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 228  Reise  vorn  Ptio  Do^e  bis  zum  Flus s e  Al cobca  g a  
 am  häufigsten  sieht  man,  besonders  nach  der  See  hinab,  die  Mangue- 
 Gebüsche,  deren  Rinde  mit  Vortheil  zum  Gerben  der  Häute  benutzt  wird.  
 Das Was s er  des  Flusses  ist  dunkelbraun,  wie  an  den  meisten  kleinen  Waldflüssen  
 in  Brasilien,  und  sehr  fischreich;  einige  Fischer  hatten  eben,  als  
 wär  vorüber  fuhren,  ein  ganzes  Canoe  voll  schöner  Fische  gefangen.  Wir  
 landeten  an  einer  verödeten  und  wie  es  schien  verlassenen  Pflanzung,  
 wo  die  köstlichen  Ananasse  {Bromelia)  verwildert  wuchsen,  grofs,  saftig  
 und  aromatisch.  Die  efsbare  Ananas  wird  in  Brasilien  nicht  wild  gefunden, 
   allein  man  zieht  sie  sehr  häufig  in  den  Pflanzungen,  und  da  wuchert  
 sie  dann  gleich  einer  wilden  Pflanze  fort.  Man  benutzt  sie  hier  auch,  
 um  Branntwein  daraus  zumachen.  Gleichen  Gebrauch  macht  man  von  
 der  Frucht  des  Acaju-Baumes  {Anacardiarn).  Der  Acajü-Baum  {Cajaeiro)  
 wächst  in  Brasilien  an  der  Ostküste  überall  in  sandigen  Gegenden.  Sein  
 Wuchs  gleicht  dem  unseres  Apfelbaumes;  er  hat  starke  Aeste  ,  und  einzeln  
 stehende  Blätter,  imd  giebt  daher  wenig  Schatten;  die  Blüthe  ist  
 klei n  und  hellröthlich;  die  schwärzliche  nierenförmige  Frucht  sitzt  auf  
 einem  fleischigten  Fruchtboden,  der  die  Gestalt  und  Gröfse  einer  Birne  
 hat.  Diesen  Theil  der  Frucht  ifst  man,  er  hat  aber  eine  etwas  herbe  
 Säure.  Den  schwarzen  Kern  röstet  man;  er  ist  alsdann  sehr  schmackhaft,  
 jedoch  mufs  er  vorher  geschält  worden  seyn.  Der  Saft  des  fleischigten  
 Theils  der  Frucht  ist,  da  er  auf  den  Urin  wirkt,  ein  sehr  wirksames  
 Mittel  für  alle  venerische  Uebel  und  für  die  Wassersucht.  
 Gegen  Abend  ward  unsere  Fahrt  um  so  angenehmer,  als  wir  hier  
 von  keinen  Moskiten  geplagt  wurden,  die  uns  sonst  oft  die  schönsten  
 Abende  verdarben.  Hoher,  finsterer  Wald  bildete  romantische  Gruppen  
 an  den  Ufern,  und  der  heitere  Vollmond,  der  Jetzt  hervor  trat,  vollendete  
 noch  das  reizende  Gemähide.  Von  der  Fazenda  her  tönte  uns  von  fern  
 schon  die  Trommel  der  Schw^arzen  entgegen.  Die  Negersclaven  behaken  
 gar  gern  ihre  vaterländischen  Gebräuche,  so  viel  sie  können,  bey;  so  
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 Reise  vom  Rio  Doge  bis  zum  Flusse  Aleobana  
 sieht  man  unter  ihnen  alle  die  musikalischen  Instrumente,  von  denen  
 die  Reisebeschreiber  von  Afrika  reden,  und  unter  diesen  spielt  die  Trommel  
 eine  Hauptrolle.  Wo  auf  einer  Fazenda  viele  Neger  zusammen  
 leben,  da  feyern  sie,  wie  schon  oben  gesagt  worden,  ihre  Feste,  bemahlen  
 und  kleiden  sich  wie  in  ihrem  Vaterlande,  und  führen  ihre  Nationaltänze  
 auf.  Dies  sieht  man  zum  Beyspiel  in  Rio  de  Janeiro  sehr  originel  
 auf  einem  besonders  dazu  bestimmten  Platze  unweit  der  Stadt.  Wi r  fanden  
 auf  der  Fazenda  von  As  Itaänas  auch  einen  jungen  Fari^  der  vom  Oavidor  
 aufgezogen  wird;  er  sprach  schon  portugiesisch  und  soll  von  sehr  
 guter  Gemüthsart  seyn.  Die  wenigen  Worte,  die  wir  von  seiner  Muttersprache  
 verstanden,  erwarben  uns  bald  sein  Vertrauen.  Leid  that  es  uns,  
 dafs  wir  unsern  jungen  Pari  von  S,  Fidelis,  der  am  Jacú  zurückgelassen  
 worden  war,  jetzt  nicht  bey  uns  hatten.  Itaünas  ist  eine  Vieh-/^azmi/a  
 mit  einem  Coral  für  das  Rindvieh,  und  einer  schlechten  Hütte,  wo  einige  
 Neger  und  Indier  die  Thiere  warten.  Der  Besitzer  hat  hier  einige  indische  
 Familien  versammelt,  die  mit  der  Zeit  eine  Ansiedelung  bilden  sollen;  
 sie  waren  fi-üherhin  bestimmt,  die Seeküste  gegen  die  Tapuyds  zuschützen,  
 daher  wird  Itaünas  eigentlich  als  ein  Quartel  angesehen.  Einige  Indier,  
 die  zufällig  mit  uns  dieselbe  Bestimmung  hatten,  begleiteten  uns  nordwärts  
 von  Itaünas.  Sie  waren  mit  ihren  Gewehren  versehen  und  des  
 Weges  vollkommen  kundig.  Wir  durchritten  ein  Paar  kleine  Bäche,  den  
 Riacho  Doge  und  den  Rio  das  Ostras,  die  b,eyde  sehr  unbedeutend  sind,  
 aber  aus  einem  mahlerischen  finstern  Waldgrunde  voll  schöner  Cocospalmen  
 hervortretend,  eine  romantische  Landschaft  bilden.  Etwas  später  
 erreichten  wir  eine  sehr  verrufene  Stelle,  an  der  man  schon  öfters  feindliche  
 Tapuya's  getroffen  hat.  Diese  Stelle  führt  den  Nahmen  Os  Lenzoes  
 (die  weifsen  Tücher),  weil  hier  an  einer  felsigen  Landspitze  blendend  
 weifser  Sand  mit  Grasboden  abwechselt,  und  es  darum  von  der  See  aus  
 scheint,  als  habe  man  hier  weifse  Tücher  aufgehängt.  Die  Patachos,