6 Macacus Gelada.
ist die Stirnglatze unter Berücksichtigung der allgemeinen Verhältnisse bei weitem gröfser als beim
Männchen; dagegen sind die Eck-Zähne an beiden Kiefern viel kürzer und beinahe von gleicher
Länge wie die Backen-Zähne.
K ö r p e r f o rm , F a r b e u n d A u sm e s su n g .
Altes Männchen: Stark hervorstehende Augenwölbung, ein ausgeschweiftes Profil der Nasengegend,
schräg nach oben zu gerichtete Nasenlöcher, dick aufgeworfener Mund mit starkem zugerundetem
Kinn, das ganze grauschwärzliche Gesicht unbehaart, mit drei Hautfurchen unter jedem Auge auf
beiden Seiten der Nase. Hinterkopf und an demselben ein Schopf, Ohren-Gegend, Nacken,
ganzer Rücken und Hinterbeine mit sehr langen, weichen Haaren, wovon die des Rückens (der
wie von einem Mantel bedeckt aussieht) an 10 Zoll messen; diejenigen, welche als ein Schopf
auf dem Nacken herabhängen, sind etwas gelockt. Die Haare der Stirn, Ohren und Nacken-
Gegend, ein von den Wangen nach aussen abstehender Backenbart, so wie die Hinterbeine und
der ganze Schwanz sind eichelfarbig; diejenigen des Scheitels und längs des ganzen Rückens,
sind schwarzbraun. Seiten des Bauchs und der oberen Hälfte der vordem Extremitäten, braun;
Kehle, Vorderhals, Brust, Bauchmitte, untere Hälfte der vordem Extremitäten und Rückenseite
der vier Hände braunschwarz. Auf dem Vorderhals und über der Brust zwei grofse dreieckigte
und fleischfarbige, nackte Hautstellen, die mit ihren Spitzen gegen einander gekehrt sind, so
dafs das ganze der Gestalt einer Sanduhr nicht unähnlich erscheint. Rings um die nackte Stelle
auf der Brust bemerkt man grau und weifs gesprenkelte Haare. Die beiden Schwielen auf der
nackten Hautstelle des Hintern sind ganz von einander getrennt, ihre Färbung dunkelgrauschwarz;
die Nägel sind schwarz, länglich, gewölbt und die an den Vorderextremitäten viel gröfser als die
an den hintern. Der Schwanz ist lang, wohlbehaart und endigt mit einer dicken Quaste. Das ganze
Thier hat durch die lange Haarbedeckung des Nackens und Körpers ein sehr massives Ansehen;
es trägt seinen Kopf etwas zurückgebogen und wagerecht gestellt, und hält den Schwanz an
seiner Wurzel etwas aufwärts gekrümmt, dann bis zur Spitze vertical herabhängend. Die Haare
in der Gegend der Ohren sind nach vorn zu gerichtet, welches dem Kopfe ein wildes Ansehen
gibt, besonders wenn der Affe mit den Zähnen bleckt.
Ausmessung eines ganz ausgewachsenen Mäimchens nach dem Leben aufgenommen.
Länge von der Spitze der Schnautze bis zur Schwanzwurzel . . . • 3 . 2 ' . 6."
Länge des Schwanzes ohne die Haarquaste . . . • • • . 1. 10. —
Länge der H a a r q u a s t e ......................................... ' • • . . . • ' — 6* — -
Höhe des Körpers am Kreuze . . . . . . • • . 1. 6. 6.
Abstand von der Mitte des Mundes bis zum Suborbitalrand . . ... . — 3. 11.
S c h ä d e l-D im e n s io n e n .
Gröfster Horizontaldurchmesser des Unterkiefers vom obern Rand der Schneide-Zähne
bis an den hintern Rand des aufsteigenden Bogens . . . . • — 4. 6.
Gröfster Horizontaldurchmesser des Schädels . . . . • * ::-s —
Verticalhöhe des ganzen Schädels . . . . • • * • • ?? ‘:v-ife' 4. 9.
