
testen Ansichten hervorgethan und die verschiedensten
Anhaltpunkte geltend gemacht. Carl v. Linné, einer
der Ersten, der in die unermessne Menge des um den
Menschen sich aufthürmenden Materials der Naturforschung
Licht und Sonderung zu bringen versuchte,
hielt zunächst sich ganz an die geographische Ein-
theilung und sonderte nach den damals geltenden vier
Welttheilen die Menschheit in den rothen (amerikanischen),"
in den weissen (europäischen), in den gelblich
gefärbten (asiatischen) und in den schwarzen (afrikanischen)
Stamm. Ich möchte sagen, seine Eintheilung
ging von aussen hinein in die Mannichfaltigkeit der
Menschen, da er das schlechthin Aeussere, den Boden,
die Luft und das Klima zum Anhaltpunkte nahm, um
die Menschheit zu theilen. — Höher waren die Ansichten
von Blumenbach 4, der Erste, welchen Anatomie
und namentlich vergleichende Anatomie zu lebendigerer
Auffassung über den Standpunkt und die
Verhältnisse der Gestaltung der Menschheit leitete; er
erfasste das Princip einer solchen Eintheilung mehr
von innen heraus, indem er den organischen Bau und
namentlich den Bau der das höchste Geistesorgan um-
schliessenden Hülle — die Gestaltung des Schädels —
erwog und in seinen Decaden ö ausführlich erläuterte.
Hier fand er Anhalt, um fü n f wesentlich verschiedene
Stämme, den kaukasischen, äthiopischen,
mongolischen, amerikanischen und malayischen, zu unterscheiden.
— Rudolphi 6, auf dem anatomischen
Wege fortschreitend und den fünften Stamm (die Ma-
layen) in dieser Hinsicht nicht genug begründet findend,
führte diese fünf auf vier Stämme zurück, während
ein Bory St. Vincent 7, mehr an der Oberfläche
haftend, die Menschen nach ihrem Haarwuchs in schlichthaarige
(Leiotrichi) und kraushaarige (Ulotrichi) eintheilte
und jeder Abtheilung noch mehre (im Ganzen fünfzehn)
Unterordnungen gab. — Ja endlich hat man
die Bücksicht auf Betätigung des Menschen im Leben
vorwalten lassen, und so findet man in dem verdienstvollen
Werke von Klemm 8 die Unterscheidung in
active und passive Stämme durchaus angenommen.
Ich darf wohl sagen, dass alle diese Versuche, in
einer so ungeheuren Mannichfaltigkeit der Formen einen
festen Halt zu finden, mich nie recht befriedigen
konnten ; ich suchte nach einem tiefer liegenden Grunde,
einem Grunde, welcher jenes Schwanken der Theilung
bald nach zwei, bald nach vier, bald nach fünf, bald
nach fünfzehn Abtheilungen gänzlich aufheben und mit
unwiderlegbarer Nothwendigkeit ein einziges Fundament
naehweisen, und volle Befriedigung gewähren
sollte. Ich fand es endlich in dem nicht zu verkennenden
festen Verhältniss des Planeten zum Menschen
als seinem höchsten und bedeutungsvollsten Geschöpfe.
— Halte ich es doch überhaupt für unerlässlich,
in allen solchen auf tiefere Verhältnisse weisenden