Allgemeine Vorrede«
▼ or fünf Jahren begann ich auf meine eigenen Kosten die Herausgabe der Beschreibung und
Abbildung der von mir auf meiner letzten afrikanischen Reise entdeckten abyssinischen Wirbel-
thiere, und ich war mir dabei wohl bewusst, wie manchen Schwierigkeiten und Opfern ich durch dieses
Unternehmen entgegen ging. Das Publikum, welches sich für ähnliche Bekanntmachungen interes-
sirt, ist wenig zahlreich; Buchhändler unternehmen daher den Verlag solcher Werke für eigene
Rechnung beinahe nie, weil sie dabei keine Aussicht auf Gewinn haben. Ist daher der von mühseliger
Reise heimkehrende Naturforscher nicht im Stand, eine nahmbare Geldsumme bei der von ihm
gewünschten Veröffentlichung seiner Entdeckungen zuzulegen, oder wird er hierin nicht von einer
Regierung durch pecuniäre Zuschüsse kräftig unterstützt, wie dieses in Frankreich, England und
Russland der Fall ist, so gerathen grössere mit colorirten Abbildungen versehene naturgeschichtliche
Werke immer vor ihrer Vollendung ins Stocken. Trotz der grossen liberalen Unterstützung von Seiten
des Königs von Preussen, ist von Ehrenberg’s zoologischem Werk über Nordost-Afrika kaum der
zehnte Theil publicirt worden; die naturhistorischen Abbildungen brasilianischer Thiere des Prinzen
von Neuwied sind unvollendet geblieben; Natterer’s ungeheuerer Vorrath an neuentdeckten Naturalien
scheint nie durch erläuternde Abbildungen und Erklärungen gemeinnützig zu werden. Bei der
Herausgabe des gegenwärtigen Werks kündigte ich nur zwölf Hefte an; ich suchte zugleich die
Gewinnsucht der Buchhändler durch das Zugeständniss eines sehr bedeutenden Rabatts zu reizen,
um so meiner Bekanntmachung einigen Absatz und Verbreitung zu verschaffen; dabei richtete ich
meine Bearbeitung so ein, dass, wenn ich dieselbe abzubrechen gezwungen seyn würde, das davon
Erschienene leicht zu einem gesonderten Ganzen, für jeden Naturforscher brauchbar, abgeschlossen
werden konnte. Gewöhnlich gab ich in den einzelnen Lieferungen ohne Preiserhöhung mehr als die
doppelte Zahl der versprochenen Textbogen, und auf den Tafeln öfters zahlreichere Abbildungen
als ich angekündiget hatte. Aber trotz dem allen fanden sich in ganz Europa kaum 60 Abnehmer
auf dieses Werk, wesshalb ich nach und nach grosse Geldopfer zu bringen genöthiget war; um
das Ergebniss meiner Forschungen wenigstens zu verbreiten, habe ich freilich eine nahmbare Anzahl
Exemplare des ganzen Werks theils verschenkt, theils mit naturhistorischen Publicationen anderer
Autoren, wenn solche für mich Interesse hatten, direct vertauscht. Indem ich zwei Hefte, das Zwölfte