Pa grus. Cuvier.
Pagrus spinifer. Forsk. Rüppell.
Synon.: Sparus spinifer Forskäl, pag. 32. No. 23. Pagrus spinifer et P. longifilis Cur.
Icon: Russell, Taf. 101. ■
Diagnos. Pagrus capitanuadrantiformi, corpore ovali, spinis 3 — 7 pinnae dorsalis plus minusve elongatis filiformibus, corporis colore ex
argenteo ros&S, pinnis erythrino-hyalinis, post mörtem per latera corporis lineis undeoim flavicantibfts, intprstitio caeruleo.
Cuvier stellte unter vorstehend als Synonyme von mir angegebenen Namen wieder eine Fischart doppelt auf,
denn nach meinen directen Beobachtungen, belegt durch eine zahlreiche Suite von Uebergängen, ist die ungleiche
Länge der fadenförmigen Strahlen der Rückenflosse weder Verschiedenheit vo® Arten, noch von Geschlecht
bezeichnend. Ich kann nicht genug meine Beobachtung herausheben, dafs die Form der ungepaarten Flossen in
verschiedenen Altern und Lebensperioden vieler,FiscKfe^grofse Abänderungen erleidet; Stubengelehrte oder oberflächliche
Naturaliensammler werden daher, wenn sie diese Thatsache nicht apffassen wollen, mit ihren vorgeblichen
neuen Artenjl endlose Synonyme in der Wissenschaft einführen.'
Der hier zu beschreibende Fisch ist sehr gut in Russell abgebildet; er hat ein regelmässiges halbbogenförmiges
Kopfprofil, der kleine Mund ziemlich tief unter der halben Körperhöhe befindlich; elliptischer com-
primirter Körper; die beiden ersten Strahlen der Rückenflosse sehr klein, die fünf folgenden verlängern sich
fadenförmig, je nach den verschiedenen Individuen-, so dafs der vorderste, dieser Strahlen zuweilen der Länge
der ganzen Körperhöhe gleich ist; alle steife Strahlen der Rückenflosse sind stark comprimirt, und zwar auf
beiden Seiten sich gleich, und nicht abwechselnd auf def einen breiter, wie bei den Chrysophrisarten. Der erste
gespaltene Strahl der Bauchflosse gehet in verlängerte Zuspitzung aus; die gespaltenen Strahlen der Rücken - und
Afterflosse sind nicht sonderlich entwickelt; Brustflossen lang und zugespitzt, Schwanzflosse wenig ausgekerbt.
Brfl. A , Bafl. A , Rfl. - g , A f l .-A Schfl.~3 + A - + 4.
Körperfarbe Siloer mit röthlichem Schiller, alle Flossen rosenroth hyalinisch; Iris gelblich. Nach dem Tode
erscheinen auf jeder Körperseite elf gelbliche Längsstreifen, und deren Zwischenraum wird «himmelblau. Als
Magen der gewöhnliche membranöse kurze Stumpfsäek; ich konnte keine Blinddärme am Pylorus entdecken; die
Leber hat die Gestalt eines H, indem zwei längliche Lappen in ihrer Mitte quer über den Magen mit einander
verbänden sind.''Darmkanal kurz mit einer Rückbiegung; einfache mittelmäfsige Schwimmblase. Der Fisch scheint
nicht gröfser als 6 Zoll lang zu werden, findet sich häufig im nördlichen Theile des rothen Meeres, und wurde
mir in Souez Nedjar benannt.
Dentex. Cuvier.
In meinem früheren Atlas beschrieb ich den von mir auf Taf. 12. Fig. 3 abgebildeten Fisch als eine neue
Art von Cantharus, eine Gattung, die Cuvier unmittelbar in die Nähe von Dentex stellte. Die von mir sehr
zahlreich beobachteten Individuen hatten keins auch nur eine Spur von Hackzähnen an den Kiefern, wodurch
die Gattung Dentex charakterisirt wird. In vieler Beziehung schien mir der in Rede stehende Fisch mehr zu
der ^Gattung Cantharus als zu den Dentex zu pafsen. Sonderbarerweise betrachtete Cuvier meine Abbildung für
eine Scolopisart (Vol. 5. pag. 329) , später aber (Vol. 6 . pag. 558) erklärte er dieselbe selbsten identisch mit dem
von ihm unter dem Namen Dentex tambulus beschriebenen Fisch. Da letzterer nur nach verblafsten Weingeistexemplaren
vom Pariser'Naturforscher beschrieben war, so erhielten meine nach dem Leben entworfene Beschreibungen
neues ^Interesse. Ich muss hier vor allem bemerken, dafs unwiderruflich Ehrenberg’s Dentex bipunctatus
(Cuvier 6 . p. 247) nichts als dieser nämliche Cantharus filamentosus oder Dentex tambulus ist, an welchem die
Einwirkung des Weingeists die an ihm beschriebene Farbenschattirung verursachte, wie ich durch Belegstücke
unsers Museums darthun kann. Auch diese Fischart gibt einen Beweis für das Flüctuirende in der Länge der
Ffössenstrahlen; denn ich besitze Uebergänge, wodurch man ersieht, wie nach uncf hach der erste gespaltene
Strahl der Bauchflosse eine beinahe doppelte Länge bekömmt.
