weisser Farbe. G. Cuvier*) glaubte ferner ein sehr grosses Thier zu der GattungCapra rechnen
zu müssen, das Daniel**) unter dem Namen Tackhaitsê abbildete. Der Pariser Gelehrte benannte
es Bouquetin à Crinière, Daniel beschrieb es als eine Antilopenart***), die durch ihre Körper,
form und Hornbildung der Ant. equina sehr nahe steht. Der tßal» dieses Thieres ist einförmig
blaugrau, mit einer langen dunkelfarbigen Mähne längs des Nackens. Du reif: einen Irrthum in
der Zeichnung verleifet, glaubt Cuvier an ihm einen Bart wahrzunehmen, den es nicht hat. Sein
Standort ist das Plateau von Südafrika. In ganz neuerer Zeit glauben sich einige Naturforscher
berechtiget, den Steinbock der Pyrenäen von demjenigen der Alpen specifisch zu trennen, worüber
nähere Mittheilungen zu gewärtigen sindf).
Nach Aufführung aller bisher bekannten Thiere, die von verschiedenen Naturforschern zu
der Gattung Capra gezählt wurden, komme ich zu der Beschreibung einer neuen Art, die ich
in den bis zur permanenten Schneeregion sich erhebenden abyssinischen Gebirgen entdeckte. Sie
unterscheidet sich von allen bekannten Arten gleich auf den ersten Anblick durch ihr stark convexes
Gesichtsprofil, und einen l ä n g l i c h t e n k<*nischem H ö c k e r , der sich zwischen der Basis der
Hörner befindet, und sich bei den beiden tjonynir 'eingesammelten Individuen als ein eigentümliches
Merkmal über die Stirnfläche erhebt, durch welchen fremdartigen Knochenbau sich diese
Art sehr charakteristisch von allen andern wohl unterscheidet. Die Hörner (des Männchens),
welche . bei gleichem Körperverhältnils bei weitem dicker als die von Capra Ibex sind, haben
cinerfiLal fläche, welche vornen durch, zwei rechte Winkel, hinten aber durch eine S tu n d u n g
gebildet .wird. Vom innern rechten Winkel läuft eine Kante der Hornkrümnjung entlang, die
durch ihre acht bis neun starke Knoten als eine sägeförmige Leiste erscheint, ungefähr wie beim
eurbpädschen Steinbock; ausserdem umgeben das Horn w i e dichtstehende wellenförmige Rinnen.
Die Ohren sind klein, aufrecht stehend; die Pupille rhomboidisch gespalten; der ganze Körper
hat grosse Aehnlichkeit mit dem des gewöhnlichen Steinbocks, ist jedoch etwas mehr hochbeinig.
Dgs Kinn ist mit kurzem Bart versehen; um die Hörner und- oben auf dem Nacken sind die
Haare struppig und etwas gelockt; allda ersieht man auch einen Haarwirbel, und zwei andere
sind auf der gewöhnlichen Stelle an den Seiten des Bauchs. Von einem Haarkamm längs des
Nackens oder Rückens ist keine Spur vorhanden. Zwei Haatnäthe laufen an den Seiten der
Brust vorn aufwärts, und zwei andere Näthe ziehen vom Hinterbug bis in die Mitte der Bauchseiten.
Auf denKnieen sind die bei allen Ziegenarten verkommenden unbehaarten Schwielen ; der
kurze Schwanz ist unten unbehaart, und endet mit einem Büschel; diesen trägt das Thier nach
Belieben auf- oder abwärts.
*) G. Cuvier Règne Animal, 2e édition. Vol. 1. p. 276.
**) Daniel African, scenery pl. 24.
***) Auch Hamilton „gmitb, p. 180 hält diese Abbildung für die einer Antilopen-Art, die er mit dem Namen Antilope barbata bezeichnet,
.j.) nass die sogenannte Antilope lanigera des Hamilton Smith auch.nichts als eine Ziegenart is t, die aber eine eigene Art bildet,
will ich bei «dieser ^Gelegenheit bemerken.
Körperdimensionen eines erwachsenen Männchens.
Länge von dem vordem Ende des Mauls bis <m den vordem Rand der Hörner — °. 10'. —
Gröfster Durchmesser der H ö r n e r ................................ ............ . — 4. 1.
Länge vom hintern Rande ddr HOörner bis zur Schwanzbasis . . . . 4.
Länge der 'k iv liw a n z r ü f tt- .............................................................. . . — 3. 6.
Länge ''des ganzen Schwanzes . . . . . . . ■ . . , — 7. —
Höhe am K r e u z ............................................ ......... 2. 7. —
Höhe an der Gruppe ............................................................................................................ 2. 8. —
Umfang des Basalknoten der H ö r n e r ............................................................... ' — 10. 2.
Länge der Hörner längs der äussem Krümmung . . . . . . 1. 11. —
Länge des O h r e s ........................................................................ • • * —| 4. 3.
Länge der Spur . . . • • ■ • • • • * *'* H i. ' ' ** ■
Breite d e r s e l b e n .................................... ......... : — L d t . -'
Aeussere Beschreibung des Thiers.
Vordere und obere Seite des Kopfes, Nacken- und Rücken schön kastanienbraun; Nase, ein
krummer Streif, der sich zwischen Auge und Ohr nach vom zu biegt, Seiten des Halses, des
Körpers und Bug umbrarothbraun; Gegend unter dem Auge und Ohr, Kinn, Vorderhals, Brust,
innere Seite der obem Hälfte der Füsse, und hintere Hälfte des Bauchs schmutzig weifs; äussfere
Seite der Vorderfüsse und Schenkel, so wie die mittlere Seite des Bauches fahlgrau. Lauf der
Vorderfüsse weifslich, mit einem grossen schwarzen Fleck vorn über der Fufsbeuge, und einem
ähnlichen Streifen vom auf dem Metatarsus, der sich hinten über der Fessel vereiniget. Am
Hinterfufs ziehet an der vordem Seite des untern Dritttheils der Schiene längs des MetatärsuA
ein breiter schwarzer Streif herab, schickt eine Binde quer über den Tarsus und eine andere
über das Fesselgelenk. Die Schwanzwurzel ist kastanienbraun, das Schwanzende schwarz. Die
innere Ohrenfläche ist unten weifs, oben rothbraun gesäumt, die Aussenseite des Ohres roth-
braun. Die Iris hellbraun, die Pupille dunkelblau. Auf dem Nacken des jungen Männchens
bemerkt man einige uhter die braunen Haare gemischte wollähnliche weisse Haarlocken. Am
Unterleibe sind vier Milchwarzen; zwischen dem After und Schwänze zwei Vertiefungen, die mit
einer stark riechenden Pomade gefüllt sind.
Das Weibchen dieses Steinbocks ist mir nie zu Gesicht gekommen; es soll sich durch weit
kürzere, dünnere, zugerundete Hörner von dem Männchen auszeichnen und bartlos seyn. Diese
Thiere bewohnen die höchsten felsigten Gebirge Abyssiniens, ^welche wenigstens einen Theil des
Jahres mit Schnee bedeckt sind, wefswegen sie auch nur in den Provinzen Simen und Godjam
Vorkommen. Dieses Wild gehört dermalen in Abyssinien zu den Seltenheiten. Der abyssinische
Landesname desselben heifst in der Amhara Sprache Walie (® A A ) , in der Geez Sprache
Waital ((D B H1A). Ueber die Mährchen, welche die Abyssinier mir von dieser Ziegdjefcibltcn,
soll einiges in meiner Reisebeschreibung angeführt werden.