ist — wenn dem Flufs keine andere Bahn gegeben wird —- eine
für die Schiffahrt hinreichend breite TVasserstrafse auszusprengen,
oder es sind die einzelnen Steine fortzubringen. Dieselbe ist an
derjenigen Seite, wo sie in der fortgesetzten Richtung der Stromrinne
zu liegen kömmt, und eine für die Schiffahrt bequeme Aus-
und Einmündung erhält, zu hewirken. Die dem Landufer gegenüberstehende
Wand einer solchen ausgesprengten oder von
Steinen gereinigten Schiffahrtsstrafse , ist mit den ausgesprengten
grofsen Steinen nach Art der trockenen Mauren regelmäfsig aufzusetzen,
und zwar wenigstens 2' über denjenigen Wasserstand, bey
welchem die Schiffahrt noch Statt findet. \Vo aber die Wasserfälle
überein thonigtes Erdreich gleiten, müssen den Strom leitende
Faschinenbauwerke dergestalt angelegt werden , dafs sie ihn in
eine für die Schiffahrt bequemen Wasserstrafse und in den übrigen
Theil des Flufsbettes unschädlich für die Ufer leiten, im Fall dem
Flusse mittelst Durchstichen keine neue Richtung zu geben ist.
§. 227. Auch diesehr engen Profilstellen und vorzüglich die in
den Flufs hineinstehenden Ecken setzen der Schiffahrt grofse Hin-
dernifse entgegen, weil sie die Geschwindigkeit des Stromes sehr
vergröfsern , folglich nicht selten Wasserstürze und Wdderströme
verursachen. Dieselben sind daher abzusprengen , wenn sie aus
Steinen und Felsen bestehen , oder abzugraben , wenn es Thon-
und Erdufer sind.
§. 228. W’elche Correctionen und Veränderungen man
auch wegen der Schiffahrt mit den Flüssen bewerkstelligen mag,
so ist doch stets die Anlage bequemer Ziehwege ein wesentliches
Bedürfnifs. Diese müssen so viel als möglich auf einem und demselben
Ufer des Flusses , und so hoch angelegt werden , dafs sie
noch brauchbar sind, wenn der Strom eine Höhe erreicht, bey
welcher die Schiffahrt nicht unterbrochen ist. Sie müssen über
die Bäche und kleinern Flüsse , welche sich in den schiffbahren
Flufs ergiefsen, mittelst Brücken, gehen; eine hinreichende
Breite bekommen; endlich fest, trocken und gut unterhalten
werden. Da, wo sie'auf einem steilen Ufer liegen , und wo das
Vorufer des Flusses aus Steinen und Felsen besteht, welche die
Schiffstaue abreiben, lege man horizontal, runde Bäume; entweder
unmittelbahr auf die Mauern und natürlichen Ufer , oder auf
einen Abstand von 20' vertical eingerammten Pfählen. Ueber diese
Hölzer müssen die Taue hingleiten , die daher Streichbäume
heifsen. Da wo nur kleine Uferstrecken so rauh und ungleich
sind, dafs sie die Schiffsseile abschleissen , werden perpendiculär
auf den Strom, über das Vorufer hin, d. i. vor dem Ziehwege,
auf den nöthigen Abstand, Streichbäume gelegt, die am Rande
des Ziehweges auf dem Boden und am Vorufer etwa 4 bis 6 Fufs
auf vertical eingerammten Pfählen liegen. Sowohl bey den Ziehwegen
längs Flüssen , als Canälen , sind in denen der Agrikultur
oder der Gärten wegen gemachten Mauern und Zäunen, die sie
kreutzen, Fallthore anzubringen, die eine Einrichtung erhalten ,
bey welcheF der Schiffsreiter dieselben vom Pferde ab öffnen kann
und die sich selbst verschliefsen. Das auf T. 100. F. 49. dargestellte
Fallthor ist zu dieser Absicht sehr bequem. Dasselbe hat zwey
Ruhebügel a und b, diedergestalt gestaltet sind, dafs die Zapfene
undd dieselben wechselsweiseaufnehmen: man mag das Thor nach
der einen oder andern Seite öffnen. Mittelst der Fallklinke, die
oben eine Feder erhält und in die Rinne ƒ einfällt, wird das Thor
zugestellt, die aber der, auf das das Schiff ziehende Pferd sitzende
Reiter, leicht aufdrücken kann.
§. 229. Da die Schiffmühlen nicht nur Widerströme , Un-
regelmäfsigkeiten des Bettes und Uferabbrüche verursachen, sondern
auch der Schiffahrt sehr nachtheilig sind, so bleiben sie
mit einer guten Benutzung der Flüsse unverträglich und können
höchstens nur vor das den Ziehwegen gegenüberstehende Ufer geduldet
werden ; keinesweges aber, wie so häufig geschieht, vor
das Ufer, worauf der Ziehweg geht. Auf vielen Flüssen, selbst
auf der Donau in Schwaben und Bayern, sind auch die elenden und
niedrigen Brücken einHindernifs für dieSchiffahrt. Wenn nämlich
der Wassers tand 5' über den niedrigsten steht, der eigentlich
für die Fahrt stromabwärts der befste ist: so können die grofsen
V. B a n d . aff.