Der auf Tafel 13. Fig. 1. a und b abgebildete Schedel ist derjenige eines ausgewachsenen
Weibchens. Bei dessen Vergleichung mit demjenigen verwandter Arten ist die grosse Länge des
zahnlosen T*eijs am Oberkiefer auffallend; derselbe mifst 3 Zoll Länge, während der von den
6 Mahlzähnen besetzte Raum nur 2'. 2" mifst. Die Nasenknochen sind gleich wie bei allen
Antilopen, welche Ttejne; sich nach aussen öffnende Thränengruben haben, sehr lang und- schmal;
ihre Endspitzen reichen beinahe bis zum halben Durchmesser der Augenhöhle; dagegen sind die
Intermaxillarknocheif kurz, und erstrecken sich nicht bis an die Nasenknochen. Die Thränengruben
ersetzt ein ziemlich grosser rhombischer Spalt, der durch eine tendinöse Membran überzogen
ist. Die Ränder der Pfeilnath zwischen den Frontalknochen bilden gemeinschaftlich eine
etwas elliptische Erhöhung.
Noch ist zu bemerken, dafs man in den Papieren des vielverkannten Bruce, eine recht gute, genaue
Beschreibung dieses Thieres gefunden hat, wfiche in der 3. (Edinburger) Ausgabe seiner Reisen
im 7. Bande pag. 362 abgedruckt ist.
Taf. 7. Fig. 2.
Antilope Madoqna. Bruce.
Synon.: Antilope grimmea? Pallas et F. Cuvier.
2)ia„nos'; Mas adult. Antilope cornubus mediocribus, rectis, cylindricis, longitndinaliter striatis, antice snbcompressis, parte basalinonnullis
aunulis undulatis, apice lævigato; ante oculos stria horizontali calva viscositatem secernente; inter cornua penicillo pilis clon-
' galis divergentibus; cauda brevi, subtus et supra pilosa, -scopis ad antipedes nullis; ungulis spuriis minntissimis. Corporis
'eolore ex cinereo rufesccnte, a naribus usque ad verticem stria nigricante; gula, labiis, ventre et parte interna pedum albidis;
’ • ad labium iii&rius utrinque macula cinerascente. Pedes a spuriis ungulis apicem versus nigricantes, nigredine ad anticas tibias
linealiter ascendeutc. Cauda supra nigra, infra albida.
Foemina ecornis, mammis 4, in utroque scxu tossæ inguinales duae.
Ob die von mir abgebildete abyssinische Antilope mit derjenigen identisch ist, welche Pallas*),
Vosmar**) und F. Cuvier***) unter dem Namen Ant. grimmea bekannt gemacht haben, und
die vom Senegal und Guinea herstammte, wage ich nicht zu entscheiden. Gleiche Grösse, Form
der Hörner, nackte Hautstreifen auf den Seiten des Kopfes zwischen Augen und Nasenlöcher
haben beide Arten gemein, und auch so ziemlich die Hauptvertheilung der Farben. Aber die
von Grimm vor 160 Jahren am Cap beobachtete Antilope war nichts als ein junges Individuum
derjenigen Thierart, welche vor 20 Jahren Blainville unter dem Namen Antilope mergens unvollständig
beschrieb, und wovon Lichtenstein in seinen Darstellungen neuer Säugthiere, Taf. XI.
^inVmangelhafte Abbildung bekannt machte f ) . Ohne Zweifel ist das von mir nachstehend zu
besÖBggibende Thier identisch mit demjenigen, wovon in der 3. Ausgabe von Bruce’s Reisen
untef dem Namen: „madoqua Antilope“ eine gute Beschreibung und erkenntliche Abbildung
gegeben w u r d e -j-j-), und von welchem Thier bereits Hiob Ludolf vor 150 Jahren unter gleicher
Benennung*yErwähnung that -j-j-j*).
* ) Spioilegia fase. I. Taf. 3. pag. 41. und Miscellanea Taf. 1.
