
unvollkommen und mangelhaft. * — Besonders be-
merkenswerth für die geringere Ausbildung dieser
Sprachen ist es übrigens, dass ihr Entwicklungskreis
stets so beschränkt gewesen ist, dass jede einzelne
Abtheilung dieser Stämme — fast jede Horde — nicht
nur etwa ihren eignen Dialekt, sondern jedesmal eine
selbst in den Wurzelwörtern verschiedene Sprache
hatte, ** woher es denn kam, dass mit jedem aus-
sterbenden Stamm immer auch eine Sprache untergehen
musste. Selbst wenn wir auf die toltekani-
schen Amerikaner blicken, verhält sich diese Beschränkung
nicht anders: ihre beiden Hauptstämme scheinen
im Ganzen nichts von einander gewusst zu haben
, wenn auch der f Ursprung der Peruaner sich
vielleicht von Mexiko selbst herleiten lässt (m. s darüber
Morton a. a. Orte S. 114), dagegen ist es merkwürdig
und sehr mit für die höhern Geistesanlagen
* In der Reise des Prinzen Max von Neuwied in Nordamerika
Bd. II. S. 657 ist eine Art von Brief eines Wilden
an einen Pelzhändler abgedruckt, der in einer Anzahl Striche
die Kaufsumme, und in einigen schlecht angegebenen kleineu
Thiergeslalten die Pelze verzeichnet, um deren Werth es sich
handelte.
** Prinz Max von Neuwied giebt in der brasilianischen Reise
(II. Bd.) Beispiele der Sprachen verschiedener, meist an einander
gränzender Stämme, und vergleicht man da die Bezeichnungen
für die 'bekanntesten Erscheinungen, z. B. uSonne» ,
so findet man in jedem Stamm einen ganz,andern Namen.
dieser Stämme bezeichnend, dass bei beiden doch
eine gewisse Form einer bleibenden Zeichensprache
sich entwickelt hat, welche in den alten Mexikanern
auch wirklich zu einer besondern Schrift geworden
ist, bei den alten Peruanern aber blos durch ihre
sogenannten Quipus repräse'ntirt wird. Diese letztem
sind die Knotenschnuren, welche sich bei vielen Wilden
finden, in ihrer grössten Ausbildung und Vollkommenheit.
Prescott 38giebt davon eine ausführliche
Beschreibung, und als Beispiel, welche merkwürdige
Mittel der Mensch ausfindig macht, wenn er lebhalt
von dem Drange erfasst wird, seine Gedanken irgendwie
zu verkörpern und durch diese Verkörperung
sie selbst zu heben und zu erleuchten, verweile ich
dabei noch einen Augenblick: — Der Quipu war also
eine etwa zwei Fuss lange Schnur, fest geflochten
aus verschiedenfarbigen Fäden, von denen eine Anzahl
feinerer Fäden in Form einer Franse herabhing.
Bezeichnend für die auszudrückenden Begriffe
waren theils die Farben, theils die Zahl der in die
Fäden geknüpften Knoten. Hauptsächlich dienten die
letztem zur Bezeichnung numerischer Verhältnisse,
während die Farben symbolisch andern Begriffen galten;
z. B. weiss bedeutete Silber,, aber auch Frieden
— gelb, Gold, — roth, Krieg u. s. w. Eigne Beamtete
(Quipucamayus d. i. «Quipu-halter», wie wir
Buch-halter sagen) waren angestellt, um durch solche