden gedeckt.
§. 18. Wird die mit einer Inondation umgebene Festung
oder Landschaft während solcher kalten Jahreszeit, worin die
stehenden Gewässer zufrieren, belagert oder angegriffen: so mufs
man die Wasserhöhe der Inondation, mittels dem abwechselnden
Oeffnen und Verschliefsen der Stau-Vorrichtungen in stetem Steigen
und Fallen erhalten werden, damit die Wirkung der Kälte vermindert
, und die Eisdecke zum Fallen und Einstürzen genöthigt
werde, welches geschieht, wenn sie hohl liegt. Dieses wird frey-
lich bey Inondationen grofser Landesbezirke nicht viel fruchten.
Es haben daher die Holländer i. J. 1757. von ihren künstlichen
Ueberschwemmungen wenig Nutzen ziehen können, zumal da die
Alliirten es nicht der Mühe werth achteten, Naarden, die Citadelle
von Muyden, Gorkum., Loewenstein, Woudrichem, Heusden
und Herzogenbuseh zu vertheidigen. Selbst Grave hat sich nicht
lange gehalten. Auch in heifser Jahreszeit, worin die. Ausdünstungen
stehender Gewässer der Gesundheit schädlich sind, mag
diese Maasregel angewendet werden, wodurch die Meinung derer,
welche künstliche Inondationen wegen dem nachtheiligen Ein-
flufs, den sie auf die Gesundheit der Besatzung haben kann, verwerfen
, widerlegt wird.
§■ 19- W ir wollen jetzt sehen, wie diese Grundsätze bey
den wichtigsten in Europa bestehenden militärischen Inondationen
befolgt sind, indem Ich meine in Holland gemachten Reisebemerkungen
und Localuntersuchungen dazu benutzen w ill, die
jeder in der Fortificationskunde nicht fremde Wasserbaukundige
machen kann , wenn er eben so wie ich das nöthige Geld
daran wendet und die genauen Karten, welche ich in diesem
Werke geliefert habe, dazu benutzte. Ich will daher versuchen
zu entwerfen die:
Raisonnirende Darstellung der künstlichen Inondationen Hollands
und die Benutzung des Strandes und der Seemündungen zum
Angriff und zur Vertheidigung.
§. 20. Die Vertheidigung des jetzigen Königreichs Holland
mit Hülfe seiner militärischen Inondationen hat gegenwärtig eine
ganz neue Form und Ansicht gewonnen und diejenigen militärischen
Puncte , welche ehemahls für Hollandsehr wichtig waren,
sind es jetzt bey weitem nicht mehr. Die Festung Wesel
deckt nämlich Geldern gegen einen Angriff vom Rhein, so dafs
Arnheim, Nymegen, die Retranchements vom Gelderschen-Oort
und der Sternschanze Tab. xv. ihre ehemahlige Wichtigkeit ver-
lohren haben. Heusden, Herzogenbuseh, Grave und Gertruyden-
berg, als gegen Frankreich liegend, sind gleichfalls nicht mehr
von Bedeutung. W^er daher die künstlichen Inondationen dieses
Landes erörtern will, der mufs sich in diejenigen Zeiten versetzen,
als die ehemahligen vereinigten Niederlande noch selbstständigwa-
ren , und sich so wohl gegen Frankreich , als Preufsen und England
zu schützen hatten. Diese Zeitperiode werde ich daher zur
Abhandlung der oben bezeichneten Materie wählen r welches ich
hiermit ausdrücklich zu erklären für nothwendig erachte.
§. 21. Die-ehemahligen Provinzen Geldern, Utrecht und
Holland sind , seitdem sie einige künstliche Inondationen , die
erst im XVIII. Jahrhundert die jetzige Vollkommenheit erreicht
haben — hatten, viermahl von Feinden angegriffen worden. Zuerst
von den Spaniern, dann von Ludwig X IV , das 3teMahI
von Preufsen, und endlich von Frankreich, während des harten
Winters 179-j. Der zweyte Angriff gelang nur bis Naarden;
der dritte wurde von Partheywuth begünstigt und der vierte
würde wahrscheinlich nicht so vollständig gelungen seyn, wie er
gelang, hätten die Oestereichischen Generäle am linken Rheinufer
bey Düsseldorf an dem Dorfe Heerd die Anhöhe verschanzt; die
Düsseldorfer Rheinkrümme durchgegraben und unter Mühlheim