
teil Alterthums ab, deren merkwürdig gute und kunstreiche
Construction deshalb vorzüglich die Aufmerksamkeit
des Architekten erregen muss, weil die Theorie
des gothischen Spitzbogens in ihnen bereits vollständig
angewendet 'erscheint.
Höher als in den zuletzt erwähnten beiden Ueber-
gangsrichtungen des östlichen Völkerstroms steigt die
geistige Befähigung in derjenigen, welche gegen die
Tagvölker Hindostans sich wendet. Jener grosse Archipel
, welcher von der südwestlichen Spitze Asiens
bis gegen die Südsee sich fortsetzt, er nimmt einen
Menschenstamm auf, zwar auch in sich wieder sehr
verschiedenartiger Zusammensetzung , aber im Ganzen
durch seine Individualität ebenso in die Mitte zwischen
China und Hindostan gestellt, als seine Sprachen,
nach dem Zeugnisse eines gelehrten Forschers 52, halb
an das Indische halb an das Chinesische erinnern.
Mit dem Indischen haben ihre Sprachen Das gemein,
dass sie nicht mehr durch Bilderschrift, sondern durch
Buchstabenschrift ausgedrückt werden können.
Ueber den wichtigen Einfluss, den ein solcher Fortschritt
(der an sich, in sofern er gemacht worden,
selbst ein Zeichen höherer Geistesbefähigung ist) auf
Entwicklung eines Volkes haben muss, äussert sich
W. v. Humboldt sehr schön in Folgendem: «Wenn
die Nation nur irgend Sinn für die Form der Sprache
besitzt, so weckt und nährt diesen die Schrift,- und
es entstehen nun nach ihrer Einführung und durch
sie diejenigen Umbildungen der Sprache, die, indem
sie den mehr in die Augen fallenden grammatischen
und lexikalischen Bau unverändert lassen, durch feine
Veränderungen die Sprache doch zu einer ganz verschiedenen
machen. — Auf diesem Wege entsteht
die höhere Prosa, wie schon scharfsinnig bemerkt
worden ist, dass das Entstehen der Prosa den Zeitpunkt
anzeigt, in welchem die Schrift in den Gebrauch
des täglichen Lebens trat.» .— Dabei ist nun
freilich merkwürdig und auch auf das grosse Alterthum
einer hohem Bildung in diesen Völkern deutend,
dass neben dem jetzt geltenden, in vielen Dialekten
sich über die Inseln verbreitenden Sprachstamme ein
uralter,, im Volke fast überall vergessener — die
Kawi-Sprache — dort (namentlich auf Java, Madura und
Balift besteht, welcher nur noch die Sagen bewahrt
und, wie schon der "Name andeutet (da Kawi einen
Dichter bezeichnet), die Poesie so ganz umfasst hält,
dass noch jetzt die Schauspiele in dieser Sprache
recitirt werden, Schauspiele, wo übrigens nicht Menschen,
sondern Puppen agiren, und wobei die Dichtungen
immer aus der alten Geschichte des Volks
gewählt sind, deren Text, nachdem er im Kawi recitirt
worden, sodann dem mit grosser Begeisterung
bis tief in die Nächte zuhörenden Volke in die gangbare
Sprache übersetzt wird.