
irgend tiefer nachdenkt, wem irgend der Begriff eines
organischen Ganzen aufgegangen, und namentlich wer
die Menschheit selbst als ein solches ideelles Ganze
hat auffassen lernen, der hat auch die Ueberzeugung
gewonnen, dass jener Vordersatz falsch ist, und dass in
einem grossen Irrthume befangen lebt, wer die Menschheit
als ein solches Aggregat durchaus gleichbefähigter
und gleichberufener Geister voraussetzt. — Man durchdringt
sich hiervon mehr und mehr, wenn man genauer
beachtet, nach welchen Gesetzen die Natur überall in
der Bildung ihrer Erzeugnisse verfährt. Wir erkennen
da bald, dass allemal derjenige Zustand, wo zwischen
den Elementen eines organischen Ganzen möglichste
Gleichheit gesetzt ist, niemals der hohe und vollkommne,
sondern immer nur ein frühester und unvollkommenster
genannt werden kann. Mögen wir betrachten
welche lebendige Bildung wir immer wollen, jedesmal
kündigt vollkommne Gleichartigkeit ihrer Theile es an,
dass das Ganze entweder nur ein niederes sei oder
in einer noch sehr unreifen Periode seines Daseins sich
befinde. — Da es von grosser Wichtigkeit für die folgenden
Betrachtungen bleiben wird, über diesen Punkt
zur möglichsten Deutlichkeit der Anschauung zu gelangen,
so sei hier sogleich dieser Satz noch durch
einige Beispiele erläutert: — Auch dem Laien nämlich
ist es begreiflich, dass der wunderbare Bau des Menschen
— des höchsten Organismus, den wir kennen —
ein unendlich mannichfaltiger sei, grösste Verschiedenheit
seiner innern und äussern Theile voraussetze und
bis in die tiefsten Tiefen seiner Bildung auch unter
dem stärksten Mikroskop diese Mannichfaltigkeit immer
bewähren werde. Ganz anders ist es, wenn wir dagegen
eine der niedere Lebensformen untersuchen.
Nehmen wir etwa jenen Polypen, an welchem früher
Trembley 1 die merkwürdigen Verhältnisse seines
Wachsthums entdeckte, dass man ihn vielfältig zerschneiden,
ihm die Innenfläche nach aussen kehren, ja
ihn zerquetschen könne und dass immer aus jedem
Stück ein neues Thier hervorgehe, in welcher Gefügigkeit
des Daseins schon an sich eine gewisse Gleichgültigkeit
der Individualität und das Geringe ihrer Stellung
in der Wesenreihe sich ausspricht, so zeigt sich,
wenn wir an ihm mikroskopisch nun die letzten Be-
standtheile seines Baues erforschen, durchaus wenig
mehr als ein Aggregat von überall gleichförmigen Zellen,
d. h. von jenen Urgebilden — Monaden — aus
welchen ursprünglich aller thierischer Bau und auch
der der Pflanzen hervorgeht. — Hier haben wir also
keineswegs jene ungeheure innere Mannichfaltigkeit
des menschlichen Organismus, vielmehr Zelle gleicht
der Zelle, ein Theil ist dem andern gleich, nirgends
haben sich noch die Urgebilde zu Fasern, Nerven,
Drüsen, Gefässen, hohem Sinnesorganen u. s. w. zusammengeordnet
und dadurch verwandelt, sondern