**) Natuurlyke Historie van bet guineesche Juffer-Bokje, Amsterdam 1766.
***) Mammifères. Vol. 2. Taf. 110. _
+) Sowohl in der Lichtenstein’schen Abbildung als auch Beschreibung ist der nackte Hautstreifen an beiden Seiten des Kopfs
vergessen worden.
■ft) Bruce Travels 3. edit. Vol. 7. pag. 360. und Taf. 56.
+ t+ ) Historia Aethiopica Lib. I. cap. 10. 73. Madokua, animalia quæ capris assimilabat Gregorius.
A e u s s e r e B e s c h r e i b u n g .
Das ausgewachsene Männchen der Madoqua entspricht in Grösse dem drei Monat alten
Kalbe eines Damhirsches; es hat gerade, zugerundete, auf der vordem Seite dei^ganzen Länge
nach etwas comprimirte Hörner, deren unteres Drittheil mit 6 bis 8 wellenförmigen Ringen
gerippt 'ist; im mittleren Verlauf haben sie schwach angedeutete Längsfurchen; an der geglätteten
Endspitze sind die Hörner noch einmal so weit von einander entfernt, als an der Basis. Die
Nasenkuppe ist ganz unbehaart bis an den Mundrand; statt der Thränefisäcke ist in einiger
Entfernung vor jederri Auge und etwas unterhalb ein nach der Nase zu laufender schmaler
haarloser Hautstreifen, unter welchem eine Drüsenmasse liegt, die eine gelbliche, starkriechende
Pomade ausschwitzt, ganz wie solches bei der capiächen Antilope mergens der Fall ist. Zwischen
den Hörnern bilden ziemlich lange Haare einen trichterförmigen Wirbel, der wie ein gespreitzter
Pinsel abstehet. Etwas unterhalb der Ohren ist ein anderer Haarwirbel, von welchem aus bis
zum Schwänze die Haare rückwärts laufen. Die Haare des Halses sind etwas spröde, diejenigen
des Körpers ziemlich lang und weich. Der Schwanz ist kurz, ziemlich behaart, und endet in
eine Quaste. An den Vorderfüssen kein Haarbüschel oder Schwiele. In den Weichen zwei tiefe
Inguinalgruben, und bei den Weibchen vier Milchwarzen. Die Hufe und Nebenhufe sind ganz
besonders klein, letztere kaum bemerkbar.
K ö r p e r a u sm e s s u n g .
Kopflänge von def Nasenspitze bis zur vordem Seite der Basis der Hörner 0 °. 5‘: f
Transversaldurchmesser eines Hornes . . . . 0 . 0 . r .
Entfernung zwischen den Endspitzen der Hörner . 0 . 1 . 3.
1 .
Körperlänge von der hintern Basis der Hörner bis zum Anfang des Schwanzes 2. 3. 0 .
Länge der Schwanzrübe ............................................. — 2. 3.
Der ganze Schwanz mifst zuzüglich der Haarquaste —r 4. 6.
0 .
■ ~ ~ 9.
Die Grundfarbe des ganzen Thiers ist gelblich roth; da aber genau betrachtet alle Haare
des Oberleibs und der äussern Seite der Beine an der Basis und Endspitze aschgrau sind, so
erhält der ganze Balg ein gesprenkeltes Ansehen. Von der Nasenspitze bis zu den Hörnern
gehet ein schwarzbrauner Streifen; von gleicher Farbe ist der trichterförmige Haarschopf. Die
Kopfgegend der nackten Hautstreifen, ein dünner Strich über den Augen, und die ..Basalgegend
der Ohren, sind grau. Lippen, Kehle, Bauch und innere Seite der Füsse grauweifs. Zu beiden
Seiten des Unterkiefers ein schwarzgrauer Flecken. Unterer Theil der Füsse zwischen den Afterklauen
und Hufen, und ein Flecken an der Vorderseite d e r Biegung der Vorderfllsse, rauchschwarz;
zuweilen verlängert sich dieser schwärzliche Flecken abwärts bis an die Hufgegend. Schwanz an
der Basis gelbgrau, die Quaste oberhalb schwarz, unten weifs. Das Weibchen unterscheidet