seiner Planches coloriees eine Art von Replique bekannt zu machen, worin er mit Recht einige
von mir gemachte Irrungen beim Citiren von Abbildungen rügt, die ich gemacht zu haben
anerkenne, zugleich mich aber mit Impertinenzen überhäuft, die ich Jedermann zu würdigen
überlasse, der Interesse an so etwas nimmt. Ich befasse mich blofs mit der Berichtigung nafcur-
geschichtlicher Kenntnisse, und nur in dieser Beziehung antworte ich heute auf jenen Tem-
minck’schcn Aufsatz. Dieser Autor fahrt fort hartnäckig zu behaupten, dafs man anjetzo Zehn
Arten von Geiern kenne. In dem Museum der Senckenbergischen naturforschenaen Gesellschaft
allhier befinden sich dermalen ausgestopfte Individuen aljfer jener VögeL welche -diese
vorgeblichen zehif®'Arten bilden sollen, so dafs Jedermann, der-diese Sammlung besucht, sich
anschaulich überzeugen kann, dafs in der That nur höchstens acht Geierarten anzunehmen sind,
wovon ich nachstehend noch einmal die einzelnen Charaktere Tjeraushebe.
1) Vultur einereus (Lin. Gmel. ) .r z |f j a
Buffon pl. 425.; die, Jugend dieses Vogels ist Vultur iqpnächus Lin., dessen Synonym
V. imperialis (Temminck), abgebildet in Levailfant ois„ d’Afr. p l/1 2 , unter dem Namen
Le Chincou. Charaktere: lange schwarze zugerundete Federn an der Basis« des Halses;
ganzer Hinterkopf mit dickem Flaumghfieder bedeckt, ' lange zfigespitzte Federn mit
breiter Basis am Bauch, Flügeldeckfedern gleichfalls: zuge§pitzt. Vaterland: Europa und
ganz Asien..-
2) Vultur fu lv u s (Lin. Gmel.). 4j||»
Werner Atlas des oisea^x d’Eiirope. Kranz an der Basis des Halses gebildet durch
weifse lange und breite ‘Federn^ Die kleinen Flügeldecken bestehen aus zugespitzten, die
Bedeckungvdes Bauchs aus längen, schjnaäen.-.zugespitzten Federn. Vaterland: das östliche
Europa und Indien.
* 3) Vultur Kolbii.
Jugend abgebildet in dem Atlas zu meiner Reise in Afrika, Vögel Taf. 32. Kranz ^.n der
Basis des Halses gebildet durch kurze weifse zugerundete Federn. Federn der Brust, des
Bauchs und der Flügeldecken in allen Alterskleidern zugerundet. Der ganz alte Vogel
wird ganzweifs; die'Gröfse entspricht derjenigen der 'stärksten Geierart. * Vaterland: Arabien
und ganz Afrika von Abyssinien an südlreh.
erstrecken sich .bis auf die halbe Länge des Tarsus, welcher letztere netzfouhig beschuppt ist. Die Längender vordem Mittelzehe ist in
dein Verhältiiiss zu den seitlichstehenden Zehen, wie solches bei allen Falken gewöhnlich ist, die sich in dieser Beziehung auf den ersten
Blick von alleii-GeieraTten unterscheiden. Die Nägel sind lang, robust und zugeschärft;
Das Gefieder des alten Vogels ist grofsentheils schneeweifs, mit Ausnahme der Rückenmitte, der grofsen Flügeldeckfedern, der
EhcUpitzen der Schwingen und des Schwanzes, welches alles rauchschwarz ist; längs des Endrandes des Schwanzes eine zollbreite
wpuse.Bjnde.
K ö r p e r a u s m . e s s u n g .
^Ganze*J|ö#perlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende . . . . .
SchnaG|llängfc von dessen Spitze bis zur Wachshaut längs der Krümmung . . . ~ .
Flügellänge ' S ........................................................................................................................................................
Länge des SqWteBes ...............................................................................................ÉÊ. . . . .
des Tarsus .........................................................
„ der. M itt e lz e h e .....................................................................................................................................
Vaterland angeblich das tropische westliche Afrika, in den Provinzen Angola und Congo.
neue Abtheilung, wofür ich den Nament Gypohierax vorschlage.
