sich von dem Männchen nur durch den Mangel der Hörner, in Grösse sind sich beide gleich;
an den Jungen ist der schwarzbraune Streifen längs des Kopfprofils nur an der Nasenspitze
angedeutet *).
Die Madoqua-Antilope kömmt nur in bergigen mit Buschwerk bedeckten Gegenden vor,
und zwar in solchen, {die 5000 bis 8000 Fufs über der Meeresflächg erhaben sind. Ich beobachtete
das erste Individuum zu Galla in der Bergkette westlich von Massaua; später fanden wir
das Thier häufig auf den Bergen um die Thäler der Kulla; es lebt immer Paarweise, und ist
wegen seines flüchtigen Eindringens ins Gebüsch schwierig zu jagen. Der abyssinische Landesname
ist Madoqua, mit welcher Benennung übrigens die dort gleichfalls vorkommende Ant. montana
zuweilen bezeichnet wird. — An dem Schedel ist die nahmbare Vertiefung vor jeder Augenhöhle
bemerkbar, worin die den gelblichen Schleim absondernde Drüse liegt; die nämliche Vertiefung
ist bei dem Schedel von Ant. oreotr%us, pygmaea und dem irrigerweise Ant. mergens
benannten Thiere.
% Ich gebe hier noch eine Zusammenstellung, nicht allein der Antilopen-Arten, sondern auch sämmtlicher
Wiederkäuer, die ich auf meiner nordafrikanischen Reise beobachtet und eingesammelt habe:
Camelus dromedarius (Lin.); nicht selten in ganz verwildertem Zustande, in den Steppen von Kordofan; es
sind aber immer herrnlos gewordene Thiere, die aus der Domesticitat entlaufen sind. Kömmt nie in Abyssinien
vor, mit Ausnahme- der flachen Thäler längs der Meeresküste.
Camelopardalis GRraffa (Lin.). Die in dem Atlas .zu meiner, vorigen Reise, Taf. 8. gegebene Abbildung ist
ungenügend, da man dabei meine nach denr~Leben gefertigte Skizze nicht benutzte; die vielen in neuerer Zeit
nach.deii in London (wo Jetzo gleichzeitig sich sieben lebende Giraffen befinden) und Paris gepflegten Thieren
publicirten Abbildungen ersetzen die meinige vollkommen. Nach meinen neuesten Vergleichungen kann ich der
Meinung über die Artenverschiedenheit dieses Thieres aus Nord- und Südafrika nicht beistimmen. Die angegebene
Differenz in den Kniebüscheln ist irrig, diejenige des Grössenunterschiedes des-mittleren'‘Hornes und der
Lacrymalknochen ungenügend, und der angebliche Farbenunterschied' ist theilweise- durch die Lohe bei dem
Gerben der Haut hervorgebracht.' Die Giraffe kömmt ziemlich häufig in kleinen Familien von 4 bis 6 Stück in
den mit Buschwerk bewachsene^ Steppen und Thalniederungen südlich: vom 11: Breitegrad vor. In den bergigen
Gegenden Abyssiniens findet sich dieses Thier nie.
Antilope Dorcas (Lin.); häufig in kleinen Familien in den sandigen Flächen von Egypten, dem peträischen
Arabien Nubien, Kordofan und Sennaar; auch längs der abyssinischen Küste bei Massaua; heifst bei den Arabern:
Gasal, zu Massaua: Schoka **).
*)V;I)er durch Salt aus Abyssinien gebrachte Antilopenkopf, welcher sich in dem College o f Surgeons in London befindet, und den
Blainville unter dem, Namen Ant. Saltiana beschrieb, ist nach den von mir gemachten Untersuchungen derjenige einer jungen Antilope
Madoqua. Blainyille übersah ganz die an diesem Kopfe deutlich bemerkbaren unbehaarten schwarzen Hautstreifen, die in einiger Entfernung
vom Aüge^nach der Nasenspitze verlaufen, aber er bemerkte ganz richtig, dass der in Rede stehende Kopf keine Thränengruben
habeCf^MdlJe^e unglücklitehe Uebereilung.wendete Lichtenstein den Blainville’schen Namen Ant. Saltiana auf eine kleine Anfllopenart
am w eicht df^reUs^scfien Gelehrten Hemprich und Ehrenberg bei Massaua an der abyssinischen Küste eingesammelt hatten;. obgleich
ä lf f fp r f ie r mit^ejfr deutlichen Thränengruben versehen ist. Dr. Cretzschmar, der die Bekanntmachung der von mir auf meiner vorigen
afrikanischen Reise^entdeckten Säugtbiere besorgte, copirte ohne Prüfung Lichtenstein’s Irrung; ja Herr Ehrenberg selbst auf Taf. VIII.
