Das Haar des ganzen Balgs ist Borsten ähnlich; in der kalten Jahreszeit ziemlich lang, meist
bis zu 6 Zoll, in der Sommerzeit mifst es nur die Hälfte dieser Länge. Auf der Rückenmitte
über den Schultern ist ein Haarwirbel, von wo an die Haare über den ganzen Körper diver-
girend ablaufen, daher sie längs des Nackens von hinten nach vorn zu, abwärts laufend, gerichtet
sind, und vorn am Halse eine Haarnaht bilden; das Weibchen hat noch aufserdem einen
Haarwirbel am Hinterhaupt unmittelbar hinter den Ohren, und beide Geschlechter auf den Bauchseiten
etwas über der Nabelgegend einen andern Wirbel. Die innere Fläche des Ohrs ist mit
langen weifsen Haaren dick bewachsen. Das Maul, Kinn und ein Saum um die Nasenkuppe,
schmutzig grauweifs; ein schön weifser breiter Fleck erhebt sich von dem innern Augenwinkel
bis über den Augenhölenrand. Von den Ohren läuft ein schmales gelblich weifses Halsband herab
und schliefst sich an der Kehle. Ueber der Nasenkuppe wird ein dunkelbrauner Flecken bemerk-
lich, welcher im Aufsteigen auf der Gesichtsfläche immer heller wird, und auf der Stirne in eine
hellrothbraune Farbe übergeht Die Haare des Körpers sind rothbraun gefärbt mit graulichen
untermischt, welche letztere auf den unteren Theilen desselben dunkler werden. Die hintere Seite
der Ohren ist röthlich braun, ihr Randsaum schwärzlich. Die untere Seite des Bauchs, so wie
die Füfse sind schwarzgrau, welche Farbe gegen das Ende der Füfse in das Rauchschwarze übergehet.
Die Fefsel und Hufe sind von einem weifslichen Haarsaum eingefafst Der hintere Rand
des Schenkels, das Innere desselben und ein Streifen längs der Mitte des Bauches weifs. Die
Rübe des Schwanzes auf der obern Seite rothbraun, auf der untern weifslich, die kurze Endflocke
rauchschwarz. Beide Geschlechter haben eine ganz gleiche Färbung der Haare.
Diese Antilope erreicht die Körpergröfse einer ausgewachsenen Kuh; sie lebt in den grasreichen
Triften des westlichen Abyssiniens, namentlich um den Dembea-See und in der Kulla;
gewöhnlich trifft man sie in kleinen Familien von 4 — 6 Stücken an , und unter diesen immer
nur ein ausgewachsenes Männchen. Ihre beliebteste Nahrung sind die Blätter und Fruchtkolben
von Holcus Sorghum, sonst auch jede andere wildwachsende Grasart; ihr Gang ist etwas schwerfällig
, auch sind sie nicht sehr menschenscheu. Der Abyssinische Landesname ist Defassa ( J? 4^ *T )•
Das Thier kommt auch südlich von Sennar und in Kordofan vor, und der dorten dafür gebräuch^
liehe Name ist Bura. Mehemet Beg, türkischer Statthalter in Kordofan, zeigte mir in Cairo die
Haut eines in jenem Lande erlegten Individuums, wodurch ich dessen Identität mit A. Defassa
erkannte. Die kurze Notiz, die ich zur Beschreibung der Säugethiere meiner vorigen Reise p. 22
von einer Antilope Bura gegeben, ist somit auf die nun hier beschriebene Art anzuwenden.
Die Abyssinier machen auf diese Thiere nur zufällig Jagd, weil alles Fleisch überhaupt in jenem
Lande in geringem Werthe steht, und das Fell zu nichts besonderem verarbeitet wird; dagegen
sollen diese Antilopen die gewöhnliche Nahrung der übrigens im nördlichen Abyssinien nur sehr
vereinzelt vorkommenden Löwen seyn.