
tung zur Freiheit und doch einiger Art von geordnetem
Staatsleben. — Was das Erstere betrifft, so tritt
diese Missachtung des Lebens am schärfsten hervor
in dem Schlachten der zahllosen Menschenopfer, welches
in diesen Stämmen seit Langem üblich war und
von so vielen Schriftstellern mit allen ekelerregenden
Details geschildert worden ist. Dasselbe Morden, welches
Dupuis schon Anfangs des 1 8. Jahrhunderts ausmalt,
schildern Laird, Giraud, Bowditch, Lander und
Andere auch noch aus dem 19. So sagt Giraud23:
„Am Feste des Königs, welchem ich zu Dahomey
1836 beiwohnte, wurden 5 bis 600 Unterthanen zur
Feier des Tages geschlachtet. Einige wurden enthauptet,
Andere, welche man von einer hohen Mauer herabstürzte,
mit Bayonneten aufgefangen; «Alles zur
Belustigung.»
Man könnte sagen, auch in einer solchen ungeheuren
Missachtung des Lebens liegt ein gewisses dunkles
Bewusstsein von der Unseligkeit eines nicht zum
eigentlich höhern Lichte des Geistes erwachenden Daseins
überhaupt, und wieder kommt daher auch dies
nicht vor, ausser da, wo entweder ^(wie in diesen
Stämmen) noch durch keinerlei Entwicklungsvorgang
eine höhere Geistesbefähigung erreicht war, oder aber,
wo (wie zu den verderbtesten Zeiten der spätem Kaiser
Borns — oder im tiefsten Gräuel einer Französischen
Revolution bei den Septemberscenen und dem
Blutbade von Lyon) alles Höhere wieder verloren und
verdorben worden war. — Was das Andere betrifft,
so fasse ich hier den seltsamen Gang der Begebenheiten
ins Auge, welcher mindestens einer kleinen Abtheilung
des Negerstammes zu einer gewissen staatlichen
Selbstständigkeit und Volksverfassung verhalf, dadurch,
dass er ihn zuvor in die härteste Knechtschaft geführt
hatte; denn nicht sowohl innerhalb Afrikas selbst, wo
die schwarzen Herrscher den härtesten Despotismus
seit Jahrhunderten übten, sondern ausserhalb ihres
Landes, auf einem Eilande Westindiens, wro Tausende
von Negern unter dem Joche weisser Colonisten in den
Plantagen arbeiteten — also freilich auch immer nur
erst unter Berührung mit dem Stamme der Tagvölker,
und selbst erst, angeregt durch dessen grossen Umschwung
vom Jahre 1789 — konnte die Bewegung
entstehen, welche zuerst einer Art von geordneter,
höhere Freiheit und Entwicklung des Menschen anstrebender
Republik das Dasein gab. Hier war es sogar,
wo eine der bedeutendsten Individualitäten unter den
Negern, Toussaint l’Ouverture, als Triebfeder dieser
Entwicklung hervortrat, und zeigte, dass auch in
diesem Stamme grosse Fortschrittsperioden nie verfehlen,
grosse Persönlichkeiten hervorzurufen; denn gewiss,
man kann diesem Manne, der als Sklave 1745
geboren, später das Haupt der Republik von Hayti
wurde, um zuletzt als Gefangener Frankreichs im Ker