der Mammalia seiner Symbol« physicm bezeichnete die kleine Antilope von Massaua immer noch mit dem irrigen Namen Antilope
Saltiana; als er aber im Jahr 1832 die Beschreibung ausarbeitete, entdeckte er die Verwechselung, und benannte nun das von Lichtenstein,
in” meinem Atlas und in seinem Werke abgebildete Thier, seinem verstorbenen Reisegefährten zu Ehren Antilope Hemprichii.
**) Die von Herrn Ehrenberg unter dem mir unpassend scheinenden Namen Antilope arabica aufgeführte Art, von wacher Lichten-,
stein (Neue Säugetliiere. Taf. VI.) eine AbbUdung gab, findet sich nicht bloss in Arabien, sondern auch in Persien und Indien; aber ich
zweifle, ob die unlängst lebendig nach Paris von Egypteg/übcrschickte Antilope, welche unstreitig eine Ant. arabica ist, aus Nubien
abstamme, wie angegeben wird. Vermuthlich ward sie von' Djetta her nach Cairo gebracht. Mehrmals wurde diese Thierart von Indien
nach England gesendet, ,und in neuerer Zeit unter folgenden Namen beschrieben, die als Synonyme aufzuführen sin d:
durch Hamilton Smith als A n t Cora in Griffith Vol. V. p. 261. und durch Sykes als Ant. Bennettii (das Citat in dem Index der
Proceedings of.the Zool. Soc. von 1833 als pag. 114 ist fehlerhaft, ich kann aber die wahre Beschreibung nicht auflinden.)
Antilope Dama (Pallas), Rüpp. zool. Atlas, Taf. 14 und 16., lebt in zahlreichen Herden in den Steppen von
Sennaar, Nubiens und Kordofan, und durch ganz*Nordafrika unterm 20. Breitegrad bis an den atlantischen Ocean.
Dieses Thier heifst in Ostafrika Ledra oder Addra. Bennett (Proceeding for 1833 pag. 2.) glaubt die am Senegal
lebende Ra<je unterstem Namen A. Nanguer und diejenige von Marocco unter dem Namen A. Mhorr specifisch
trennen zu müssen^ welcher Ansicht ich nicht beistimmen kann.
Antilope Sömmefpingii (Rüppell), Rüpp. zool. Atlas,, Taf. 19. Wurde von mir nur in den buschigen Thälern
längs der abyssinischen Küste beobachtet; kömmt übrigens auch vermuthlich auf der grossen Insel Dahalak vor;
lebt in kleinen Familien«* zieht zuweilen in grossen Herden, wenn Nahrungsbedarf das Auswandern nöthig
macht. Es istffrein Irrthum, wenn bei der Beschreibung des Thiers in meinem vorigen Atlas durch Herrn
Dr. Cretzschmar gesagt wurde, dafs die Haare an mehreren Stellen der Körperhaut fleckenweise in verschiedene
Richtungen gestellt sind, wodurch das Ganze das Ansehen eines gewässerten Seidenbandes „habe. Diese Täuschung
war veranlafst durch das ungleiche Trocknen der von ihm beschriebenen Haut, an welcher beim Abziehen
einzelne Streifen von Muskelfasern verblieben waren. I^qr Landesname des Thiers ist Arab.
