
gegeben war gegen den Menschen der Nacht, *ohne
aber auch zugleich andern Theils zu erkennen, ivie
viele schwere und seltene Bedingungen zusammen
wirken mussten, bevor die Menschheit wirklich zum
Ziele höherer und eigentlich schöner und nachhaltiger
Entwicklung gelangen konnte, welche doch unter allen
eben nur den Tagvölkern Vorbehalten bleiben
sollte. —- Uebrigens kann ich diesen geschichtlichen
Rückblick nicht endigen, ohne noch die Bemerkung
beizufügen, wie eigentümlich das Verhältniss zu
europäischer Bildung dort sich bewiesen habe ,
dass nämlich in diesem Falle durch Begegnung von
Europa mit Amerika, die dort bereits hervorgegangene
selbstständige Entwicklung wieder vernichtet werden
musste, während in Afrika nur erst unter europäischer
Einwirkung ein Vorrücken höherer Bildung gelang.
— Man wird dadurch abermals auf die eignen
Gesetze der Anziehung und Abstossung unter Menschen
aufmerksam. Wo noch ein gewisser indifferenter passiver
Zustand vorhanden ist, wird das höhere Individuelle
bequem sich mittheilen, wo aber bereits ein
Individuelles, aber noch Geringeres sich entwickelt
hat, da tritt bei Annäherung eines höhern Individuellen
sogleich der Streit hervor — die geringere Existenz
muss dann erst überwältigt werden, und nur alsdann,
wenn sie durch dieses Ueberwältigen nicht zugleich
ganz vernichtet worden war, kann auf dem Boden einer
neuen Indifferenz auch die höhere Bildung sich mittheilen.
Es bliebe jetzt noch übrig, hinsichtlich der wilden
oder halbwilden Bevölkerung jenes Ungeheuern Con-
tinents, insoweit deren geistige Befähigung sich gegenwärtig
aus den Berichten der Reisenden, Colonisten
und Missionäre hervorstellt, einige Bemerkungen nachzutragen,
nachdem ich weiter oben schon auf das
Geringe in Bezug auf Entwicklung ihrer Sprachen
aufmerksam gemacht habe. — Tn Wahrheit bieten
aber die Schilderungen ihrer Zustände grösstentheils
nur ein und dasselbe traurige Bild einer fast thieri-
schen Roheit dar, und rufen den Gedanken auf, dass,
so wie es eine Thatsache ist, der einzelne Mensch
könne schlechterdings nur unter der Bedingung einer
Wechselwirkung mit andern Menschen sich zum eigentlichen
Menschen entwickeln, und die höhere Blüthe
des Geistes in seiner Seele hervorrufen, — ein Aehn-
liches auch von der Wechselwirkung ganzer Völker
«eite, So wenig daher der Einzelne in völliger
Abgeschlossenheit zum Bewusstsein kommen wird ein
lebendiges Glied im grossen Organismus der Menschheit
zu sein, so wenig auch ein kleinerer abgeschlossener
Volksstamm! — Eine solche Abgeschlossenheit
wird nicht verfehlen, zugleich in der geringen Entwicklung
der Sprache sich kund zu geben, und die
Sprache selbst, wenn sie nicht einer grossem Strö-
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