
des Gewicht in die Waagschale höherer oder niederer
Geistesbefähigung werfen. — Morton hatte übrigens
nicht etwa unter den Tagvölkern Gelegenheit, Schädel
besonders ausgezeichneter Individuen zu messen, sondern
es waren gewöhnlich ganz geringe Persönlichkeiten
aus dem Volke — Einwanderer, Matrosen,
Soldaten u. s. w. — Dies, und dass unter den wilden
Stämmen überhaupt eine für ihre Individualität gesunde
und kräftige Bildung mehrentheils angenommen werden
darf, giebt Grund genug, eine ziemliche Gleichheit
sonstiger organischer Verhältnisse vorauszusetzen, und
erhöht sonach den Werth dieser aus zwei und einem
halben Hundert Schädelformen ausgezogenen Mittelzahlen
sehr bedeutend. — Wenden wir uns daher zu
den Resultaten, welche aus dieser kleinen, aber inhaltschweren
Tabelle gezogen werden dürfen, so sind es
namentlich die folgenden:
Zuerst tritt augenfällig hervor, dass die räumlichen
Verhältnisse desjenigen Organs, welches die organische
Werkstatt des Denkens unwiderleglich ist — im Allgemeinen
in den vier Hauptstämmen der Menschheit allerdings
wesentlich verschieden gefunden werden, und
dass schon hieraus mit grösster Deutlichkeit gefolgert
werden kann, es sei b e i, diesen einzelnen Stämmen die
Befähigung zu r höchsten Geistesentwicklung keinesioegs
ein und dieselbe, sondern eine durchaus ungleiche.
Zum andern zeigt sich mit grosser Bestimmtheit
in diesen GrÖs'senverhältnissen des Gehirns eme gewisse
Stufenfolge, welche merkwürdig noch in ihrer Wichtigkeit
und Bedeutung erhöht wird, wenn wir auf
manche andere ihnen parallel gehende Momente allgemeiner
körperlicher Bildung in den verschiedenen
Stämmen Rücksicht nehmen. Momente dieser Art sind:
a) das Verhältniss des Schädelbaues zu den Kiefergegenden,
welches durch den Camper’schen Gesichtswinkel
18 sich ausdrückt und in den Nachtvölkern
am meisten thierähnlich, in den Tagvölkern .am reinmenschlichsten
gefunden wird.
6) Das Verhältniss der einzelnen Gegenden des
Schädels, indem sich ebenfalls aus Messungen des
Schädelraums in hinterer und vorderer Kammer nach
Morton, so wie aus kranioskopischen Messungen er-
giebt, dass in den Tagvölkern mehr das Vorderhaupt,
in den Nachtvölkern mehr das Hinterhaupt vorwalte.
c) Die bald gröbere bald feinere Organisation der
Haut, welche, inwiefern sie erstes und allgemeinstes
Sinnesorgan ist, für die Entwicklungen höherer Gei-
stesthätigkeit um so wichtiger wird, je gewisser Gefühl
und Getast die ersten alles Vorstellungsleben orien-
tirenden Sinne genannt werden müssen. In Wahrheit
ist aber die Feinheit und Sinnesentwicklung in der
Haut abermals in den Tagvölkern sehr bedeutend,
während sie in den Nachtvölkern durch stärkere Ablagerung
von Kohlenstoff und gröbere Bildung zurück