Lamprotornis. Temminck.
Viele der bereits bekannten Arten dieser Gattung bewohnen die von mir bereisten Provinzen
dès nordöstlichen Afrika. Aber auch zwei neue glaube ich daselbst entdeckt zu haben. Indem
ich deren Abbildung und Beitreibung bekannt mache, w äÄ p h gleichzeitig einige Mittheilung
geben über die Vefbreitung^und^einige nicht beschriebene Alterskleider der von^mir beobachteten
Lamprotornis Arten.
1) Lamprotomis mit kurzem rechtwinkeligem’1 Schwänze. #
Lamprotornis*leucogaster (Temm.) *)._ Diese# Vogel beobachtete ich in kleinen Familien
ziisammenlebend in der abyssinischen Provinz Agamé. Die ausgewachsenen Männchen und
Weibchen dieser sö »schön gefärbten Art sind sich in Grösse und Gefieder ganz gleich und hinlänglich
bekannt; aber wenn ich nicht »irre, so ist das Jugendkleid derselben nicht beschrieben,
und ich habe das Vergnügen die^e Lücke auszpfüllen, eine um sqjmöthigere Sache, da zwischen
den verschiedenen Alterskleidern • dieses Vogels ein*aüffallender Farbenunterschied ist. Im Jugendalter
ist^ sein Gefieder folgendermassen :
Der ganze Oberkopf, die Öhrengegend , /d e r Rücke#^und die Flügeldeckfedern sind matt
kastanienbraun ,* die Federn auf dén Seiten mit feinem rostrothfem Saume; auf dem Nacken sind
die.-braunen Federn auf'beiden Seiten, hellgrau eingefafst. Kehle und ganze untere$|Körperseite
. w e ife J e d e Teder gegen die. Endspitze des Schafts kastanienbraun, welche Farbenzerchnung
auf aefii Halse mehr einem Längsstpeifen, auf der Brust und den Bauchseiten mehr einfcm rundlichen
Tropfen, gleicht. Die kastanienbraunen Flügel ’■haben die obern 2/3 - ihrer innern Fahne
von rostrother Farbe, .welches aber b$||anlifëgendem Flügel nicht bemerkbar ist. Der Schwanz
^ t einarmig kastanienbraun, mit Ausnahme der äussersten Stéuerfedern?, deren innere Fahne
zur ^Hälfte rostroth ist; hier und da ^erscheint auf dem Oberkopfe bergjts eine^ler schönen blau
violetten* Federn, mit prachtvollem. Piïrpurschijler. Ganze Körperlänge 7 Zoll.
Lamprotorjiis ruftventris (Rüppell) oder L. Ghrysogaster varietas abyssinica. Ueber den
L.^cïupysogastér scheint ein wahrer U n ste t einer Verurtheilung zur Confusion obzuwalten. Buffon
vor'allem bildete ab und^ beschrieb unter dem Namen Mgrle à ventre jäbne de Senegal**)
^eine Vogfelart, von welcher ^gr sagt 1) dafs yorç der .K eh le än die^ganze untere Körperseite
lebhaft orangegelb gejfarbt sei ; 2) dafs einige der Flügfedern an ihrer ä u s s e r e n *Fahne weifs
gerändet seien, welches beides auch durch die von ihm^ bekannt gemachte * Abbildung bestätiget
wird. Diesen Vogel nannte Gmelin Tqrdus chrysogaster, und Temminck machte daraus seinen
Lamprotornis ghrysogaster ***).. -Nun kömmt Vieillot m dem Tableau encyclopédique et metho-
digue^-Ornithologie p ag ., 668,, und beschreibt unter dem Namen Tjardus chrys>bgasterr' den - von
Buffon, Plan? enluminées. No.' unter dem^-Namen Merle du Gap de bonne espérance abgé-
Jiildeten Vogel, déssen ganze untefé Körperseite vmh Schnabel an orangegelb ist, dagegen übergehet
er ganz die Buffon’sche '^TaféP 358 unter irgend einem Artennamen* aufzuführeri. Van
Swlndern bei- der Bekanntmachung des von Kühl bearbeiteten sysfemâtjscïfen Catalogs der Planches
~ fT % ,c violât à ventre blanc 'de Juida. Buffon enluminé fol. Vol. IV. pag. 116 und pl. 648. Fig. V.
