Am Auffinden der von Forskal in seinen geschätzten Deseriptiones Animalium beschriebenen
Fische des rothen Meeres war mir ganz besonders gelegen. Der schwedische Naturforscher hatte
in allem in jenem Meere einhundert secKsundvierzig Arten erhalten, von welchen ich nur einhundert
einunddreifsig wiederfand. *)
Bei der successiven Bekanntmachung meiner ichthyologischen Beobachtungen habe ich einzelne
Familien zusammen abgehandelt, ohne systematische Reihenfolge; der ausführliche alphabetische Index
am Ende des Werkes wird das Auffinden der einzelnen Arten erleichtern; ich füge demselben noch eine
systematische Zusammenstellung der verschiedenen Familien bei, in der Reihenfolge, welche Cuvier
in seiner grossen Naturgeschichte der Fische in Anwendung setzte.
Da viele neue Gattungen, sowohl im letztgenannten Werke, als in der zweiten Ausgabe von
Cuviers Régne Animal aufgestellt wurden, so hatte ich in allem nur zwölf Formen als den Typus
neuer Gattungen vorzuschlagen **);' drei jener Cuvier’schen neuen Gattungsabtheilungen fand ich
mich bewogen nicht“ anzunehmen (Mesoprion, Calliodon und Pelamis). Meine Beobachtung, dafs
bei einigen Fischen der Unterschied des Geschlechts durch verschiedene Färbung, und selbst durch
die Form der Flossen bezeichnet ist ***); dafs bei andern Fischen letztere und sonstige Theile des
Körpers in verschiedenen Altersperioden wesentliche Modificatibnen erleiden f ) , daher mehrmals der
nämliche Fisch von ausgezeichneten Naturforschern als verschiedene Arten beschrieben wurde, dieses
werden die Ichthyologen als interessante Mittheilung aufnehmen und weiter verfolgen,
Schliefslich will ich noch aufmerksam machen, wie mehrere im indischen Océan häufig vorkommende
Gattungen ganz dem rothen Meere fremd zü seyn scheinen, wenigstens nie von mir
beobachtet wurden; es sind dieses namentlich d ié -Gattungen Polynemus, Stromateus, Gymnetrus,
Ophidium, Ephippus, Johnius und Otolithus. Ich muthmafse übrigens, dafs beiläufig ein Viertheil
der Fischarten, welche das rothe Meer beherbergt, meinen Beobachtungen entgangen seyn dürfte,
und hierzu gehören alle die Arten, welche die grofsen Tiefen bewohnen, mit deren Einfangen die
Araber ganz unbekannt sind. Es ist in dieser Beziehung im rothen Meere noch ein weites Feld
für Entdeckungen offen.
Geschrieben am 1. März 1838. Dr. Eduard Rüppell.
* ) Die fünfzehn Fische, durch Forskal beschrieben, welche ich nicht auffand, sind: Gobius ncbulosus, Scarus sordidus, Mullus
aurinamma, Labrus inermis, Labrus ramentosus, Labius oyena varietas ß% Sciacna Abusamf, Sciaena Abuliamrur, Söömber. kirm, Scombcr
mellit, Ghaetodön pictus, Esox marginatus, Clupea belama, Mugil seheli und Exöcetus volitans.
**) Die-zwölf von miranfgestellten neuen Gattungen benannte ich: Enneaptcrygius, Pristotis, Spliaerodon, Gazza, Pctroskirtes, Aster-
ropteryx, Halichöres, Pseudochromis, JETafiophis, Uropterygius, Xcnodon und Ncbrius.
***) Z. B. Lebias dispar, Diacope boliar.
Z. B. Balistes Havimarginatus, Aspisurus unicornis.