zusammen liegenden Flügel überdeckt sind. Der gleichförmig abgestutzte Schwanz ist hinten
weifs gerändert, oberhalb graubraun, auf der untern Seite weifslich, beides mit fünf breiten
schwarzbraunen Bändern; Kehle und Aftergegend weifs; Ohrengegend, Seiten des Halses, Brust,
Bauch und Schenkel hell rostroth; Füfse, Iris und Basis der Wachshaut orangegelb; Nägel schwarz;
Schnabel schwärzlich an der Spitze, bläulich nach der Basis zu.
Das erlegte Weibchen wurde bei Gondar geschossen, als es eben auf der Erde safs, und auf
Mäuse lauerte; einen etwas kleinern Vogel, der im Gefieder ganz diesem Falken ähnelte,
beobachtete ich in gleicher Gegend, als er auf kleine Fringillen Jagd machte; er war zweifelsohne
das Männchen, und demnach sind sich beide Geschlechter durch Farbenkleid gleich*}.
Die letzte von mir in Abyssinien beobachtete Falkenart, welche ich den Naturforschern
unbekannt vermuthe, hat durch Farbe und Gröfse ungemein viele Aehnlichkeit mit dem in Indien
vorkommenden Falco Dussumieri; aber der keilförmige Schwanz des ersteren unterscheidet beide
Arten wesentlich; von dieser Bezeichnung entnahm ich den von mir vorgeschlagenen Namen:
Falco (Nisus) sphenurus. liüppell **).
Diagnos. Mas adultus. Falco capite, cervice, dorso et alis colore cinerascente, remigibus Iongitudine dimidiutn caudae aequantibus, vexillo
externo et apice nigricante, parte basali albicante rivulis fuscis undulatis; cauda elongata subcuneiformi, supra colore cinerascente,
apicem versus fascia nigra, limbo marginali albido, rectricibus binis medianis et duabus lateralibus concoloribus, octo intermediis
vexillo interno fasciis nigricantibus. Gula ex albido cinerascente, pcctore et abdomine ex rufo isabcllino, lineis albicantibus
pcrmultis variegato; crisso albicante; pedibus et cera flavis.
Hätte dieser Falke einen recl#winkelig abgestutzten Schwanz, so wäre seine Körperform derjenigen
eines gewöhnlichen Sperbers (Falco nisus) ganz gleich; aber die Steuerfedern seines
langen Schwanzes sind keilförmig gestaffelt; die Flügelspitze, gebildet durch die vierte Schwinge,
reicht bis zur halben Länge des SohVan/.es; der kurze, ziemlich hohe Schnabel hat an der Seitenkante
einen starken Zahn; die Tarsus sind'schlank, nur an ihrer Basis etwas hefiedert. Die
Körperdimensionen des alten Männchens sind:
Ganze Körperlänge von der Schnabelspitze bis zum Ende der mittleren Schwanzfedern 11'. 10".
Länge des Schwanzes, besonders gemessen . .......................................................5. 7.
Länge des Oberschnabels von der Spitze längs der Krümmung bis zur Wachshaut — 6.
Verticalhöhe des Schnabels . . . . . — 5'/s.
Flügellänge vom Bug bis zur Spitze der vierten S c h w in g e ..................................................6. 8.
Länge des Tarsus .......................................................................................................................1. 7.
Das alte Männchen hat folgendes Gefieder: Grundfarbe des Oberkopfes, Nacken, Rücken,
Flügeldecken, und obere Schwanzseite schiefergräu, die kleinen Deckfedern etwas mehr schwarzgrau,
ebenso wie die äufsere Fahne und Endspitze der Schwingen, während der obere Theil ihrer
innern Fahne weifsgrau mit dunkleren Bändern. Das Ende des Schwanzes ist weifs gesäumt;
die zehn mittleren Steuerfedern haben vor diesem weifsen Saume eine schwarze Binde; das
zweite bis fünfte Paar Steuerfedern hat aüfserdem auf der innern Fahne fünf schwarze Flecken,
zwischen welchen die Grundfarbe ins Weifsliche übergeht. Die grofsen Flügeldeckfedern haben
*) Hätte der auf Java vorkommende Falco Aldrovandii (Reinwardt), abgebildet in Temminck’s pl. col. Taf. 128., ein anderes Verhältnifs
der Flügellänge zu derjenigen des Schwanzendes, so wäre ich geneigt die Identität des Falco perspicillaris mit jener Art anzunehmen,
worauf aufmerksam zu machen ich doch nicht unterlassen will.
