Ich glaubte es erspriefslich, dem Lacépèdischen Gattungsnamen Aspisurus vor dem Commersonischen Worte
Naseus den Vorzug zu geben, mit welchem gleiche Fische von jenen beiden Autoren bezeichnet wurden, weil
letzterer Name nur für diejenigen Arten palst, die eine konische Verlängerung am Kopfprofil vor den Augen
haben, welche andern Arten ganz mangeln,' auch zuweilen in dér Jugend fehlt, während alle bekannte Arten
der Gattung immer an der Schwanzbasis die zwei Paar Knochenplatten mit zugeschärfter Kammleiste besitzen,
welche das Wort Aspisurus versinnlicht; daher verbleibe ich auch bei letzterem als Gattungsname, obgleich
Cuvier das andere vorziehet. Dafs der von mir unter dem Namen Aspisurus elegans beschriebene Und abgebildete
Fisch J) Bloch’s Acanthurus lituratus ist a) , war mir entgangen; da übrigens die davon durch Schneider
bekannt gemachte Notiz höchst mangelhaft ist, und darin selbst gesagt wird: „Forstero ipso monente, nisi quod
colores sicci exempli videre non potuit,“ so bin ich einiger Mafsen für jenen Fehler zu entschuldigen. Von der
von mir mitgetheilten nach dem Leben gezeichneten Farbe nimmt Herr Valenciennes gar keine Notiz, und
beschreibt nach andern .Angaben (von Herrn Lesson) ein Colöritj' das sehr von dem von mir beobachteten« und
abgebildeten abweicht. — Der Fisch, welchen ich unter dem Namen Aspisurus unicornis beschrieb 3) , weil er
Forskals Chaetodon unicornis ist 4) , benennt jetzo Herr Valenciennes nach Commerson Naseus fronticornis! und
doch ist es weltbekannt, dafs letztgenannter Reisende seine erste exotische Excursion, wobei er jenen Fisch
beobachtete, mit Bougeinville im Jahr 1766 machte, also drei Jahre nach Forskals Tode; dafs ferner Commer-
sons Beobachtungen erst 23 Jahre nach denjenigen von Forskal (erstere 1775 durch Niebuhr, letztere 1798 durch
Lacépède) bekannt wurden! — Das Horn auf dem Kopfprofil vor den Augen, und die Gabelspitzen der Schwanzflosse
sind bei diesem Fisch in den verschiedenen Lebensperioden von sehr abweichender Länge, letztere zuweilen
gar nicht vorhanden, und nach den von mir an sehr vielen Individuen gemachten Beobachtungen, wovon Belegstücke
in dem Senckenbergischen Museum aufgestellt sind 5) , kann nicht der geringste Zweifel obwalten, dafs
Naseus brevirostris (Cuvier Vol. 10, pag. 277 und Tafel 291) nichts ist als die Jugend von Aspisurus unicornis,
daher als eigene Art wegfallen mufs.
Die fünf von mir beschriebenen* Acanthurusarten6) hat Herr Cuvier mit einer einzigen Ausnahme angenommen,
und in seinem zehnten Bande unter gleicher Benennung aufgeführt; die von mir unter dem gemeinschaftlichen
Namen Acanthurus nigricans zusammengestellten Fische von Indien, Isle de France und aus dem
rothen Meere hält er für drei verschiedene Arten, und benennt den ersteren (Russell, Taf. 82) Acanth. Mata,
den zweiten (Bloch, Taf. 213) Acanth. Blochii, und den dritten (beschrieben von Forskal, pag. 64, No. 90)
benennt er Acanth. nigrofuscus. Da ich dieser Ansicht keineswegs beipflichte, so verharre ich dabei mit Schneider,
diese drei Fische unter dem gemeinschaftlichen Namen Acanthurus nigricans zu vereinigen7) . Noch will ich
bemerken, dafs Acanthurus Sohal vor dem Anfang der Rückenflosse eine horizontalgerichtete, scharfe Stachel
hat, gleich wie solches bei allen Ampha^anthusarten der Fall ist. Acanth. Sohal, nigricans und velifer haben
neun. Rippenwirbel, wovon aber die zwei vordersten keine Rippen tragen, die beiden ersten Arten besitzen vierzehn,
die letzte dreizehn Schwanzwirbel.
Z u sam m en s te llu n g d e r F is ch e aus der F am ilie der T eu th ie s .
Amphacanthus siganus (Rüppell) A t l a s .................................................................................. ......... Taf. 11. Fig. 1.
„ stellatus (Blóch, Schneider) Rüppell Atlas (als A. punctatus) . . . 11. „ 2.
,, ' luridus (Ehrenberg) ibid. . ................................................................ ......... . pag. 45.
Aspisurus lituratus (Rüppell) als Aspisurus elegans . . . . . . . . Taf. 16. .Fig, 2.
,, unicornis (Forsk. Rüpp.) Forsk. Icônes . . .. . . . . . „ 23.
1) Atlas, pag. 6 1 , und Taf. 16. Fig. 2.
2 ) Bloch, Schneider, pag.' 216? ,
3) Atlas, pag. 60.
4 ) Descript. Animal, pag. 63, und leones, Taf. XXIII.
5 ) Man ersiehet daran namentlich die progressive Verlängerung des Mundes.
6) Atlas, pag. 66 — 60.
7 ) In den Proceedings der Londoner zoolog. Gesellschaft für 1835, pag. 207 trennte Bennet den von Bloch Taf. 427. Fig. 1 abgebil-
detcn Ac. velifer unter dem Namen Ac. Blochü, von dem von mir abgebildeten Fische (Atlas, Taf. 16, Fig. 2 ) , und benennt letzteren
Ac. Rüppellü; diese Trennung ist aber unbegründet, weil die Blochische Figur unrichtig colorirt ist.
