62 Nebrius concolor.
sechs Leisten zuzüglich derjenigen, welche sich auf der Rückenmitte befindet, geben dem Körper
in seinem Querdurchschnitt eine siebenkantige prismatische Form. Der Kopf ist vorn ganz zugerundet;
die ziemlich dicht hinter den Augen befindlichen Spritzlöcher sind grofs, vertical gespalten;
die drei letzten Kiemenspalten befinden sich noch oberhalb der Brustflossen, welche letztere besonders
stark entwickelt sind; oberhalb der Spritzlöcher erhebt sich das Rückenprofil des Körpers
in einer abgesetzten parabolischen Linie, die sich in ihrem Verlauf mit der Schärfe der Rückenflosse
verschmilzt. Die Schwanzflosse ist sehr lang, beinahe der Hälfte des ganzen Körpers entsprechend;
gegen das Ende des untern Randes derselben sind die den Squalusarten eigentümlichen
zwei Auskerbungen.
Der Mund ist nicht sonderlich grofs, beide Kiefer halbcylindrisch gewölbt, und jeder mit
zehnfachen Reihen kleiner dreizackiger Zähne besetzt, wovon die mittlere Zacke die längste; an
jedem der Nasenlöcher ist eine fiühlerförmige Verlängerung der Haut. Farbe des ganzen Körpers
und der Flossen hell leberbraun mit vielen kleinen dunkelbraunen Flecken gescheckt; nur der
Vorderkopf, die Bauchmitte und die Afterflosse sind frei von diesen Flecken, und über die Rückenseite
der langen Schwanzflosse sind siebzehn dunkelbraune Verticalstreifen, mit eben soviel Fleckenreihen
wechselnd. Iris gelblich weifs mit vertical gespaltener Pupille. Das von mir beobachtete
Individuum war 3V2 Fufs lang; es war das einzige welches mir zu Gesicht gekommen, und wurde
bei Djetta im Monat Jüly eingefangen, soll aber in anderer Jahreszeit nichts weniger als selten
dorten Vorkommen. Der arabische Triviäiname ist Baglul.
Nebrius*) nov. gen. RüppeU.
Mit diesem neuen Gattungsnamen bezeichne ich diejenigen Squalus, die in jeder Beziehung
den Scyllium ganz ähnlich gebildet, wie dieselben mit Spritzlöchern versehen sind, Hautfühler
an den Nasenlöchern haben, wo die erste Rückenflosse den Bauchflossen gegenüber ansitzt, die
zweite oberhalb der Afterflosse etwas vorgestellt ist, und die mit einer ziemlich langen gerade
gestreckten Schwanzflosse versehen sind; deren nicht sonderlich grofser Mund mit mehreren Reihen
breitgedrückter Zähne besetzt ist, wovon jeder in einen halbbogenförmigen Rand ausgehe‘t, der
mit neun bis zehn ziemlich gleichen kurzen Spitzen ausgezackt ist ;**) und hierdurch unterscheiden
sie sich von den Scyllium mit langen Schwanzflossen, deren Zähne bekanntermafsen dreizackig sind.
Taf. 17. Fig. 2.
Nebrius concolor. RüppeU.
Diagnot. Nebrius pinna dorsal! prima pinnis ventralibus opposita, dorsali secunda paulo anteriore anali, caudali valde elongata, lobo
superiori minutiusculo, spiraoulis minutis, cute granulata, tactu tarnen laevi, corporis et pinnarum colore cx cinerco rufesceute.
Die Totalform des Körpers ist keulenförmig, am zugerundeten Kopfe etwas weniges flach
gedrückt; der Mund ist nicht fern von dem Vorderrande des Kopfes, und an der innern Seite
der Nasenlöcher ist ein wohlentwickelter Hautfühler. Das Spritzloch hinter jedem Auge ist sehr
*) Nach Aristoteles bezeichneten die Griechen die Scyllium mit dem Worte veßgiai, daher die Anwendung dieses Worts sehr
passend. Siehe Rondeletius pag. 380.