Antilope montana (Rüppell), Rüpp. P P „Atlas,. TaL 3. Ich hatte ein ausgewachsenes Männchen dieser
Thierart im Jahr 1823 von Sennaar unter dem gewifs w.eit passenderen Namen Ant. brevicaudata anhergeschickt,
welche Artenbezeichnung man hier ganz, ufibtefugter Weise umänderte. Auf den Hochebenen von Woggera,
in der Umgegend von Gondar, und, in den Thälern; der Kulla erlegte ich seitdem mehrere Individuen dieser
Art, so dafs ich mehreres z ir Vervollständigung der Beschreibung derselben mittheilen kann. Diese Antilope
wird nicht grösser als jenes im Jahr 1823-erhaltene Individuum; nur das Männchen ist mit Hörnern versehen;
beide Geschlechter haben zwei Inguinalgruben, deren Oeffnung mit einem weissen langen Haarbüschel überwachsen
ist. Das Weibchen hat 4 Milchwarzen. Ganz' besonders merkwürdig ist, dafs die jungen Männchen am
vordem Winkel der Maxillarknochen kleine Spitzzähne besitzen, wie die Moschusthiere, oder der Mundjack
Hirsch. Aber durch eine eigene Anomalie verliert AqJ. montana bei zunehmendem Wachsthum diese Spitzzähne
*). Dieses Thier lebt Paarweise in- grasreichen Triften, welche mit niederem Buschwerk durchsetzt sind;
sein abyssinischer Landesname zu Gondar ist Fecko. »
Antilope Madoqua (Bruce), Rüpp. neue Wirbelthiere, Taf. 7. Fig. 2. Die Confpsiön, welche mi£ dieser
Antilope und dem von Grimm erwähnten capischen Thier gemacht wurde, besprach ich ausführlich vorstehend
auf pag. 22. Hat gleiches Vorkommen mit Antilope montana, liebt jedoch mehr die bergigen Gegenden. Heifst
in Abyssinien Mtfdoqua, und bei Massaua Danido.
Antilope Oreotragus (Förster). Lebt Paarweise in den felsigen Berggegenden Abyssiniens, die mit Gebüsch
bewachsen sind; heifst, in jebem Lande Sassa; bei Massaua, wo dieses Thier auch von mir eingesammelt
wurde* Goptu. Ist unwiderruflich identisch mit der am Cap lebenden Art.
Antilope Hemprichii (Ehrenberg). Rüpp. Atlas Säugethiere, Taf. 21. unter dem unrichtigen Namen Ant.
Saltiana. Lebt Paarweise in niederem Gebüsch der abyssinischen Küstenlandschaft. Heifst daselbst Atro.
Antäope redunca (Pallas), Rüpp. neue Wirbelthiere (Säugethiere Taf. 7. Fig. 1.). Vorkommen auf den grasreichen
Hochebenen von Abyssinien* und durch ganz Nordafrika bis zum Senegal. Heifst in ersterem Lande Bohor.
Antilope Defassa (Rüppell), Rüpp. neue Wirbelthiere (Säugethiere Taf. 3.). Lebt Paarweise in den buschigen
Thälern im nördlichen Abyssinien, woselbst es Defassa heifst; kömmt auch in Kordofan, Darfur und bis nach
Senegambien vor. Es ist das nämliche Thier, welches mir die Eingebornen der beiden ersteren Länder mit
dem Namen Boura und Chora bezeichneten, welches mithin Synonyme sind. In dem Londner zoologischen' Garten
lebt anjetzo ein Weibchen, das von Westafrika geschickt wurde, und welches Herr Bennett vo^Täüfig mifedeiu
Namen Ant. Singsing bezeichnete. Ist Büffons Antilope Koba, wovon man bis jetzo nichts kennt als- den ^on
diesem Naturforscher abgebildeten Schädel (Buffon Mammiferes. Vol. XII. pl. 32. Fig. 1.), identisch mit meiner
Ant. Defassa?
Antilope Decula (Rüppell), Rüpp. neue Wirbelthiere, Taf. 4. Häufig Paarweise in den buschigen Niederungen
des nördlichen Abyssiniens, woselbst der Landesname Decula.
Antilope Addax (Lichtenstein), Rüpp. zool. Atlas, Taf. 7. Lebt in zahlreichen Herden in den sandigen
Steppen von Nubien und vermuthlich im ganzen nördlichen Afrika vom 16 bis 20. Breitegrad. Heifst in Nubien
Akas. Nach meinen genauen Vergleichungen im Brittischen Museum ist das von Blainville unter dem Namen
Antilope nasomaculata beschriebene Thier, welches Hamilton Smith in Griffith Naturreich, Vol. 5. pag. 204.,
*) Siche'meine Mittheilung an die Londner zoologische Gesellschaft in ihren Proceedings for 1836. pag. 3. ■ 1 1 7