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l 5 4 Reise von S. Salvador zum Flusse E s p i r i t o - S a n t o
Meine mit Schrot von mittlerer Stärke geladene Doppelflinte fafste und
traf das Genicke des Thieres ; es schlug in die Höhe, wälzte sich auf dem
Rücken und tauchte unter. Obg-leich ich gewifs war , dafs es einen tödtlichen
Schufs erhalten hatte, so fand ich doch kein Mittel, die erlegte
Beute vom Grunde des Wasser s herauf zu ziehen, und auf gleiche Weise
schössen wir in kurzer Zeit noch auf drey bis vier dieser Thiere, ohne
ein einziges zu erhalten. Noch waren wir nicht weit vorgerückt, als
vor uns einige Schüsse fielen; wir ritten darauf zu und fanden, dafs ein
Paar unserer Jäger von einer über einen langsam fliefsenden Bach gelegten
Brücke, einem Jacaré zwey Schüsse auf den Hals gegeben und es
getödtet hatten. Nahe Fischerwohnungen verschalen uns einen Mann
mit einem Canoe und einem grofsen eisernen Dreyzack, womit er auf
dem Grunde des Wassers umher suchte, das Thier spiefste und es herauf
zog. Die Länge dieses Jacaré betrug ungefähr 6 Fufs, die Farbe war
graugrünlich mit einigen dunkeln Querbinden, besonders am Schwänze;
die Unterseite des Körpers hatte eine hellgelbe ungemischte Zeichnung.
Unsere Freude, dieses schöne und uns noch neue Thft r zu besitzen, war
grofs; wir luden es auf eins unserer Lastthiere, von welchem es einen
äufserst widerlichen Moschusgeruch rund umher verbreitete. Das Jacaré
der Ostküste Brasiliens kommt an Gröfse den colossalen Crocodilen der
alten We l t , und selbst denen der näher am Aequator gelegenen Gegenden
von Südamerika bey weitem nicht gleich; Herr VON H UMB O L D T fand
den Körper der letztern mit mancherley Vögeln bedeckt, und auf dem
Kopfe eines derselben hatte selbst der grofse schlanke Flammingo sonderbarer
Weise sich seinen Standort gewählt ("). Der Pardiha ernährt
besonders viele Jacaré''s^ und sie dienen den Negern hie und da zur
Nahrung, Ueber ihre Raubgier fabelt man vielerley ; allein die hier
genannte höchstens 8'bis 9 Fufs lange Art fürchtet man nicht, obgleich
(*) Ansichten der Natur S. i^i.
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R e i s e von S. Salvador zum Flusse Espirito-Sanlo
einige Fischer die Spuren ihres Bisses an ihren Füfsen zeigen wollten:
dafs sie indessen wohl einmahl einen über den Flufs schwimmenden
Hund ergreifen und verzehren, mag wohl nicht ohne Grund behauptet
werden. In dem sanftfliefsenden, beynahe todten Bache war an der
genannten Brücke eine solche Menge derselben, dafs man mit einem
Blicke ihrer immer mehrere zählen konnte ; allein da wir nach einigen
derselben zu weit schössen, so machten wir sie scheu und erhielten
nur dies einzige Individuum. Unweit des Baches fanden wir in dem
sandigen Boden Gebüsche der Eugenia pedanculata, eines bekannten
schönen Strauches, der die wohlschmeckende, rothe, fleischichte, vierwinklichte
Frucht hervorbringt, die im Lande unter dem Nahmen der
Pitonga bekannt ist. Sie sitzt einzeln auf ihrem pcdunculus und der ganze
Strauch ist damit bedeckt; uns gewähr t e sie jetzt eine angenehme Labung.
Die Acajü-Bäume {Anacardiam occidentales LINN.) standen jetzt in der
Blüthe, in ihrer Nähe bemerkten wir auf einer Weide einen schönen
Widder mit vier Hörnern. Endlich erreichten wir glücklich die f^illa de
S. Joäo da Barra^ unweit der Einmündung des Pardiha ins Meer. Durch
die Fürsorge unseres Begleiters, des Herrn Tenente ^ wiefs man uns das
Casa da Camara^ oder das zur Wo h n u n g des Kronbeamten bestimmte
Gebäude an. Es ist ein geräumiges Haus mit vielen guten Zimmern und
einem Hofraum, in welchem Orangen - und Goyava-Bäume [Psidium
pyriferum^ LINN.) gepflanzt sind, die zum Theil jetzt in Blüthe standen.
P^illa de <S. Joäo da Barra ist ein Flecken, der mit <S. Salvador nicht
verglichen werden kann, da er nur eine Kirche und ungepflasterte
Strafsen mit niedrigen einstöckigen aus Holz und Lehm erbauten Häusern
hat. Dagegen aber ist hier der Flufs für ziemlich grofse Schiffe, Brigs
und Sumacas fahrbar, und es findet auf demselben unmittelbarer Verkehr
mit der See statt: alle Schiffe, welche nach S* Saloador hinauf
wollen, müssen hier vorbey, wiewohl der Arm des Flusses neben dem
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