**) Siehe die besondere Zeichnung eine» Zahnes auf Tafel 17, oberhalb der Schwanzflosse von Fig. 2.
Carcharias mclanopterus. 63
klein; von- den Ifünf Kiemenspalten ist das hinterste Paar dicht beisammen, und es ist unmittelbar
oberhalb des vordem Randes der Brustflossen gelegen; letztere sind nicht sonderlich entwickelt.
Die erste* Rückenflosse sitzt unmittelbar über den Bauchflossen, die zweite theilweise etwas vor
dem Anfänge der Afterflosse; der untere Lappen der Schwanzflosse ist ganz unbedeutend vorgeschoben,
das obere Flossenende wie gewöhnlich mit zwei schmalen Auskerbungen. Die ganze Haut
dös Körpers und der Flossen ist gleichförmig mit kleinen Knorpelkörnern chagrinirt, und durchaus
glatt anzufühlen; die Farbe des Körpers und aller Flossen ist schmutzig rothgrau, Iris gelblich.
Körperlänge des einzigen von mir beobachteten Individuums 2% Fufs. Ich erhielt es zu Massaua
ohne bestimmte Namensangabe.
Carcharias. Cuvier.
Fünf Arten, zu dieser Unterabtheilung der Familie der Squalus gehörig, beobachtete ich im rothen Meere, aber
nur eine derselben glaube ich zu erkennen in der kurzen Andeutung, welche Forskäl in seinen Thierbeschreibungen
Arabiens von“' fünf verschiedenen Squalusarten gegeben hat. *) Ob eine Beschreibung einer der vier
ändern von mir 'beobachteten Arten irgendwo sonst bekannt gemacht wurde, habe ich nicht ermitteln können;
ich halte es daher ersprieslich, von denselben Zeichnungen unter eigenen Benennungen zu veröffentlichen, ganz
bereitwillig, letztere wieder zu beseitigen, wenn sich solche als Synonyme bewähren sollten.
Carcharias melanopterus. Quoy %• Gaimard.
Synon.: Squalus carcharias minor. Forskäl.
Icon: Voyage de TAstrolabe; hist, naturelle pl. 43.
Diagnos. Carcharias capite subrotundato, paulum depresso, ore dentibus triangularibus margine serratis et basi corpus versus dilatntis,
pinnarum margine externo concavo exciso, nigro limbato, apice ni^ro, corporis et pinnarum colore cx flavido cincrascente; oculis
membrana nictitante nulla.
Der Kopf Rieses Hayen ist vorn etwas zugerundet, dabei ein wenig abgeflacht, der Mund
mit mehreren Reihen flachgedrückter Pyramidalzähne besetzt, deren Seitenkanten fein ausgezackt;
ihre Basis ist auf der nach dem Körper zu befindlichen Seite etwas verlängert und am Rande
gleichfalls fein gezähnelt. Die Zähne des Unterkiefers sind bei weitem schlanker als die des obern.
Die Brustflossen sind mittelmäfsig grofs; unmittelbar über ihrem vordem Rande befindet sich die
letzte der fünf Kiemenspalten. Die Basis des vordem Randes der ersten Rückenflosse ist dem
hintern Rande .der Basis der Brustflossen gegenüber befindlich. After - und zweite Rückenflosse
sind gleich grofs, sitzen einander gegenüber, und haben ihren äussern Rand ziemlich stark aus-
gekerbt, wobei sich die Flosse nach dem Schwanz zu in.eine Spitze verlängert; ähnliches, jedoch
weniger entwickelt findet auch bei der ersten Rückenflosse--statt. Alle Carcharias des rothen
Meeres haben den obern Theil der Schwanzflosse noch einmal so lang als den untern Lappen,
und unfern dessen Endspitze die gewöhnliche Auskerbung. Die ganze Körperhaut ist durchaus
glatt anzufühlen; ihre Grundfarbe so wie die der Flossen Jst graugelb, dunkler nach dem Rücken
und heller am Bauch; alle Flossen haben den äufsersten Rand' schwarz gesäumt, und die dem
*) Was Fprskal von seinem Squalus carcharias major (Dcscriptio Animalium pag. 20.) und ferner von S. massasa, Kamel, und
Kelb el bahr (I. c. pag. X .) bekannt machte, ist zu ungenügend um auch nur wahrscheinlicher Weise eine Art zu charakterisiren.