Da Wo das Erdreich eine gröfsere Böschung erfordern würde, um
nicht abzustürzen, mufs man Verzäunungen von Pappeln und Weiden,
und andere künstliche Uferdecken von Steinen anwenden , weil
sonst bey zu grofser Böschung der Canal in der Nähe des Bodens
zu schmal wird, als dafs sich zwey Schilfe bequem ausweichen
könnten, wenn nicht dessen Oberfläche sehr breit gemacht werden
wollte. Bey der Sicherung der Canalufer gegen den Einsturz
sollte man jedoch des grünen ausschlagenden steifen Holzes,
so viel als möglich ist, vermeiden; vorzüglich wenn man Steine
zur Ausfüllung der Fach werke, und zur Belegung der Ufer erhalten
kann; denn imo ist das Buschholz dem Zuse der Schiffe,
weil es das Seil aufhält, nachtheilig, und andern Theils befördert
das jeden Herbst abfallende Laub die Anschlämmung des
Canals. In dieser Hinsicht mufs man sich zu den Bepflanzungen
und Verzäunungen der Canalufer derrothen, und gelben biegsam
seyenden und wenig Laub abwerfenden Saalweiden , womit
gewöhnlich die Weinreben gebunden werden , bedienen , und
die längs den Canälen zu pflanzenden Bäume dem Canale selbst
nicht zu nahe setzen. Gleich hey der Anlage des Canals werde
aber, wo es nöthig ist, die Regel befolgt: die Ufer mit Verschalungen
, Pfahlbau , Mauern , oder Faschinenbau gegen den Einsturz
zu sichern, und niemals dieselben zu steil anzulegen.
§• y5. Ist die Abdachung der Ufer oder Seitenwände, so
wie die Breite der Oberfläche des Canals und die Tiefe bestimmt,
so ist auch die Breite der Canalsohle angegeben. Damit aber die
Böschungen vom Wellenschläge so wenig als möglich angegriffen
werden, so bewerfe man dieselben, wo es thunlich ist, mit
groben Kies, Mauerschutt, oder Bruchsteinen, wenigstens so hoch,
als die Wellen reichen.
§. j 6. Die Ziehwege erhalten eine Breite von 12 bis 24',
werden 2 bis 3 über den Wasserspiegel erhoben und mit Kiesel-
Bruchsteinen oder Ziegelgraus beworfen.
§■ 77. Die Bermen oder Absätze können nur da, wo der
Boden locker und der Canal tief in das Erdreich einOae -'
s ch n i t te n wird. Ihre Breite hängt also von d e n Localumständen
ab.
§. 78. Die Form der Canalschiffi (Tab. 97. Fig. 1. 2. 3.)
ist für die Fahrt auf Canälen ein wesentlicher Gegenstand , weil
davon a) die zum Zuge erforderliche Kraftanwendung , d. i. die
Anzahl der Ziebpferde b) der mindere oder gröfsere Angriff der
Ufer des von dem Schiffe gegen dieselben angetriebenen Wassers
abhängt ,y iund man in ökonomischer Hinsicht die Einrichtung
so treffen sollte, dafs die angespannten Pferde einen Trott laufen,
ohne hier eine gelehrt scheinende und in Praxis nicht anwendbare
Abhandlung über diese Materie aus des Don Juan examen
maritime und aus Bossuts Hydrodinamique mit einigen Abänderungen
zu entlehnen, wie ein anderer Schriftsteller gethan
hat, will ich mich an die Erfahrung und den Erscheinungen die
jeder bey dem Gange der Canalschiffe beobachten kann, halten.
1) Ist ein Canalschiff vorne breiter als hinten gebaut Fig. 2. so
empfängt nur der Theil b. A. c. den Stofs des Wassers, und die
Seitenwände cD und dD sind davon verschont, indem längs
denselben eine Senkung der Oberfläche entstehet , worin das
Schiff fortgleitet , ohne Seitenstöfse vom Wässer zu, erhalten.
Diese Aufstauung des Wassers vor dem Schiffe oder an der Stofsfläche
, und die Senkung längs den Seiten haben französische
Gelehrte Dénivellation genannt , die der Professor Langsdorf
durch TVasserpafswechsel sehr richtig übersetzt hat. 2) So wie
ein am untern Theile schmäler als am vordem seyendes Schiff
durch die ihm ausweichende Wassermasse hindurch gezogen
wird, streben die seitwärts fortgeschobenen Wasserschichten nach
der gesenkten Fläche, die das Schiff in denen dem Ruder nahe
seyenden W^asserschichten verursacht, zu. 3) Es entstehen daher
unterhalb dem Ruder, W irb e l, die von dem Lauf des
Schiffes verursacht sind, ( m. s.. Fig. 2: remons effectués par le
mouvement du bateau ) welche zusammenschlagen., dem Schiffe
folgen , und dasselbe vorwärts stofsen , das ist, eine höchst vorteilhafte
Impulsion auf das Schiff ausüben. 4) Dagegen verur-
V. Band. 10.