
erscheint, aber dagegen auch rastlos vorwärts getrieben
wird, immer neuen Metamorphosen entgegeneilt,
und so zuletzt eine Weite und Grösse erreichen kann,
welcher wir, wenn sie mit innerer Wahrheit und
Schönheit gepaart ist, stets die ausserordentlichsten
Leistungen für die gesammte Menschheit zu verdanken
gehabt haben.» — Der hier dargelegte Unterschied,
wie er dem Menschenbeobachter überhaupt zu vielfältigster
Anwendung Gelegenheit darbietet, und wie
er somit dient, viele einzelne Charaktere richtig zu
beurtheilen, er ist auch auf ganze Völker im höchsten
Grade anwendbar und eignet gegenwärtig bei der Betrachtung
chinesischer Zustände sich namentlich dazu,
den wahren Brennpunkt unserer Erwägung hervorzuheben.
* Wer könnte namentlich die obigen Worte
von dem zeitig zu einer gewissen Starrheit Gelangen,
von dem nicht mehr möglich Sein weiterer Entfaltung,
neuen Hervorbildens und lebendigen Assimilirens des
Fremden u. s. w. hier lesen und nicht an China
dabei denken! — Es ist in ihnen sowol manches
sehr Gute und Lobenswerthe dieses Volkes zugegeben
, es ist aber auch auf das, aller höhern Entwicklung
Thür und Thor Verschliessende, ja auf das
Verwerfliche und Kümmerliche davon abhängender
Zustände hingewiesen, und sofort die Entstehung des
Pedantismus und Philisterthums in seiner Unvermeidlichkeit
dargethan. — Der Geist des Menschen, seiner
höhern Natur nach, ist nicht auf irgend einen
Stillstand gewiesen, nicht wie der leibliche Organismus
soll er schon in jungen Jahren sein Wachsthum
aufgeben, sondern eine unendliche Bahn ist ihm offen
gelegt, und auf dieser anhaltend, wenn auch bald
schneller bald langsamer, sich vorwärts zu bewegen,
ist ihm aufgegeben. Einer solchen Rastlosigkeit sich
bewusst zu sein, kann zwar manchmal zu grosser
Qual, häufiger aber zu grosser Glückseligkeit gereichen,
und denken wir nach über alles sehr Bedeutende,
das in der Menschheit hervorgegangen ist, so
werden wir es zuletzt und zumeist doch eben diesem
rastlosen Triebe zu danken haben. — Wie wir daher
im Leiblichen, wenn seine Entwicklung und Fortbildung
auf einmal aufgehalten wird und stillsteht, eine
Hemmungsbildung annehmen und in ihr den Grund der
meisten Missbildungen finden 46, so erscheint uns auch
im Geistigen —| ja dü^ besonders — jedes Stehenbleiben,
jedes vollständige Abschliessen und Unbeweglichwerden
als etwas Mangelhaftes, ja sehr leicht
sogleich als etwas Monströses. — Bei den Chinesen
ist ohne Zweifel auf diese Weise am besten zu begreifen,
wie Das in ihnen sich entwickeln konnte,
was man vielleicht am besten als das allgemeine Rokoko
der Menschheit bezeichnen darf.
Gehen wir gegenwärtig weiter in der Erwägung
der geistigen Befähigung des Mongolen und insbeson