
Entwicklung des Geistes; ja das-eine Mittel derselben
fordert und hebt dann auch das andere — die höher
gebildete Sprache fordert die Schrift, und die Schrift
wäre nichts ohne die Sprache. .Wirft man nun in
dieser Hinsicht einen Blick auf die Sprachen der Nachtvölker,
so stellen sie sich schon in sofern als durchaus
unvollkommen dar, dass keine derselben selbstständig;
d. h. ohne Beihülfe eines andern Stammes, sich auch
zu ■einem schriftlichen Zeichen — und wäre es auch nur
eine Bilderschrift, entwickelt hat. * — Auch die Sprachen
in sich sind grossen Theils nach Zeugnissen der
Reisenden weder sehr reich noch tiefer ausgebildet,
nur die der Foulahs wird als sehr poëtisch dargestellt.
— Als Gegensatz zu den später zu erwähnenden amerikanischen
Sprachen ist dagegen aufzuführen, dass die
der einzelnen Negervölker wieder eine entschiedenere
Verwandtschaft" unter einander haben, was für einen
gewissen grossem Fluss und mehr organische Ver-j
breitung spricht. Von Ritter 30 wird nach Marsden
angeführt, dass die Sprachen der West- und Ostküsten
von Afrika (also eine Entfernung von etwa 30® der
Länge) so viel Verwandtes haben, dass höchst wahrscheinlich
alle diese Völker sich verstehen könnten —
* Nach Ritter (die Erdkunde, I. Theil S. 350) sind die
Foulahs (Alpenvölker am Westrande Afrikas), die ersten unter
den Negern, deren Sprache mit europäischere Zeichen in
Missionsschriften gedruckt worden ist.
und hierin liegt wieder eine gewisse Compensation der
ursprünglich mangelnden Schriftzeichen dieses Stammes.
Näher in die Abwägung der verschiedenen
Zweige dieses Stammes .gegen einander werde ich
hier um so weniger eingehen, da gerade hierüber
Prichard (a. a. O. II. Thl.) sehr vollständig sich ausspricht.
I I .
Von der geistigen Befähigung in den westlichen
Dämmerungsvölkern. .
Versucht man zuerst die Urvölker Amerikas, so
weit irgend das Licht reicht, welches Geschichtschreiber,
Reisende und Naturforscher über sie verbreitet
haben, in etwas schärfern Ueberblick zu nehmen, so
ist die erste Wahrnehmung, . die man für den hier gewählten
Standpunkt zu machen Gelegenheit hat, dass,
im Vergleich mit den zuvor betrachteten Völkern der
Nachtseite, in diesen der westlichen Dämmerung eine
beträchtliche Steigerung der Geistesanlagen, obwol mit
grossen Verschiedenheiten je nach den einzelnen Stämmen,
ganz unverkennbar sei. Drei Momente sind es
namentlich, aus welchen diese Steigerung klar hervor^
leuchtet: einmal die geschichtlichen Zeugnisse für eine
entschieden höhere staatliche Ausbildung einzelner Völkerschaften,
selbst bis zur Vollendung mächtiger, mit