**) Ob dieser Falke in die Abtheilung der Nisus oder der Astur gehört, weifs ich wirklich nicht zu bestimmen; Cuvier rechnet den
ganz nahe stehenden Falco Dussumieri zur letzten.
längs ihres Schafts eine Reihenfolge weifser Flecken, die aber bei anliegendem Flügel nicht sichtbar
ist. Kehle, Schenkel und Aftergegencl sind grauweifs, Ohrengegend blaugrau, Brust und Bauch
röthlich isabell mit feinen weifslichen wellenförmigen Querlinien. Füfse, Wachshaut und Iris
orangegelb, Schnabel und Nägel schwarz.
Das einzige von mir eingesammelte Männchen ward auf der Insel Dahalak bei Massaua
erlegt; es befand sich auf Mimosen-Bäumen, wo es auf kleine Vögel Jagd machte.
Da ich keine Beschreibung neuer Arten, zu den Gattungen der Geier oder Eulen gehörig,
bekannt zu machen habe, so folgt nachstehend die systematische Zusammenstellung aller von mir
in Afrika beobachteten Arten, welche in die Ordnung der Raubvögel gehören.
Vultur aegypius (Savigny), ziemlich häufig vorkommend in Egypten, Nubien, Kordofan und
an der abyssinischen Küste.
V. chassefiente (Levaillant), V. Percnopterus (Linné), ungemein häufig in den nämlichen
Gegenden, in welcher vorstehende Art lebt.
V. Kolbii (Lin.), nur in den Provinzen südlich vom 16. Breitegrad beobachtet; besonders häufig
in Abyssinien.
V. occipitalis (Burchell), lebt in den nämlichen Landschaften wie V. Kolbii, ist aber viel
seltener, baut sein Nest auf die Spitze einzeln stehender hoher Bäume, allwo öfters
mehrere Nester neben einander befindlich sind, von denen aber immer nur eins im Gebrauch
ist, und daher die andern vermuthlich dem nämlichen Paare zu früheren Bruten
gedient haben.
Percnopterus cathartes (Cuv.), ungemein häufig, und beinahe als parasitisches Hausthier in
allen von mir besuchten afrikanischen Provinzen.
Percnopterus monachus (Temm.), kömmt erst südlich vom 16. Breitegrad vor, aber alsdann
in grofsen Schaaren; ist in Abyssinien bei weitem häufiger als vorerwähnte Art.
Gypaetos barbatus (Storr), von mir beobachtet und eingesammelt in Oberegypten, zwischen
dem Nil und rothen Meere, im sinaitischen Gebirge; ist ganz besonders häufig auf allen
Hochgebirgen Abyssiniens; überäll unwiderruflich dieselbe Art, welche in Europa vorkömmt.
Von der Gattung Gypogeranus (Illiger) habe ich Individuen der einzigen bekannten Art,
G. serpentarius, in Kordofan, Sennaar und Abyssinien beobachtet und eingesammelt. Ich stimme
der Ansicht jener Naturforscher bei, welche diesen Vogel aus der Ordnung der Raubvögel in
diejenige der Wadvögel (Grallatores, Illiger) versetzen, und zwar in die Nachbarschaft der Gattung
Dicholophus, mit welcher der Gypogeranus in jeder Beziehung ungemein viele Aehnlichkeit
hat. Es ist dieses der Vogel, von welchem Pather Jerome Lo b o , in seiner Description of
Abyssinia, Cap. 2. (London 1735. pag. 52.) unter dem Namen Feitan Favez (soll heissen
Scheitan Faras, das heifst das Pferd des Démons) spricht.
In Erwiederung der' Bemerkung des Herrn Ogilby (Proceedings of the zoological Society,
1835. pag. 104) bemerke ich, dafs, trotz der genauesten Vergleichung des abyssinischen Gypogeranus
mit demjenigen von der Cap Landschaft, den unser Museum dem Herrn von Ludwig
verdankt, ich zwischen beiden nicht den geringsten Unterschied entdecken kann.