^ y -Planohes*fcnluminées, f(A Edition. Vol. IV. pag. 97. Tafel 368.
^ * * * ) Manuel d’Ornitliologie, 2 e édition.
enluminées des Buffon macht eine neue Verwirrung, denn er bezeichnet beide Tafeln No. 221
und 358 als den nämlichen Turdus chrysogaster vorstehend. In ganz neuerer Zeit theilt Herr
Ehrenberg mit *), dafs er bei seinem Aufenthalt an der abyssinischen Küste ein einziges Individuum
von einer Vogelart erhalten habe, welche er mit dem senegalischen Lamprotornis chrysogaster
für identisch halte, obgleich ersterer etwas kleiner von Statur sei. Im Zeitlaufe meiner
Reisen in Dongola, Kordofan und Abyssinien erhielt ich ohngefähr 30 Individuen einer Lam-
protomisart, wovon von unserm Museum mehrere Individuen dem Herrn Temminck mitgetheilt
wurden, welcher sie gleichfalls immer für Lamprotornis chrysogaster erklärte. Wenn man nun
aber nicht alle Glaubhaftigkeit oder Genauigkeit bei Beschreibungen und Abbildungen dem
Buffon absprechen will, so halte ich es für unmöglich, den von mir in Ostafrika eingesammelten
rothbäUchigen Lamprotornis und den von Buffon und andern Autoren als Lamprotomis chrysogaster
angenommenen Vogel für identisch zu halten, worüber das Nähere zu ersehen durch meine
nachstehende Beschreibung des von mir Lamprotornis rufiventris benannten Vogels.
Lamprotornis nif eus (Temm.). Buffon pl. 561 und Levaillant Oiseaux d’Afrique pl. 90.
Ungemein häufig in allen Niederungen von Abyssinien, Sennaar und Kordofan, bewohnt in
grossen Schaaren das Gebüsch in der Nähe von Hirtenwohnungen. Sehr nahe mit ihm verwandt
ist der nur 'in Abyssinien vorkommende Lamprotomis chalybäus Ehrenberg (Symb. phys. Aves
I. Tafel X.). Da das Jugendkleid dieser Art nicht beschrieben ist, und sich sehr wesentlich vom
ausgefiederten Vogel durch die Farbe unterscheidet, so gebe ich davon nachstehend eine genaue
Abbildung und Beschreibung, um so zu verhüten, dafs ruhmgierige Artenfabriken die Wissenschaft
mit einem neuen Synonyme behelligen.
H. Lamprotornis mit langem Schwanz.
Lamprotornis aenpus (Temm.). Levaillant Oiseaux d’Afrique, Vol. 2. pl. 87. Die Beschreibung
und Abbildung in Buffon Planches enluminées Vol IV. pag. 91 und Taf. 220 unter
dem Namen Merle à longue queue du Senegal, welche man gewöhnlich als diese Art vorstellend,
citirt**), scheint mir eine andere Art zu seyn. Diesen Vogel erhielt ich am Bahher
Abbiad und im Kordofan, wo er in buschigen Gegenden familienweise zusammen lebt; seine
Iris ist hellgelb.
Lamprotornis morio (Temm.). Sehr gut ein Männchen davon abgebildet durch Levaillant
Oiseaux d’Afrique, Vol. 2. pl. 83 als le Roupenne; findet sich in mehreren mit Buschwerk
bedeckten abyssinischen Provinzen der höhern Landschaft, wie Haremat,' Simen und Gondar,
gewöhnlich in grossen Familien zusammen lebend. Aber Abyssinien beherbergt eine andere neue
Art, die zwar mit L. morio durch das verschiedene Farbenkleid beider Geschlechter ziemlich
übereinstimmt, doch auf den ersten Blick sich durch den. weit dünneren gerad gestreckten Schnabel
und durch weit keilförmigeren Schwanz genügend unterscheidet, und die ich nachstehend
unter dem Namen Lamprotornis tenuirostris bekannt machen werde.
*) Symbolæ physic», Ayes Decas I, Bogen a a. Note.
**) Van Swinderen Catalogue, pag. 4. und Cuvier Régne animal Vol. I. pag. 371.
T