Vorrede zur Abtheilung der Fische.
D a s Studium der Ichthyologie hatte für mich immer ein vorzüglicheres Interesse; aber im
allgemeinen ist jenes Studium gerade dasjenige, welches unter den Naturforschern bei weitem weniger
thätige Verehrer hat, als die meisten andern Sectionen der Naturgeschichte. Ursache hiervon dürfte
seyn, dafs beim Einsammeln und Beobachten der Fische man meistentheils von ganz fremden Personen
abhängig ist, dafs das Bearbeiten und Auf bewahren einer Fischsammlung mühsam und kostspielig
ist, und letztere als eine Schaubelustigung den Laien wenig anspricht; da endlich die einzelnen
Fische ihre Formen und Farben beim künstlichen Aufbewahren ungemein ändern, so haben sie, wenn
nicht gleich nach dem Einfangen gewissermassen noch belebt beobachtet, nur sehr secundaires wissenschaftliches
Interesse. Ich war daher sowohl auf meiner früheren als letzten Bereisung des rothen
Meeres besonders bemühet, alle Fische an Ort und Stelle naturgetreu zu zeichnen, zu beschreiben,
und von den meisten ein Farbenbild nach frisch eingefangenen Individuen zu fertigen. Die Skelette
möglichst vieler Arten wurden bearbeitet, dabei die Organisation der Ernährungswerkzeuge untersucht,
und über ihre Nahrung, Vorkommen, Verbreitung und Nutzen in Beziehung auf den Menschen,
Notizen eingesammelt. Freilich konnte dieses alles nur bei einem kleinen Theil der dreihundert
vierundvierzig verschiedenen Fischarten geschehen, die ich im Zeitlauf meiner mehrfachen Reisen
am rothen Meere einsammelte. Viele dieser Fische waren bisher unbekannt für die Wissenschaft;
von den meisten waren' gar keine, von andern nur sehr fehlerhafte Abbildungen vorhanden; ich gab
daher der Veröffentlichung meiner Fischzeichnungen vor allem den Vorzug. Der naturhistorische Atlas
zu meiner früheren Reise in Afrika enthält die Abbildungen von fünfundneunzig, gegenwärtiges Werk
von einhundert und Siebzehn Fischen; ich darf von diesen Abbildungen mit einigem Selbstgefühle
sagen, dafs sie in Beziehung auf Genauigkeit mit den bestgelungensten ichthyologischen Darstellungen
den Vergleich aushalten können; fast alle sind nach der Natur colorirt; wo dieses nicht statt
finden konnte, oder wo das Coloriren unwesentlich war, wie z. B. bei einförmigem Silberglanz, da
liefs ich die Abbildung farbenlofs.