Beyläufig gerechnet wird dieser Canal und die Brücken nicht
überzwey Millionen kosten. Der Damm wird, wie sich dies
von selbst versteht, mittelst zwo Schiffahrtsschleusen passirt, so
dafs diese die Hochgewässer vom Canal und dem Marchfelde abhalten,
wie in Holland und mehreren Ländern mit dem besten Erfolge
geschieht und wie dies in diesem Werke beym Schleusenbau
gelehrt ist.
III. Von den Aufstauungen und Schlffsdurchlässem so wie von der Anwendung
der Stau - und Kammerschleusen zum Behuf der Schlffbahrmachung eines Flusses.
§• 247. Wenn ein Flufs in dürren Sommerzeiten zu wenig
Wasser führt, um die Schiffe zu tragen: so legt man Wasserstauungen,
zuzuschliefsende und zu öffnende Durchlässe an,
um das Wasser bis zur schifffahrtsfähigen Höhe aufzustauen
und die Schiffe durchzulassen, die daher Schiffsdurchlässe (fr. Per-
tuis, Pas, demi — écluses, écluses simples, portières, portes, marinières,
portes des gardes oder passelis) genannt werden. Diese
Durchlässe sind auch daselbst nothwendig, wo in dem Flusse
zur Treibung der Maschinen oder zu Bewässerungen Wehre
hegen: und eine hinreichende Ursache vorhanden ist, um welcher
willen der Wasserbaukundige nicht Kammerschleusen an-
legen will. Da ich die Anwendung der Stau - und Kammerschleusen
zur Schiffbarmachung eines Flusses, für sich abhandelte,
so begreife ich hier unter Schiffsdurchlässe, mit Balken zu ver-
schliefsende und zum Behuf der Schifffahrt dienende Durchlässe;
wiewohl im Allgemeinen auch dazu die zur Schiffahrt
anzulegenden Stauschleusen gezählt werden können. Was die
Bauart und das Manöver bey dem Oeffnen und Zuschliefsen anbetrifft,
so ist dies bereits $.19 und 21 beschrieben. Folgende
Regeln und Maximen sind bey ihrer Anlage zu berücksichtigen.
Sie können angelegt werden : 1) wo der oberhalb derselben
liegende Flufsbezirk eine zur Schiffahrt und zur Treibung
der Maschinen hinreichende Wassermenge behält, während sie
geöffnet sind , und welches wenigstens 3o Minuten dauert, wo
nicht, So mufs man sich der Kammerschleusen bedienen. 2.)
Wenn der zu übersteigende Fall nicht mehr denn 4A Schuh beträgt,
weil ein höherer Fall zum Aufwinden oder Aufziehen der
Schiffe zu beschwerlich ist. Da dieses gegen den Strom zu bewirkende
Aufziehen des Schiffes mit zweckmäfsigen Erdwinden
oder Zugmaschinen aller Art, 4-B. S. 275 oder auch von Menschen,
Pferden und Ochsen mit Anlegung einer Scheibe oder eines
Flaschenzuges, wo alsdann nach einer dem Schiffsgange entgegenstehenden
Richtung gezogen wird, geschieht: so mufs zu
dem Aufzieh - Manöver ein hinreichender Raum vorhanden seyn.
Der Schiffsdurchlafs ist demnach an einer Uferseite des Stromes
anzulegen. In schmalen Flüssen wird man ohne ein queer
durch den Flufs gehendes Wehr den Durchlafs machen, indem
derselbe die gesammte Breite des Flusses ausfüllt.
248. Wer die Passage der Schiffe in solchen Durchlässen
mit angesehen hat, wird zwey Erscheinungen beobachtet haben,
die man auch bey allen Freyarchen der Mühlen wahrnehmen
kann, a) Die den Durchlafs durchströmende Wassermasse erhält
vermöge der Acceleration , welche sie über dessen abschüssiges
Bett bekömmt, eine geringere Höhe, jemehr sie sich von der
eigentlichen Balken-oder Schützöffnung entfernt, weil die Profile
sich wie die Geschwindigkeiten verhalten und bey paralellen W änden
die Profilbreite unveränderlich ist. DieseSenkung der Oberfläche
des Stromes im Durchlafs, verursacht der Schiffahrt einen wesentlichen
Nachtheil, indem die Schiffe auf den Boden des Durchlasses
aufstofsen. b) Die durchströmende Masse macht bey zu kurzer
Sohle der Durchlässe unterhalb denselben eine Wellenbewegung,
dehnt sich seitwärts aus und verursacht daher Wirbel
und Widerströme; nicht selten Versandungen, die der
Schiffahrt nachtheilig sind. Beyde Mängel werden folgender-
maafsen vermieden: ad s ) ziehe man die Wände des Durchlasses
unterhalb dergestalt zusammen, dafs sie um A oder A der Balken
- oder Schütz - Oeffnung, jenachdem der Fall geringer oder
stärker ist, sich nähern. Da ein Schiff in solchen Durchlässen