Unter den von mir eingesammelten Dentex tambulus, welche ich alle zu Djetta erhielt, finde ich nun einige
Individuen, welche in jeder Beziehung mit den andern übereinstimmen, aber gröfsere Augen und ein kürzeres
mehr abwärts gebogenes Kopfprofil haben, ungefähr wie die Mullusarten; ferner besitzen diese Individuen in
der äufsersten Reihe Zähne acht gröfsere vereinzelt stehende konische Zähne, und ihre Rückenflosse ist etwas
breiter. Ist dieses etwa Geschlechtsunterschied der ndmlichen Art? Ist dieses nicht etwa der von Cuvier (Vol. 6 .
pag. 248) als Dentex tolu beschriebene Fisch, deo-iljaschenault auch mit dem Dentex tambulus untermischt in
Indien erhielt, und als Individuen einer Species einschickte! Der Schupperirand beider Fischvarietüten ist fein
gezähnelt, Strahlenzahl der Flossen ganz gleich, gemeinschaftlich.'das Verlängern des einen StrahUjiles obern
Lappens der Schwanzflosse und der Bauchflossfe; *kurz, eben1 so gut als bei mehreren Blenniusarten sich die
Männchen durch Hackzähne und durch ein versclffedenes Kopfprofil vod den Weibchen abzeichnen, durfte ähnlicher
Unterschied der Geschlechter einer Dentexart der orientalischen Meere eigenthiimlich seyn, und mithin bin ich
der Meinung, dafs Cuvier’s Dentex tolu und tambulus nichts als ‘ eine .einzige Art bildet; spätere naturforschende
Reisende jener Weltgegenden werden heffentlich diese meine Muthmafsung durch directe Beobachtungen
erörtern *).
Ehrenbergs Dentex variabilis und fasciolatus, die er selbsten als Varietäten einer nämlichen Art erklärt**),
sind mir nicht zugekommen, dagegen beobachtete und zeichnete ich in Souez
*Dentex nufar. Ehrenberg.
Cuvier, Vol. 6, pag. 240.
Diagnos. Dentex vertice parabolico, corpore ellipsoïde compresso, capitis et corporis squamis mediocribus, margine subscrrato; pinna dorsali
radiis spinosis tenuibus, 1 et 2 minutis, tertio elongato,. pinna caudali subexcisa, corporis colore argenteo, nitore rosaceo, pinnis
erythrinis; post mortem fasciae qnatuor latae verticales colore cjnerascente.
Das Kopfprofil ist langgestreckt parabolisch, die Augen mittelmäfsig grofs, der Körper ellipsoidisch, die
stacheligen Strahlen der Rückenflosse schlank, auf beiden Seiten gleich ; diq beiden ersten sind klein, der dritte
am längsten und dem halben Höhendurchmesser des Körpérs gleich. Die Brustflossen zugespitzt, die Schwanzflosse
wenig ausgekerbt;,Hdie Kopf- und Körperschuppen klein, alle mit feingezähneltem Rande; die vier Hackzähne
vorn an beiden Kiefern weit auseinander stehend, die folgenden kurz, die äufsere Reihe gleichförmig, die
innere fein bürstenförmig.
Brfl. A , Bafl. A j | Rfl. Aflj Schfl. 8 + 'A 4$ &
Körperfarbe Silber mit rosenrothem Schimmer; 'alle Flossen fleischfarbig, ins Blaue spielend; nach, dem
Tode erscheinen auf dem Körper vier breitq vom Rücken abwärts laufende grauliche Streifen. Iris röthlich gelb.
Am sfumpfsackförmigen Magen liegen Cardia und Pylorus dicht beisammen, letzterer mit vier kurzen Cöcums
besetzt; der Darmkanal macht eine Rückbiegung und entspricht, zwei Drittheilen der Körperlänge. Die Leber
liegt als halbmondförip|g|e Masse quer über den Magen; die dünnhäutige Schwimmblase ist grofs, läuft nach dem
Kopf zu in zwei halbsphärische Säcke aus, und verlängert sich in zwei Zuspitzungen, zu den Seiten der Schwanz-
wirbelapophysen gelegen.
Gewöhnliche Körperlänge 8 Zoll; häufig zu Souez, allwo der Trrtialname Neffar.
An diese Dentexarten aus dem rothen Meere reihe ich unter gleicher Gattungsbenennung einen andern von
mir daselbst entdeckten Fisch an, der gleich der Gattung Sphärodon ein Bindeglied zwischen Dentex und
Lethrinus bildet, ja selbst Verwandtschaft mit,den Gattungen Pentäpus und Cantharus hat; um aber nicht dié
Zahl neuer Gattungsnamen eilfertig zu vergröfsern ***), will ich diesen Fisch vorläufig noch als einen Dentex
beschreiben; sollten durch spätere Beobachtungen noch mehrere ähnliche Fische entdeckt werden, so kann sich
leicht ein anderer das Vergnügen machen, eine eigene Benennung für die aufzustellende-Gattung vorzuschlagen.
Das Eigentümliche dieses Fisches ist, dafs sein wenig gespaltener Mund, der mit etwas fleischigen Lippen versehen
ist, die Zähne ganz wie bei Lethrinusarten hat, nämlich an beiden Kiefern oben und untenan der vordem
Reihe mehrere vereinzelt stehende konische Hackzähne, hinter welchen eine Binde bürstenförmiger feiner
Zähnchen und auf den Seiten der Kiefer eine einzige Reihe regelmäfsig stehender konischer Zähne von mittler
Gröfse. Das Präoperculum $St mit Schuppen besetzt, wie bei den ächten Dentices, und bei meiner Gattung
Sphärodon.
*) E» ist dann ganz gleichgültig, welcher der drei Artennamen, Dentex tolu, tambulus oder fllamentosus beibchalten wird.
**) Cuvier Vol. 6. p. 242; sind diese Fische nicht vielleicht junge Individuen von Diacopearten ? z. B. von Diacope bohar und D.
fulviflamma, wo die Flecken auf den Körperseiten zufällig nicht sichtba r e ren.
***) In der Familie der Sparoiden sind bereits drei Cattungen, jede auf eine einzige Art begründet, nämlich: Crenidens, Scattarus
und Sphärodon.