i r . VON D EN B RÜ C K C AN Ä L EN ODER BRÜ C K -WA S S E R L E I TUNGEN
ZÜ.M BEHUFE DER SCHIFFAHRT.
§. 38. Ein Brilckcanal , oder eine Brück - Wasserleitung
(pont-canal ou pont-aqueduc) mufs dergestalt angelegt werden:
a) dafs derselbe das höchste Wasser des darunter fliessenden
Stromes , ohne den obern Gegenden Ueberschwemmungen
zu verursachen , durchläfst. Kann man also dieses selbst mit
einem geradlinigten Gewölbe oder mit einem horizontal gelegten
Brückcanal nicht erreichen, so mufs man den Canal weiter
flufsabwärts (des zu übersetzenden Flufses) verlegen , um mit
dem gröfsern Gefälle eine gröfsere relative Höhe, in Beziehung
auf die Oberfläche des Flusses Hochgewässers etc. für den Brückcanal
zu gewinnen. Zu diesem Mittel mufs man sich lieber ,
als zu der Aufdämmung des Flusses oder zur Vereinigung desselben
mit dem Canal entschliessen , wie diefs auch die Erfahrung
bey dem Aude-und Orbflufs am mittäglichen Canal, zu dessen
Nachtheil bewiesen hat, und worüber ich im nächsten Abschnitte
mehr sagen werde. Da, wo also der untere Theil des
Brückcanals horizontal gelegt werden mufs , um mit dem Horizont
der Canalsohle über den Flufs zu gehen , ist ein hölzerner
oder eiserner Bau nothwendig , weil ein steinernes Werk einen
Bogen oder mehrere Bögen, so flach dieselben auch seyn mögen,
erfordert, b.) Massive Brückcanäle müssen kein "Wasser durchseigen
lassen, weil sonst der Frost ihre Mauern sprengt. Sie sind
daher mit gut gebrannten Ziegeln , oder mit Werk- und Bruchsteinen
, und zwar mit Cement, aufzuführen, und mit einem
einen Schuh hohen Thonlager zu bedecken. Auch müssen deswegen
die Gewölbewinkel vollkommen mit einem mit Cementmör-
tel aufgeführten Gemäuer ausgefüllt werden, c. ) Die Breite der
Brückcanäle im Lichten ist hinreichend, wenn ein Schiff dadurch
gehen kann, und auf der Seite ein sechs Schuh breiter und erhö-
heter Ziehweg ist. d.J Hölzerne Brückcanäle müssen calfatert,
und so stark seyn; dafs sie sich nicht durchbiegen. e.) Eiserne
sollten mit einem Oelfirnifs gegen das Verkalchen gesichert werden.
ƒ ) Zur Abführung des Schnee - Eis - und Regenwassers aus
dem Canal gibt es kein günstigeres Local, als die Wände der
Brückcanäle , weil das Wasser unmittelbar in den darunterströmenden
Flufs stürzt. Jeder Brückcanal sollte daher, wie jeder
Durchlafs in seinen Wänden Schützöffnungen , Drehthore , oder
auch bewegliche Balkenlager zur Ableitung des den Canälen nachtheiligen
Wassers haben. Da, wo aber solche Grundablässe nicht
angelegt werden können , mufs man in der Nähe des Brückcanals
ein Ueberfallwehr in dem Canaldamm errichten , wie mit
dem befsten Erfolge bey dem Brückcanal über dem Wildbach
RepudreTab. 82. (am mittäglichen Canal) ausgeführt ist. In die
ser Hinsicht und wegen des darunter durchgehenden Flusses mufs
ihr Fundament; es müssen ihre Widerlager dauerhaft aufgeführt,
und der Lauf des Flusses in ihrer Nähe rectifizirt seyn, damit derselbe
keinenschädlichen Angriff darauf ausüben möge. Dieser-
wegen sind auch die Oeffnungen darunter so grofs als möglich zu
machen.
§. 39. In Frankreich sind die bekanntesten massiven Brückcanäle,
die den mittäglichen Canal über den Orviel-Cesse - und
Repudre-Flufs (Tab. 82.) leiten, Die Breite im Lichten des ohn-
weit Carcassone über den Orviel-Flufs gehenden Brückcanals beträgt
an der Wasserfläche 36 Fufs, am Boden vier und zwanzig.
Jede der drey Oeffnungen mifst 36, und jeder Pfeiler 6 Schuh.
Die Dicke des Bogens beym Schlufsstein beträgt 6 Fufs. Dieses
Werk besteht aus Bruchsteinen und "Werkstücken.
§. 40. Der über den Flufs Cesse gehende Brückcanal (Tab.
82.) den Vauban angegeben hat, machte das in dem Flufsenoch
1684 gelegene 67 2. Schuh lange bogenförmige Ueberfallwehr un-
nöthig; befreite einen Theil des Canals von Anschwellungen, und
der Versandung , die dieser Flufs häufig verursachte. Die Maa-
fsen und Construction des Baues sind aus der Zeichnung zu erkennen.