60 Ghalcites, Coccÿzus., Micropogon.
Von der Gattung Cuculus trennte unlängst Herr Lesson unter der Gattungs-Benennung
Chalcites alle jene kleinen Arten der Tropenländer des alten Continents, bei welchen die Federn
der obern Körperseite sämmtlich einen Metallglanz haben, deren Secundär-Flügelfedern bei
weitem kürzer als die Primären sind, wobei auch der Schwanz immer nur von mittelmäfsiger
Länge ist; ich beobachtete mehrere Arten derselben in Sennaar und Abyssinien, wovon übrigens
keine für die Wissenschaft neu ist; alle lebten familienweise auf niederm Buschwerke zusammen,
und unterschieden sich durch diese Lebensweise nambar von den ächten Cuculus-Arten, wefshalb
ich diese Trennung als eine Unterabtheilung, rücksichtlich der vielen Arten, welche von dieser
Gattung bekannt sind, annehme.
Die südeuropäische Coccyssus-Art, C. glandarius oder C. pisanus, beobachtete ich ziemlich
häufig in allen von mir bereisten nordöstlichen Provinzen Afrikas, bis Abyssinien; und von den
ächten Cuculi, aufser dem gewöhnlichen C. canorus, den von Leach als Cuculus afer *) sehr
gut abgebildeten Vogel, den bereits früher Levaillant als Variete du Coucou Edolio **) gleichfalls
recht gut darstellte, welchen aber demohngeachtet, aus einer unbekannten Veranlassung, Herr
Ehrenberg als eine neue Art unter dem Namen Cuculus pica ***) beschrieben hat!!
Warum eben dieser Herr Ehrenberg den in meinem zoologischen Atlas, Vögel, Tafel 20,
im Jahr 1826 unter dem Namen Bucco margaritatus recht gut abgebildeten Vogel, welchen
später Herr Temminck unter seine Gattung Micropogon aufführte, und als solchen auf Tafel 490
seiner Planches coloriées darstellte, noch einmal im Jahr 1828 unter dem ganz fehlerhaften
Gattungs-Namen Tamatia mit einer neuen von ihm ausgedachten Artenbezeichnung „erythropygos“
abbildete; die Veranlassung hierzu habe ich wirklich nicht ermitteln können. Ich beobachtete
den Vogel bereits im Jahr 1823, während er den seinigen erst zwei Jahre später an der
abyssinischen Küste einsammelte.
Von den beiden durch mich in Abyssinien eingesammelten Indicator-Arten, ist die eine
unverkennbar der von Herrn Temminck (pl. 5 4 2 ) abgebildete und beschriebene Indicator
archipelagicus, eine mithin höchst unpassende Artenbenennung, weil der Vogel in Abyssinien
häufig ist; zugleich will ich eine Irrung rügen, welche Herr Temminck in der Beschreibung dieses
Vogels machte, wenn er sagt, dafs dessen Schwanz sechs Zoll lang sey; denn da die Länge des
ganzen Vogels ganz richtig als eben so viel angegeben ist, so ist die erste Angabe zweifelsohne
eine Irrung; an meinen Exemplaren aus Abyssinien beträgt die Schwanzlänge netto zwei Zoll.
Ich hatte diese Art seiner Zeit „ Indicator jtariscapulatus “ benannt, gewifs eine weit passendere
Bezeichnung, als der Temmincksche Name. Vorkommen, ziemlich häufig in den Thälern von
*) Leach Miscellany, pl. 31.
**) Levaillant Oiseaux d ’Afrique, Vol. V. pi. 209.
***) Symbolae physicae, aves Decas. 1. Bogen r.
Indicator fdiadematus. 61
Abyssinien. Der laute Ruf dieses Vogels, wenn er Bienenbauten entdeckt, um dadurch seine
Gefährten herbeizulocken, ist bekannt.
Die zweite von mir in Abyssinien eingesammelte Indicator - A rt, stimmt so ziemlich mit der
Beschreibung des von Levaillant abgebildeten „ P e tit lndicateur“ *) überein, aber nachstehend
herausgehobene Modifikation der Färbung dürfte vielleicht zwei Arten begründen, welches ich
nicht behaupten kann, da ich nur ein einziges Individuum dieser .mutfimafslich neuen Art erlegt
habe, und dem Frankfurter naturhistorischen Museum gerade der ächte capische Indicator minor
des Levaillant fehlt, während es die drei andern bekannten Arten*? Indicator albirostris, I. major
und I. archipelagicus, besitzt, und ich auf meiner letzten Reise nach London und Paris, die
andere Art in Natur zu untersuchen keine Gelegenheit hatte, so dafs es neuern Beobachtungen
Vorbehalten ist, den specifischen Unterschied zwischen den beiden fraglichen Arten zu begründen.
Ve r gl e i chung des U n te r s c h i e d s zwi s chen
Indicator minor (Levaillant.) und ‘ Indicator diadematus (Rüppell.)
Schnabel braungelb;
Ganzer Kopf grau olivenfarbig.
Die ganze untere Körperseite, mit Ausnahnfe
des Bauchs, der schmutzigweifs, grün olivenfarbig,
ins Graue spielend.
Schnabel dunkelgrau.
Längs^der Schnabelbasis von einem Auge
zum ändern ein wohlausgesprochener Streifen
von teinweifser Farbe.
Ein reinweififer Fleck an der untern Basis
des Unterschnabels; der Bauch mit dem übrigen
der untern Körperseite gleichfarbig grau mit
isabell Anflug.
Ganze Körperlänge . . 5/ 10^
Vaterland: die abyssinischen behölzten Gegenden,
jedoch wie es scheint nur vereinzelt.
Drei Arten zur Linneschen Gattung Psittacus gehörig, sammelte ich auf meinen afrikanischen
Reisen ein:
Psittacus Meyem (Rüppell), abgebildet iin Atlas zu meiner vorigen Reise, Vögel Tafel 11;
findet sich ziemlich häufig in kleinen Familien in Abyssinien, Sennaar und Kordofan; zu
bemerken ist, dafs bei der Beschreibung jener Abbildung nicht angeführt wurde * dafs das
alte Männchen mit einer breiten, schwefelgelben Binde geziert ist, welche von einem
Auge zum andern über den Oberkopf zieht; auch hat in diesem Alterskleide der Bauch
grünbraune, wellenförmige, grofse Flecken.
Psittacus Tarantae (Stanley); beschrieben im Appendix in Salts Reise, pag. LII. Das Männchen
trefflich abgebildet durch Edward Lear in seinen Hlustrations of the Family of Psittacidae,
Tab. 39 (London 1832). Ziemlich häufig in ganz Abyssinien, lebt Schaarenweise zusammen,
in buschigen Thälern.
*) Oiseaux d’Afrique, :pl. 242.
Vögel.