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34 Yiverra abyssinica.
Die Grundfarbe des Kopfes ist gelbgrau, jedes Haar mit einer weifslichen Spitze; die Gegend
zwischen dem Auge und dem Mundwinkel, der ganze Unterkiefer, der Rand' der Oberlippe, und
die Gegend zu beiden Seiten der .Nasenspitze sind weifs; hinter den Nasenlöchern, da wo der
Schnurrbart einsitzt, ist ein breiter grauschwarzeß Flecken; die Schnurrborsten selbst theils einförmig
schwarz oder weifs, theils von beiden Farben zugleich. Grundfarbe des ganzen Körpers
grau isabellfarbig; längs der Rückenmitte von dem Kreuz bis zur Schwanzbasis verläuft ein
schwarzer Streifen; zu seinen beiden Seiten zwei andere etwas breitere schwarze Streifen-, welche
auf dem Nacken gegen einander convergiren, in der halben Körperlänge abwärts ^geschweift sind,
und sich auf den Schenkeln wieder aufwärts krümmen. Yon der hintern Seite der Ohren an
verläuft ein drittes ähnlich gekrümmtes schwarzes Paar Streifen, welches aber unregelmässig verschiedentlich*
unterbrochen ist; unter demselben auf den Seiten des Halses und der Schenkel sind
noch einige vereinzelte schwarze Flecken. Die Kehle, Brust, Bauch und innere Seite der Beine
ist weifsgrau; die äussere Seite der letzteren isabellfarbig. Der gleichförmig ziemlich dick behaarte
Schwanz ist durch 9 Paar Bänder geringelt, jedes Paar-isabellfarbig und schwarz; die Endspitze
selbst ist schwarz. Auf dem Rücken ist kein Haarkamm, der sich wie vorstehend bemerkt, bei
jeder Viverra genetta vorfindet.
Zwischen dem After und den Geschlechtstheilen ist eine Vertiefung in Gestalt eines umgekehrten
Y, innerhalb welcher die den Moschus absondeyiden Drüsen sich münden. Die Lunge
bestehet im linken Flügel aus drei, im rechten aus vier Abtheilungen fw in der Leber zählt man
sieben Lappen. Die Milz ist la n g ^ e h r schmal,> dreikantig, fon^veifwaschen rother Farbe; dafs
ein Blinddarm fehlt j ist bekannt.
Dieses Thier, wenm in Gefangenschaft, zieht sich bei Tage fortwährend in den dunkleren
Theil seines Behälters zürück, und rastet wie die Herpestes in zusammengerollter Lage; bei
Nacht ist es fortwährend unruhig, und strebt zu entrinnen. Zufällig dem Kerker entwischt,
schleicht es vorsichtig einher ', sich bald in gerader Stellung auf die Hinterfüsse emporrichtend,
wrobei die Vorderfiisse ,am Körper anliegen, und es mit dem wagrecht ausgestreckten Schwänze
das Gleichgewicht hält. In dieser fremdartigen, an das Kanguroo erinnernden Stellung, schabet
es ängstlich um .sigh. Uebrigens scheint -dieses Thier in Abyssinien bei weitem seltener vorzu-
komnien a lsV iv e rra genetta (V. pardina Isid. Geoffroy); beide haben bei den Eingebornen
gleichen Landesnamen; und die paganischen Neger im Kordofan bezeichnen diese Thiere mit
dem Worte : Dejum;.,
In den südhchen^ Districten Yon Abyssinien, in Sennaar und Kordofan beobachtete ich ferner
die Viverra c i v e t t a überall, von den dortigen mahomedanischen Bewohnern, Sabat benannt;
die paganischen Neger im Kordofan nennen dasselbe Durmu; lebt in Erdhöhlen, wird häufig
eingefangen und in Domesticität gezüchtet, um den von ihm secernirten Moschus einzusammeln,
der in die Höhlung von Ochsenhörnern aufbewahrt und verschickt wircLjind ein wichtiger
Handelsartikel von Afrika aus nach China, Indien, Arabien und die -Türkei ist; man verkauft
davon die Unze Gewicht zu Massaua um 3 bis 8 spanische Thaler.
Viverra abyssinica. 35
Zu den vorstehend beschriebenen fleischfressenden Thieren aus der Familie der langgestreckten Schleicher,
oder im Systeme in dérën Nachbarschaft gestellt,, gehören noch nachstehende, die in den nordostafrikanischen
Ländern von mir »einheimisch beobachtet wurden.
