nen. Ein solches Beyspiel ist vorzüglich bey dem Niederrhein
und der Gelderschen Yssel (II. B. S. 216.) vorgetragen. Ich
könnte mich daher nur hlos auf dieses alles beziehen, wenn ich
nicht überzeugt wäre, dafs eine gedrängte Darstellung der wesentlichsten
zur Verbesserung der Schifffahrtsfähigkeit eines Flus-
sus abzweckenden hydrotechnischen Maximen, dem Leser das
Studium dieser Materie sehr erleichtern wird, die ich also jetzt
geben will.
216. Die wirkende Kraft, welche die Bewegung eines Stromes
hervorbringt, bestehet in dem Druck, den das Wasser einer
obern oder höherstehenden verticalen Wasserwand (Queer-
schnitt des Stromes) auf eine niedriger stehende Wand — vermöge
seiner Flüssigkeit, Klebrigkeit (Cohäsion) und Schwere —
nach allen Seiten ausübt. Hieraus folgt also, dafs die Gewässer
nicht nur auf einem horizontalen, sondern selbst über einem abwechselnd
steigenden und fallenden Boden, strömen können.
Da aber in allen natürlichen, von der Einströmung der Meeres-
fluth frey seyenden Flufsbezirken , die obern Queerschnitte weniger
Wasser als die untern führen: so müssen die Flüsse, nach ihrer
gesammten Länge, einen Abhang haben, wenn sie ihn gleich
in abgesonderten Flufsbezirken entbehren können. Dieser Abhang
des Bodens ist daher nur eine die Geschwindigkeit der flie-
fsenden Gewässer beschleunigende Kraft und keine zur Bewegung
derselben unentbehrliche Ursache. Wdll man daher dem
Strom eine gröfsere Geschwindigkeit verschaffen, um das Bett
zur Schifffahrt zu vertiefen, so mufs ihm ein gröfserer Abhang
gegeben werden. Da wo also eine Erhöhung in dem Bette liegt1,
mufs man dasselbe mittelst Bauwerken schmälern , um jene vom
beschleunigten Strom fortzujagen. Es wird nämlich die Wassermenge,
welche ein Strom liefert, gefund en, wenn man den
Queerschnitt mit der mittleren Geschwindigkeit des Stromes vervielfältiget.
Weil nun jeder Flufs sein Gewässer stets abführen
mufs, wenn er nicht aus den Ufern treten soll, so wird eine Verkleinerung
der Profile auch eine gröfsere Geschwindigkeit hervorig
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bringen, wenn man nähmlich die erstere auf den gesammten zu regulierenden
oder zu vertiefenden Flufsbezirk anwendet, und diese
Einengung mufs so lange wiederhohlt werden, bis sie diejenige
Geschwindigkeit des Stromes bewirkt hat, mittelst welcher das
erhöhte Bett für die Schifffahrt hinreichend tief ausgewühlt wird-
§. 2 1 7 . Da für die Schifffahrt eine gleichförmige Tiefe und
Geschwindigkeit äufserst vorteilhaft ist, weil alsdann der Strom
der ganzen Länge des Flusses nach, die geringste relative Geschwindigkeit
hat: so müssen alle Bauwerke dahin abzwecken
dem Bett, auf dessen gesammte Länge, einen gleichförmigen Abhang
zu verschaffen. Da wo das Bett einzelne Erhöhungen hat,
wird man durch diese Mafsregel eine gröfsere Geschwindigkeit
oberhalb denselben hervorbringen; eine geringere aber, wo das
Bett stärker fällt wie unterhalb, als der gleichförmige, der gesammten
Länge entsprechende Abhang des Bettes in dieser Flufs-
strecke hervorbringen würde. Strömte aber die W^assermasse
über das gleichförmig fallende Flufsbett in Hinsicht der Schifffahrt
zu schnell: so müfste man sich zu der Anlage einzelner Erhöhungen
oder Wehren entschliefsen, welche den partiellen
Abhang , d. h. den Abhang einzelner Flulsbezirke verringern,
und die Schiffsdurchfahrt durch Wehre, mittelst Schleusen oder
Schiffsdurchlässen einrichten. Das befste Mittel bleibt alsdann
immer die Wehre für sich und mit ihren Grundablässen bestehen
zu lassen; längs denselben aber Seitencanäle mit Kammerschleusen
anzulegen.
§. 218. Weil der Druck von den obern Queerschnitten
des Stromes auf die nächstfolgenden vorzüglich die Bewegung des
^Vasse^s hervorbringt und solche beschleunigt, d. h. das Angriffsoder
Austiefungsvermögen des Stromes bewirkt: so mufs man einen
für die Schifffahrt zu seichten Flufs zwischen Dämmen, Bauwerken
oder dem natürlichen Ufer einschliefsen und ihm weder
viele Arme noch starke Krümmungen gestatten. Alles was ich
daher im I und II Bande von der Regulirung der Flüsse und
den Anlagen der Bauwerke vorgetragen habe, findet hier eine