
 
		78 Saxicola  albifrons. 
 welches  übrigens  nur  beim  Fluge  sichtbar  ist;  beim  jungen  Vogel  ist  Kopf,  Rücken,  Deckfedern  
 der  Flügel  und  die  vordere  Körperseite  durch  kleine  gelbbraune  am  Ende  der  Federn  befindliche  
 Fleckchen  getüpfelt.  Füfse  und  Schnabel  schwarzbraun,  Iris  dunkelbraun. 
 Wir  erhielten  von  dieser  Saxicolenart  nur  wenige  Individuen,  und  zwar  nur  in  der  Umgegend  
 eines  unserer  Lagerplätze  in  den  felsigen  Thälern  unfern  des  Vulkans  Alegua  in  der  abys-  
 sinischen  Provinz  Agame  im  Monat  Juni. 
 Saxicola  albifrons.  Rüppell. 
 Diagnos.  Avis  adulta  mas  toto  corpore  colore  anthracino,  vexillo  interno  remigum  nigricante,  fronte  ad  basin  rostri  nivea;  femina  toto  
 corpore  nigro umbrino  concolore,  fronte  et  gula  pnnctulis  umbrinis  cincrcis  variegata. 
 Ich  bedauere  sehr  vön  dieser  neuen  Art  keine  Abbildung  bekannt  machen  zu  können,  weil  
 ich  eine  beschränkte  Zahl  von  Tafeln  meiner  Publication  nicht  überschreiten  darf;  um  so  mehr  
 zu  bedauern,  da  bei  nahe  verwandten  Arten  einer  zahlreichen  Gattung,  wie  es  namentlich  bei  
 Saxicolen der  Fall  ist,  naturgetreue  bildliche Versinnlichungen  zur Feststellung  der  einzelnen  Arten  
 so  wesentlich  sind. 
 Die  Totalkörpergröfse  ist  in  allen Verhältnifsen  ein Fünftheil  geringer  als  bei  meiner Saxicola  
 melaena;  die  nämliche Bemerkung  ist  bezüglich  des Verhältnisses  der  Schwanzlänge  zu  derjenigen 
 der  Flügelspitzen  anwendbar. 
 K ö r p e r a u s m e s s u n g . 
 Ganze  Körperlänge  von  der  Schnabelspitze  bis  zum  Schwanzende  *  .  .  0°.  b*.  2 /y 
 Länge  des  Schwanzes  besonders  gemessen  .  .  . .....................................—  2 .  0 . 
 Länge  des  Oberschnabels  längs  der  Krünptmung  der  Firste  .  —  6 % 
 Vom  Flügelbug  bis  zur  Spitze  der  vierten  Flugfeder  .  .  .  .  .  ."  '  -—  2.  IOV2 
 Länge  des  Tarsus    .......................................................................     .  .  —  —  10% 
 Das  Gefieder  des  ausgewachsenen  Vogels  ist  durchaus  von  rein  blauschwarzer  Farbe,  nur  
 der  an  die  Basis  des  Oberschnabels  stofsende  Theil  des  Vorderkopfes  ist  von  rein  weifser  Farbe;  
 die  innere  Fahne  der  Flugfedern  ist  grauschwarz.  Beim  Weibchen  ist  das  ganze Gefieder  braunschwarz, 
   die  Stirn  und  Kehle  graubraun.  Wir  begegneten  diese  Art  nur  in  der  abyssinischen  
 Provinz Temben  bei  dem  Flecken  Tackeragiro,  da  wo  die  terrassenförmig  abschüssigen Berghöhen  
 die  Hochebenen  begrenzen;  es  war  im  Monat  Juni;  da  unser  dortiger  Aufenthalt  von  kurzer  
 Dauer  war,  so  gelang  es  uns  nicht  das  Jugendkleid  dieses  Vogels  zu  beobachten,  wie  denn überhaupt  
 in  allem  nur  drei Individuen  davon  eingesammelt  wurden;  jedoch  scheinen  mir  die  aus  vorstehender  
 Beschreibung  herauszuhebenden  Charaktere  genügend,  um  die  Art  als  selbstständig  
 aufzuführen. 