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. ^ ■ . . — 1. 11.
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. W V . . jfc- — 2.11.
. • . — 2. I. i
Auf jeden Fall bildet dieser Falke eine
4) Vultur chassefiente (Levaillant).
Le perenoptere, Buffon, pl. 426. Le chasse fiente, Levaillant, pi. 10. Vultur perenopterus,
Borckhausen Deutsche Ornith. Heft 10. pl. 1. Lange schmale zugespitzte braune Federn
* an der Basis des Halses; längliche zugespitzte Federn an der Brust und dem Bauch; Deck-
. federn der Flügel zugespitzt. Vaterland: das ganze Süd-Europa, ganz Afrika und
Asien bis nach Indien.
Unser Museum besitzt ein in Ungarn erlegtes Individuum, welches der Bastard eines
# V. fulvus^ und V. chassefiente zu seyn scheint, da es im Federkranz an der Halsbasis
die Charaktere beider'‘Äxten vereinigt.
5) Vultur aegypius (Savigny.). » «
Descript. de l’Egvpte Ojs.pl. 11. und Griffith animal Kingdom, unter dem Namen:
Nubien Vulture; Vultur auricularis Levkill. pl. 9. Kranz, an der Basis des Halses aus schwarz-
ffbraunen kurzen zugeruhdeten Federn gebildet; unter dem Kinn ein Bart von schwarzen
Borsten; lange schmale zugespitzte Federn an ‘der Brust und Bauch; Deckfedern der Flügel
länglich, etwas zugespitzt." Zu gewissen Zeiten, vermuthlich'durch Nahrungsmangel, wenn
lange in GefanigenSchaft, hinter dem, Ohr -eine Hautfalte. Vaterland: ganz Afrika. Ich
hatte während meiner Anwesenheit in London im verflolsenen Sommer Gelegenheit, in den
! Menagerien der Zoologischen Gesellschaften jim Regents Park und in Surry, mehrere der
sog&ianntein Vuftur auricularis vom Cap »lebendig zu beobachten, und^bin dabei immer
mehr in meiner Ansicht bestärkt worden, dafs dieser Vogel identisch mit demjenigen ist,
* welchen die Naturforscher unter dem Namen V. aegypius Kennen. Nur wenn dieser Vogel
)ange in Gefangenschaft lebt, entwickelt siel# hinter'" dem Ohre längs der Halsseite eine
Runzel, welche ich bei «den vielen, » von mir im wilden Zustande erlegten Individuen nie
beobachtet habe. Burchell hatte längst schon die nämliche Bemerkung bekannt gemacht;
- er sagt ausdrücklich in seiner Reise Vol. 1. pag. 377. „On the body of a dead ox„I
o^served several large vultures (Vultur auricularis Levaillant), b u t‘the auricular appendage,
which suggested this name, was not observable in the birds we shots neither in the male,
„ nor in. the female. “ *)
6) Vultur pondieerianus (Lathänh).
Temifimck pl.^ col. Taf. 2. Lange stark entwickelte Hautfalte' an den Seiten des
* Halses. Federn des Kranzes an der »Basis des Halses zugerundet. Federn des Bauchs und
der Flügeldecken gleichfalls zugerundet. Vaterland: Ostindien.
7) Vultur indicus (Latham.).
Noch einmal beschrieben von Latham unter dem Namen Vultur Chagoun, abgebildet
von Levaillant Ois. d’Afrique Taf 11, und in Gray, Indian Zoology. Vol. 1. Taf. 14.
** unter dem Namen Vultur leuconotatus. Federn an der Basis des Halses kurz zu'gerundet, '
Federn des Bauens lang schmal zugespitzt, diejenigen der Flügeldecken zugerundet; wird
nie1 gröfser als »hin Welscher ..Hahn. Vaterland: nur Indien.
*) Nach der mir von. Herrn,, Dr. Wibmer, Leibarzt S. M. des Königs von Griechenland, gemachten Mittheilung wurde diese Geierart
auch bei Athen getödtet, und könnte demnach auch in die europäische ornithologische Fauna aufgenommen werden.