aber in zu hohem Grade einwirkend, macht sie den
Menschen eben so unfähig zum Denken, als durch
ihren zu grossen Mangel. Auf dem Planeten selbst
windet die höhere Lebenszone * — sie, welche vorzugsweise
den Edelfrüchten so wie den Menschheitleben
bedingenden Getreidearten auf der nördlichen
Halbkugel bestimmt ist, sich durch ein weiches gemässigtes
China, und bezeichnet in ihrer Erstreckung
über Europa, die dem mittelländischen Meere zugewendete
Seite desselben als die Zone, welche, wie
der Blüthe höherer Pflanzen, so auch der geistigen
Blüthe des Menschen vorzugsweise bestimmt ist, und
in diese Zone nun fallen mehr oder weniger jene
Völker. — Tausendfältige Nuancen kommen freilich
hier im Einzelnen in Erwägung, und besonders merkwürdig
ist die Beachtung dessen, dass der Mensch,
einmal in seiner geistigen Macht gezeitigt, gelernt hat,
sich mit einer allerdings immer nur bis auf einen
gewissen Grad gehenden Unabhängigkeit von dem
wirklichen Clima ein eignes künstliches Clima zu erzeugen,
ja sich so gewissermaassen in eine factice
Natur des Hauses und des Zimmers einzuleben. Der
Einfluss solcher Künstlichkeit auch auf geistiges Leben
ist aber ein sehr merkwürdiger und von mir
bereits an einem andern Orte 09 berührt worden. —
S. das beigegebene Kärtchen.
Es giebt Gedanken — erzeugt in einer künstlich erschaffenen
Zimmertemperatur — welche in einem
warmen Lande nimmermehr zum Vorschein gekommen
wären, und zwar gilt dieses sowol im vortheihaften
als im nachtheiligen Sinne; andere Gedanken
wieder gehören so sehr der feinen natürlichen
Welt an, dass sie in verschlossener Stubenluft unverstanden
und absurd bleiben. — Nun finden sich aber
gerade die höchstbegünstigten Völker europäischen
Stammes, wohin doch Germanen und Kelten (Deutsche,
Engländer und Franzosen) besonders zu rechnen
sind, in dem eigenthümlichen Falle, dass sie
halb allerdings dem Einflüsse eines für gewisse Jah-
reszeiten milden Climas dahingegeben sind, zur andern
Hälfte: aber sich gezwungen sehen, für die andern
Jahreszeiten ein künstliches, ein factices Clima sich
zu bereiten. Beachtet man dies recht, so darf man
wohl behaupten, dass gerade von hier aus es sich
gar sehr erkläre, wie diese Nationen, deren geistige
Befähigung unter allen Andern so sehr vorragt, hierdurch
auch mehr als alle Andern in ein merkwürdiges
Dilemma zwischen natürlichen und künstlichen
Zuständen nach und nach hineingeworfen sich finden,
ein Dilemma, welches, einmal gegeben, sofort weiter
greift und endlich die grössten Zweifel und die ernstesten
Kämpfe begründet hat, welche die gegenwärtigen
Generationen der höher gebildeten Welt bewegen.