 Dieses  sind  alle  von  mir  beobachtete  Arten  von  Steinschmetzern,  die  ich  als  von  den  
 Naturforschern  bisher  ungekannt  betrachte.  Ich  gebe  nun  die  geographische  Zusammenstellung  
 sämmtlicher  Saxicolen,  welche  ich  auf meinen  verschiedenen  Reisen  in  Nordostafrika  und  dem  
 peträischen Arabien beobachtete,  wobei ich  zugleich  in  Berücksichtigung  ziehen  werde  die  Bekanntmachungen  
 des  Herrn  Dr.  Ehrenberg,  befindlich  auf  Bogen  z  seiner  Symbolae  physicse,  Aves, 
 Saxicolen. 79 
 unter  der  Aufschrift:  de  avibus  Cornicinis  et  Canoris  in  Africa  libyca  et  Asia  Occidental!;  um  
 so  mehr,  da  der  Berliner  Gelehrte  behauptet,  dafs  ich  nur  in  allem  zwei  Arten  von  Saxicolen  
 auf  meinen  afrikanischen  Reisen  eingesammelt  habe *),  während  er  in  jenen  von  ihm  bereisten  
 Ländern  einundzwanzig  Arten  beobachtete,  wovon  aber  nur  siebzehn  Arten  auf  die  von  mir  
 besuchten  Länder  kommen! **)  Die  Thatsache  aber  ist,  dafs,  nachdem  ich  fünf  jener  Ehren-  
 bergischen  Saxicolenarten,  nämlich  Saxicola  morio,  S.  moesta,  S.  xanthomelaena,  S.  rostrata  und  
 S. Hemprichii vorläufig nicht  als  selbstständig  anerkenne,  sondern  sie  als Synonyme  von  andern Arten  
 aufführte,  ich  doch  noch  einundzwanzig  wohl  begründete  Arten  von  Saxicolen  als  von  mir  eingesammelt  
 aufzählen  werde.  Auch  dürften  noch  aufserdem  die  vier  Ehrenbergischen Arten Saxicola  
 vittata,  S.  erythraea,  S.  xanthophrymna  und  S.  leptorhyncha,  die  jede  nur  auf  ein  einziges  Individuum  
 begründet  ist,  vielleicht  als  blofse  zufällige  Varietäten  oder  Bastarde  mit  andern  Arten  
 sich  verschmelzen,  wie  bereits  Herr  Professor  Lichtenstein  gemuthmafst  hat,  und  demnach  die  
 Totalzahl  der  auf  Ehrenberg’s  Reisen  in  Nordafrika  beobachteten  Arten  sich  auf  dreizehn  beschränken! 
   ***)  Suum  cuique!  Nur  bei  wissenschaftlichen  Forschungen  keine  kleinliche  neidische  
 gehässige  Partheilichkeit,  die  doch  am  Ende  zu  keinem  Resultate  führt. 
 Geographische  V e rb re itu n g   d e r  von  mir  in  N o rd o stafrik a  und  dem  p eträischen  
 Arabien  b eo b a ch te ten   einundzwanzig  Arten,  zur  G a ttu n g   Saxicola  g eh ö rig :  
 Saxicola leucura  (Lichtenstein)  oder  S.  cachinans  (Temm.),  avis  adulta,  Descript.  de  l’Egypte,  
 oiseaux  pl.  5." Fig.  1;  avis  hornotina,  abgebildet  als  das  Weibchen  durch  Albert  della  
 Marmora  im  Bande  25  der  Turiner  Academie  Schriften  Taf.  IX.  Egypten,  Nubien  und  
 peträisches  Arabien. 
 -  „  wonacha  (Rüpp.)  Icon.  Temminck  pl.  col.  359.  Nur  in  Nubien  und  auch  dort  höchst 
 selten;  ist  vielleicht  nur «eine  zufällige  Varietät  von  Saxicola  leucura. j-) 
 „  luguhris  (Rüpp.)  Neue  Wirbelthiere,  Taf.  28.  Fig.  1.  Abyssinien. 
 „  melaena  (Rüpp.)  ibid.  Taf.  28.  Fig.  2.  Abyssinien. 
 „  albifrons  (Rüpp.),  vorstehend  beschrieben  auf  pag.  78.  Abyssinien. 
 „  Ingens  (Lichtenstein),  hierzu  zähle  ich  dessen  S.  moesta,  beide  beschrieben  in  seinem 
 Doublettenverzeichnifs  pag.  33.;  ferner  Ehrenberg’s  Saxicola  morio.  Egypten,  Nubien  
 und  Abyssinien. 
 „  deserti  (Rüpp.)  Temminck  pl.  col.  359.  Fig.  2.  Egypten  und  Nubien. 
 „  stapasina  (Temminck)  hierzu  zähle  ich  Ehrenberg’s  Saxicola  xanthomelaena,  indem  ich  
 nach  den  genauen  Vergleichungen  keinen  Unterschied  zwischen  dem  italienischen  und  
 egyptischen  Vogel  auffassen  kann.  Egypten,'  Nubien  und  peträisches  Arabien. 
 „  aurita  (Temminck).  Egypten  und  Arabien. 
 „  oenanthe  (Bechstein).  Ich  zähle  hierzu  Ehrenberg’s  S.  rostrata.  Egypten  und  Arabien. 
 *)  Symbol»  pliysicas,  Aves.  Bogen  f.  f .,  zweite  Columne. 
 **)  Hr.  Ehrenberg  führt  als  in  Egypten  beobachtete  Saxicolenarten  dreizehn  auf;  in  Arabien  ebenfalls  dreizehn,  wovon  aber  bereits  
 eilf mit  den  in  Egypten  vorkommenden  identisch;  in  Nubien  zehn  Arten,  unter  welchen  abermals  sich  acht  schon  unter  den  egyptischen  
 befinden,  also  in  allem  siebzehn  Arten. 
 ***)  Zu  diesen  dreizehn  Arten  sind  hinzuzufügen  Saxicola  cyanea,  S.  saxatilis  und  S.  melanura,  wovon  Hr.  Ehrenberg  die  beiden  
 ersteren  zu  den  Turdi,  letztere  aber  zu  der  Gattung  Curruca  rechnet. 
 | )   Herr  Ehrenberg,-1.  c ., Bogen  a.  a.,  zweite  Columne,  glaubt  sich  berechtiget,  diese  Art  mit  meiner  Saxicola  pallida'  zu  vereinigen.