Das junge Männchen hat die Haare des Nackens und Rückens viel kürzer und stärker gelockt,
und die schwarzbraune Farbe ist an allen den Stellen, wo sie bei dem Erwachsenen vorkommt,
viel heller, so auch das eichelfarbige Colorit. In diesem Farbenkleide ist es um % kleiner als
das alte Männchen. Das ausgewachsene Weibchen ist ganz so gefärbt wie das junge Männchen,
aber etwas kleiner als dasselbe.
r A u sm e s su n g e in e s a u s g ew a c h s e n e n W e ib c h e n s .
Ganze Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel . . . 2 ° . 2'. 0".
Länge des Schwanzes ohne die Haarquaste . . . . . . • 1. 4. —
Länge der Haarquaste - . . . \ t.. >• • • • *v ;*, • 3. —
Die Haare des Kopfes und Rückens sind auch kürzer und nicht gelockt. Als sehr merkwürdig
sind mir mehrere regelmäfsige Reihen von Ve Zoll langen Warzen vorgekommen, die an
dem Halse, der Brust und dem Bauche des Weibchens Vorkommen. Rund um die nackte Hautstelle
an den Afterschwielen gewahrte ich einen anderen Saum solcher dicht gestellten, aber etwas
gröfseren Warzen, jede bei V4 Zoll lang. Sie sind schwammig anzufühlen, doch konnte ich
keinen nach aufsen mündenden Secretionskanal entdecken; auch wollte ich nicht unterlassen zu
bemerken, dafs, da ich kein frisch erlegtes Thier für-meine Untersuchung erhielt, ich mich aufser
Stand befand, weitere Nachforschung über die Function dieses fremdartigen Organs anzustellen.
Eben so wenig kann ich bemerken, dafs diese Gebilde constant seyen, da ich nur ein Weibchen
beobachtet habe.
Der abyssinische Landesname dieses Affen ist Gelada; er bewohnt in zahlreichen Familien
felsigte mit Buschwerk versehene Gegenden, und hält sich immer auf der Erde auf. In solchen
grofsen Gesellschaften suchen diese Thiere gemeinschaftlich ihre Nahrung auf, welche aus Sämereien,
Wurzeln und Knollengewächsen besteht. Nicht selten richten sie grofse Verwüstungen auf den
angebauten Feldern an. Ich beobachtete die Gelada in den gebirgigen Distrikten von Haremat,
Simen und bei Axum, welche Gegenden sämmtlich 7 bis 8000 Fufs über die Meeresfläche erhoben
sind. Nachts ziehen sie sich in die Höhlen und Spalten der Felsen zurück; wenn sie angegriffen
werden, so lassen sie Töne laut werden, welche wie ein rauhes Bellen klingen, vertheidigen sich
aber nie gegen Menschen, wie die Cynoscephalus hamadrias immer zu thun pflegten..
Schliefslich gebe ich eine Zusammenstellung der Standorte von den verschiedenen Affen-Arten,
die ich in den von mir besuchten Gegenden des nördlichen Afrikas zu beobachten Gelegenheit
hatte, nebst einer Aufzeichnung der Landesnamen, die ihnen von den Bewohnern der einzelnen
Provinzen, in denen sie Vorkommen, ertheilt werden. Ich verbinde damit die wohlgemeinte Absicht,
durch meine Beiträge die Irrthümer zu berichtigen, welche theils durch Reisende, theils durch
die Schriftsteller den Synonymen zu diesen Thierarten einverleibt worden sind.
Cynoscephalus hamadrias.*) Ungemein häufig in ganz Abyssinien, von der Meeresküste
bei Massaua bis zu einer Höhe von 8000 Fufs; kömmt auch in Sennar, Kordofan und Darfur
vor; heifst zu Massaua Combei, im’ östlichen Abyssinien Heve, im westlichen Gingero, in Kordofan
und Darfur Farkale, in Egypten, wo er häufig gezähmt lebt, Nisnas.
Cynoscephalus babouin.**) Häufig in Abyssinien um den Dembeasee, in der Kulla, bei
*■) Le Tartarin F. Cuvier Mammifères fase. V.
**) L’Anubis F. Cuvier fase. L. 8s le Babouin fase. VI, beide Figuren'dieselben Species. Zu bemerken ist, dass bei beiden Abbil