Mittel bedienen sich auch wohl die Flufsschiffer und Flofsfahrer.
Oerathen sie nämlich auf eine Sandbank, so legen sie am untern
Theil des Schiffes oder Flofses eine Planke auf der hohen Kannte
in den Strom, stemmen sie an das Schiff oder den Flofs und ziehen
sie in einer schiefen Richtung mittelst Seile oder Haken gegen
den Strom , welcher damit etwas aufgestauet wird , daher gegen
den Flofs oder das Schiff anströmt. Auf diese Weise macht
man auch wohl den Sand flüchtig und deswegen eine gröfsereTiefe.
Diese Planke leistet also im Kleinen, was ein versenkter Prahmen
im Grofsen bewirkt. Eine ähnliche Vorrichtung habe ich im
Venetianischen und im südlichen Tyrol an den Wildbächen gefunden,
die auch bey solchen Leitcanälen (Durchstichen) Anwendung
findet , deren man sich in flachem Terrain, worüber
der Strom sich ausbreitet und daher nicht in die Tiefe wirken
kann , in kleinen Flüssen, bedient. Man stellt nämlich Holzböcke,
die drey Füfse haben (eavalettj) auf das flache Ufer und lehnt
daran nach derStromseite zu, 2 bis 3" dicke Bretter, die auf die
zwo vordem Füfse oder Spreitzen des Holzbockes mit hölzernen
Nägeln befestiget werden. Auf diese Weise fliefst der Strom
längs einer Bretterwand.
§■ 191. Erfahrne Wasserbaukundige werden der unzureichenden
Wirkung solcher Hülfsmittel wegen , Flufscorrectionen
bewirken und sich zur Anwendung von Austiefungs-Vorrichtungen
und Maschinen nur äufserst selten entschliefsen, ja, solche vorzüglich
nur in Häfen, Canälen und Bassins anwenden. Bäume,
Wurzeln , Pfähle und Steine hingegen müssen sehr oft aus dem
Fahrwasser fortgeschaft werden. Folgende Methoden , die wie
es sich von selbst versteht, bey dem niedrigsten Wasserstande, also
öfters im Winter zu bewerkstelligen sind, werden bey Räumung
der Fahrwasser aller Art gute Dienste leisten. Bäume und
Wurzeln müssen am schwersten Theile mit Ketten umschlungen
oder mit der Steinklaue und Steinzange gefafst, (Tab. 100, Fig.
28. 40. | i . | mittelst eines auf Flössen oder Fahrzeugen angebrachten
Wuchtbaumes, Fig. 3i. gehoben und dann mit einerErdwinde
h, Fig- 3o oder mit Flaschenzügen, auch mit Zugmaschinen
4. B. S. 205 und 286, und an die Kette befestigten Seilen, über
das Flufsbett hin aus dem Strom ans Ufer, längs welchem die
gröfste Tiefe in der Nähe ist, damit der Strom die Lasten hebt und
das Manöver erleichtert, geschleppt werden kann. Der aus einem
Balken Fig. 3i. mit einem Einschnitt a, versehenen Wuchtoder
Hebebaum, kann auch , wenn er über 5o' lang seyn mufs,
aus gezahnten Hölzern oder zusammengebundenen runden Stämmen
bestehen. An dessen vordem Theil wird ein 2" starker eise-
nerHaken c mittelst dreyer Ringe befestiget, in welchem die Haltkette
d, die man um den auszuziehenden Pfahl g schlingt, eingehangen
wird. Er liegt auf einem mit einem scharfen eisernen
Sattel b versehenen Stuhl und wird mittelst eines Richtbaumes d,
und den Scheiben e, oder einer Rammmaschine aufgezogen. Auf
dessen hinteres Ende , welches mit den Seilen ƒ / hin - und hergezogen
wird, während man an den auszuziehenden Pfahlgkehlägt,
kann ein Rammklotz herunter fallen , wenn der Pfahl sehr feste
steht. Auch kann in dem Ende des Wuchtbaumes eine Schraubenmutter
und darunter eine Schraube angebracht werden, um
es herunter zu schrauben. Zum Ausziehen der Pfähle oder zur
Hebung der Bäume kann gleichfalls eine einfache Schraube , eine
Hebelade oderauch die in Fig. 10, Tab. 100 dargestellte Winde
gebraucht werden, wiewohl der Wuchtbaum den Vorzug hat.
Sogar mittelst der Rammmaschine können Pfähle ausgezogen werden
, wie dies im i v . B. S. 261. gezeigt ist. Auch kann dazu der
Hebel auf die im iv. B. S. 262. beschriebene Art angewendet werden.
Hat man eine ganze Reihe von Pfählen auszuziehen , so
kann der Wuchtbaum über ein an zwo Pfählen mit Klammern
befestigten Balken gelegt werden , um den dazwischen stehenden
Pfahl auszuziehen.
Sind die Bäume und AVurzeln aber nicht tief in den Grund
eingesenkt: so bringt man die Zugseile daran, ohne sie vorher zu
wuchten und windet sie mit der Erdwinde ans Ufer. Auch be