Acanthurus Sohal (Bloch, Schneider) Rüppell Atlas .......................................................Taf. 16. Fig. 1.
„ nigricans (Bloch, Schneider) Bloch # . . . . . . „ 213.
„ Gahhm (Forsk. Cuv.) Seba, Vol. 3. . „ 25. „ 3.
„ velifer (Bloch, Schneider) Rüpp. AtÉè . • - K ? ; : ' vo; " . „ 15. ,, 2.
„ rubropunctatus (Rüpp.) ibid. . . . . • • • . . . . „ 15. I 1.
Familie der Meeräschen und Körnährenfische.
Les Mugiloides et Atherines. Cuv.
Mugil. Linne.
Ich bemerkte in meinem früher publicirten Atlas (pag. 140), dafs von den vier Arten dieser Gattung, die
ich im rothen Meere eingesammelt hatte, drei auf dem Transporte anher sehr litten, daher nicht ausführlich
beschreibbar waren; meine neuerdings gemachten Sammlungen und die Publication des elften Bandes der Cuvier’schen
Naturgeschichte der Fische, worin diese Gattung abgehandelt wurde, setzen mich heute in Stand, jene Lücke
na.chzuholen; ich bedauere gleichzeitig, dafs ich nicht reichlicher die sich überall so ähnlichen Arten von Mugil
in den verschiedenen Gegenden des rothen Meeres eingesammelt habe, weil ich dann sicherlich bedeutend mehr
aufzuzählen hätte, als es nachstehend der Fall ist. *)
Ueber meinen Mugil macrolepidotus, wovon ich eine ausführliche Beschreibung und Abbildung (Atlas, p. 140
und Taf. 32. Fig. 2) veröffentlichte, welche Art auch Cuvier unter gleicher Benennung annahm, habe ich nichts
weiter mitzutheilen; dieser Fisch scheint, wie schon bemerkt, Forskal entgangen zu seyn. Eine andere von
Forskal beschriebene Art, die er Mugil öur benennt, und von welcher er sagt: „Labio utroque ciliato, inferiori
unicarinato, oculis pinguedine fere obtectis operculo, macula p. p. oblonga c?bliqua,“ glaubt Cuvier identisch mit
dem in Russell Vol. 2, Taf. 180 abgebildeten Fische; der von mir beobachtete Mugil des rothen Meeres, welchen
ich mit jenem Forskalischen M. öur vereinige, hat aber eine ganz feine Reihe beinahe mikroskopischer Zähnchen
am Rande der Lippen lose angewachsen, welches Forskfil mit dem Worte „ciliato“ ausdrückte; aber Russell
sagt ausdrücklich über den von ihm abgebildeten Fisch (Vol. 2, pag. 64): „the mouth with hardly any lips,
without teeth.“ Ist dieses richtig, so sind beide Fische verschiedene Arten. Die grosse Formenverwandtschaft
zwischen jenem M. öur aus dem rothen Meere und dem M. cephalus des mittelländischen Meeres erwähnt Cuvier
ganz besonders; Körperfarbe, Form und Strahlenzahl der Flossen sind bei beiden ganz gleich; bei der europäischen
Art finde ich die Zähne deutlicher, den Mund etwas gestreckter und auch den Kopf länger; ich mache
ferner darauf aufmerksam, dafs sich-bei beiden ^Lrten am unteyn^ Rande des Präoperculum drei schwach ausgesprochene
schräg gestellte Auskerbungen, und unterm Unterkiefer sechs Poren vorfinden. Mugil öur hat in
der die Augen überdeckenden Fetthaut unterhalb der Augen eine bogenförmige Reihe^\on: Poren j Schuppen
am Operculum sind vorhanden, aber wenig ausgesprochen. Ueber dem Anfang der Afterflosse, sind in vertikaler
Linie dreizehn Schuppen ;.rdie Kopflänge ist vier dreiviertelmal in der ganzen Körperlänge enthalten und dem
gröfsten Körperdurchmesser gleich.
Die dritte von mir eingesammelte Art ist zweifelsohne identisch mit dem von Russell Taf. 181 unter dem
Namen Kunesee abgebildeten Mugil, wofür Cuvier den Namen Mugil cunnesius in Gebrauch setzte; ich hielt
diesen Fisch früher mit Forskals M. täde identisch, weil er von ihm sagt: „labio unicarinato“ d. h. dafs der in
der Mitte des Unterkiefers befindliche Kiel nicht ausgekerbt ist; da aber der Schwedische Naturforscher den
Hauptcharakter des Fisches gar nicht erwijhnt (dessen übrigens auch Cuvier gar nicht gedenkt), nämlich sein
breites ganz schuppenloses Operculum, weiches die Russell’sche Figur ganz besonders gut darstellt, so wie ferner
die lange zugespitzte Schuppe über der Brustflosse befindlich; so lasse ich es dahin gestellt seyn, ob der von
mir in Djetta eingesammelte und dort Täde benannte Fisch, der zweifelsohne der von Russell abgebildete Kunesee
ist, Forskals Mugil täde wirklich sey; in dieser Ungewifsheit adoptire ich den für jene Figur durch Cuvier in
Gebrauch gesetzten Namen. Dieser Fisch hat keine Zähne oder Fleischwarzen an den Lippen; der Kopf ist
*) Cuvier beschreibt im elften Bande wenigstens acht Arten von Mugil als im rothen Meere lebend, unter den Namen: Mugil cepha-
Iotus, crenilabris, fasciatus, labiosus, macrolepidotus, carinatus, seheli und täde.