
sich ihrer nur mit Mühe erinnerte, so wird uns ein
grosser Stamm der Menschheit ebenfalls keinen sehr
hohen Begriff von seiner Idee schon dadurch einflössen,
dass er nicht im Stande ist, es- zu einem gewissen
nachhaltigem Bestehen und zu einer solidem Dauer
seiner Erscheinungsform zu bringen.
Es ist jedenfalls wichtig, wenn man die geistige
Befähigung der westlichen Dämmerungsvölker genauer
untersuchen will, zuerst der von Morton an die Spitze
gestellten Eintheilung in wilde amerikanische Stämme
und den cultivirten toltekanischen Stamm zu folgen.
Von den erstem lässt sich in der Gegenwart ein Ur-
theil fällen, die andern muss man mehr aus ihren
Ueberresten und geschichtlichen Monumenten beur-
theilen. Wenn ich übrigens oben in der geringen
Nachhaltigkeit als Staaten bereits einen,: allen diesen
Völkern ungünstigen Umstand bemerkt habe, so möchte
ich gegenwärtig als einen zweiten, nicht minder bedeu
tungsvollen und nicht minder ungünstigen es namhaft
machen, dass reine eigenthümliche Misshandlung des
höchsten und edelsten menschlichen Gebildes — des
Hauptes — sowol im toltekanischen als im eigentlich
amerikanischen Stamme zur Sitte — oder vielmehr zur
Unsitte werden konnte. — Wir finden nämlich eine
zweifache Art, durch besondern wohl berechneten Druck
während des ersten Lebensjahres den Schädel umzü-
formen: einmal sehen wir bei den erloschenen toltekanischen
Stämmen, und namentlich den vornehmem
Geschlechtern des alten Peru. d>e Gewohnheit herrschend,
den Kopf durch einen in der Occipitalgegend
angebrachten Druck vom Hinterhaupte nach vorn zu-
sammenzudrücken und abzuplatten;-(wie viele am See
von Titikaka gefundene Schädel beweisen), und ein ander
Mal finden wir unter den wilden amerikanischen
Stämmen den Gebrauch verbreitet, den Kopf von der
Stirngegend aus zusammenzudrücken und abzuplatten,
beides Manipulationen, wodurch, zwar das Wachsthum
des Gehirns nicht geradezu absolut beschränkt und
vermindert wird, aber durch welche es doch eine Verschiebung
und Umänderung seiner gewohnten Dimensionen
und mit ihr gewiss auch irgend eine Veränderung
seines Wirkens nothwendig erleiden muss. —
Ausserdem darf man hierher auch zählen die Verunstaltung.
der Antlitzgegend des Hauptes bei den Bo-
tokuden, einem südamerikanischen Stamme, welche
2 _ 3 — 4 Zoll breite runde Holzpflöcke in die Unterlippe
zwängen und dadurch die Ausbildung des Unterkiefers
selbst wesentlich aufhalten, wie deutlich an dem
von Prinz Max von Neuwied 33 abgebildeten Schädel
nachgewiesen werden kann. Liegt nun in alle Diesem
schon an sich als Thatsache eine Veranlassung, höhere
Befähigung zu intelle'ctueller Entwicklung nicht als Anlage
dieser Stämme anzunehmen, so ist ferner auch in
Dem, was Organisation und Geschichte derselben lehrt,
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