Gulo mellivorus (Retziusip;; dieselbe A r t/w ie die in der Gap-Landsch'aft lebende, von mir eingesammelt bei
Ambucol, in der Provinz Dongola, wo es bei den Lande^tewohnern den Namen Abu Keem fuhrt. Iris dunkelr
braun, Pupille grofs; vier Milchwarzen, wovon zwei a,m Bauch und zwei am Inguine; Zunge zart, ohne merkliche
Hornstacheln ; Lunge auf jeder Seite in drei Abtheilungen getrennt; die Leber bestehet aus sechs Lappen;
Milz länglich, dreikantig; kein Coecum; kein Di’üsenkraiiz um den After oder die Geschlechtstheile. Bewohnt
Erdhöhlen; nährt sich von Springmäusen, Hasen und selbst Schildkröten.
Mustela zorillds (Desmarest) ; findet sich ziemlich häufig in Nubien, Sennaar, Kordofan und selbst zu Gondar.
Lebt in Gruben-und ist überall ein gefährlicher Feind des Hausgeflügels; verbreitet einen höchst wiederlichen
durchdringenden Knobjaucnsgeruch; heifst bei den Arabern jener Länder: Abu afene, bei den Negern im
Kordofan: Sauele,f; zu Gondar: Onkufs. Iris schwarzbraun, Pupille vertical gespalten; Zunge mit kleinen
feinen Warzen besetzt;-, rechter Lungenflügel in vier, linker in zwei Abtheilungen getrennt. Die Leber hat
ausser vier Haupt- und zwei kleineren Lappenabsönderungen, einen Einschnitt für die Gallenblase; Darmkanal
ohne Blinddarm, und durchgehens von gleicher» W&W&jS&F beiläufig dreimal so lang als der Körper, ohne
den Schwanz gemessen. Am Bauch sind sechs Milchtvarzen; die Geruchsdrüsen liegen nicht wie bei den Viverren
in einer besöridern Vertiefung, sondern unmittelbar um\8as Rectum.
Herr Ehrenberg glaubt sich berechtiget, eine von ihm in Nordafrika an den Brunnen westlich von Alexandrien
eingesammelte Mustela-Art, welche die gröfste Aehnlichkeit in jeder( Beziehung mit Mustela zorilla hat,
als eine selbstständige Art aufzustellen; er benennt solche Mephitis (Mustela) lybica#) . Auch die in Cairo
ungemein häufig 'als Parasit Hausthier lebende Mustela vulgäris (Linn.) trennt der Berliner Gelehrte specifisch,
und bezeichnet sie mit dem Namen Mustela subpalmata. Ich kann dieser Ansicht nicht .beipflichten ; das Thier
ist-, übrigens nicht in Egypten-ein^eiïnjs^h, sondern in die Städte eingeführt und gezüchtet, weil es wegen seiner
Verfolguüg der Ratten sehr nützlich ist.
Lutrà capensis? (Cuv.) An dln Flufsufern in der äby|kinischen Provinz Tigré kömmt ein hierher gehöriges
Thier ziemlich häufig vor, ich habe es aber nifcht selbst gesehen oder verglichen, dahei^sein Gattungsname
problematisch. Heifst bei den Abyssiniern: Dschari.
In Abyssinien findet sicÜi ein Nagethier, das durch Form des Schedels, Zahl und Krone der
Zähne, Lebensart, Fufszeheir, und Form der Nägel, endlich durch das, Sämmetartige des Pelzes
die auffallendste Aehnlichkeit mit den am Vorgebirge der guten Hoffnung lebenden Bathyergus-
arten hat, nur mit dem Unterschiede, dafs bei dem von miri.in Abyssihien entdeckten Thiere
ein kleines äusseres Ohr vorhanden, und der Schwanz 'etwas verlängert und zugerundet ist** *).
Da nun von der Gattung Bathyergus bisher nur sehr wenig Arten bekannt sind, so halte ich
es für zweckwidrig, wegen dieser unwesentlichen Eigenthümlichkeit • die ^ Sündfluth netter Gattungen
zu vermehren, obgleich einige ausgezeichnete Gelehrte in London und Paris * *) über diesen
Punkt mit mir verschiedener Ansicht sind j*). Jenes neue Thiet’ benenne ich
*) Symbol* physicas, Mammalia, Decas II. Bogen K. zweite Seite.
**) Zu bemerken ist, dass Illigers Angabe der Mahlzähne der Bathyergus (Prodromus Mammalium pag. 86.) „ su pra et infra utrin-
secus quatuor “ wenigstens bezüglich des Bath. capensis irrig ist, denn solcher hat sicherlich nur drei Paar Mahlzähne oben und unten.
Desmarest in der Encycloped|e, Mammalogie päg. 324. hat diesen Felder wörtlich copirt.
***) Herr J. E. Gray und IsiaoSP'wBOffroy St. Hilaire.
* ,f ) Will man mit aller Gewalt dieses Thier zu einer eigenen Gattung erheben, so dürfte man solche passender Weise TachyorycUs
benennen, von ragus, schnell, und opuxn??, Gräber.