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 i o 4  R e i s e  von  Cabo  Frio  bis  Villa  de  S.  Salvador  
 sammelt  hatten,  und  so  wenig-  scheu  waren,  dafs  sie  ihre  Beute  in  
 Eintracht  mit  einem  g^rofsen  Hunde  theilten,  und  sich  durch  unsere  
 Gegenwart  durchaus  nicht  verjagen  liefsen.  Wir  sahen  hier  ferner  grofse  
 Schaaren  langgeschwänzter  Papageyen  (Maracana's  und  Perikiltos)^  welche  
 unter  lautem  Geschrcy  allerley  Schwenkungen  in  der  Luft  machten;  
 alle  von  uns  geschossene  hatten  von  einer  gewissen  Frucht,  die  jetzt  
 eben  reif  war,  blau  gefärbte  Schnäbel.  An  einigen  mit  hohen  Stämmen  
 prangenden  Waldstellen  schössen  wir  Tucane  und  erblickten  gewöhnlich  
 auf  den  höchsten  dürren  Zweigen  der  Bäume  eiazeln  lauernde  Raubvögel,  
 besonders  den  bleyfarbigen  Falken  {Falco  plamheus^  LI N N . ) ,  der  sich  mit  
 kühnem  schnellem  Fluge  auf  die  erspähte  Beute  stürzt.  
 Hier  sahen  wir  auch  unter  andern  den  Baum,  welchen  die  Portugiesen  
 Tento  nennen  Er  hat  dunkelgrünes  gefiedertes  Laub,  und  trägt  
 kurze  breite  Schooten  mit  schönen  hochrothen  Bohnen,  'welche  die  Portugiesen  
 als  Spielmarken  {Tentos)  gebrauchen.  Seine  Blume  bekamen  
 wir  nicht  zu  Gesicht,  Die  Sandgebüsche  in  dieser  Gegend  erzeugen  eine  
 Menge  interessanter  Pflanzen.  In  den  Sumpfstellen  fanden  wir  einen  8  
 bis  10  Fufs  hohen  Baum,  scheinbar  der  Bonnetia  palustris  verwandt,  
 mit  weifsen  grofsen  Blumen,  eine  schöne  Art  Evotvulus  eine  kleine  
 gelbblühende  Cassia^  eine  niedlich  blühende  rankende  Asclepiadea{^')  
 mit  angenehm  weifser  und  rosenrother  Blume,  eine  rothblühende  Androm 
 e d a [ f f )  und  die  beyden  Arten  der  schon  in  Cabo  Frio  gefundenen  
 Andromeden  nebst  anderen  mehr.  
 (*)  Dies  ist  Ormosia  coccínea.  JACKS,  in  den  Transact,  of  the  Lmcí.  Society.  Eine  
 neue  Gattung,  die  zuerst  in  Guinea  gefunden  wurde.  Sie  fehlt  bey  WILLDENOW.  
 (**)  Eine  neue  Species,  welche  weder  PEBSOOS",  WILLDEMOW  noch  Ruiz  und  
 pÄVOJf  beschriehen  haben,  
 ( t )  Echites.  
 Ctt)  Eine  neue  Andromeda  mit  ho ehr o then  Blumen.  
 R e i s e  von  Cabo  Frio  bis  Villa  de  S.  Salvador  i o 5  
 Gegen  Abend  erreichte  unsere  Caravane  den  Seestrand,  wo  die  
 Ruine  einer  alten  Capelle  in  einer  traurigen,  öden,  sandigen  Landschaft,  
 völlig  mit  dem  Toben  und  Brausen  der  wild  brandenden  See  harmonirte;  
 niedergehaltenes,  kurzes  Gesträuch  zog  sich  nach  dem  Walde  hinan  und  
 zeugte  von  der  Heftigkeit  der  hier  herrschenden  Winde.  Auf  einer  
 schmalen  Landzunge  zwischen  dem  bewegten  Meere  und  • einer  lang  
 ausgedehnten  Lagoa  setzten  wir  die  Reise  bis  in  die  Nacht  fort  und  
 erreichten  alsdann  ein  einzelnes  Hirteahaus,  Paulista  genannt,  wo  unsere  
 ausgehungerten  Magen  nichts  vorfanden  als  ein  wenig  Mandioccamehl  
 und  etwas  Mays  für  unsere  Thiere;  glücklicherweise  hatten  wir  uns  in  
 Baretto  mit  etwas  trocknem  Salzjfleisch  {Carne  seca)  und  Bohnen  (/^e^- 
 goes^  versorgt.  Da  das  Haus  ziemlich  geräumig  war,  so  blieben  wir  
 am  folgenden  Tage  daselbst,  um  von  der  gehabten  Ermüdung  auszuruhen.  
 Schaaren  des  brasilianischen  Austerfressers  {I^mmatopus')  liefen  hier  
 an  der  Küste  umher,  und  viele  derselben  wurden  von  uns  erlegt.  In  dem  
 nahen,  stark  mit  Cocospalmen  untermischten  Wäldern,  schössen  wi r  verschiedene  
 sehr  kleine  Eulen,  von  der  Art,  welche  die  Einwohner  Cahu- 
 /-E'C'O  nennen,  die  aber  nicht  mit  der  von  M A R C G R A F  eben  so  genannten  
 verwechselt  werden  darf.  Die  hier  häufige  Palmitto-Palme  wurde  
 von  uns  des  Markes  wegen  gefällt.  Dieser  Baum  gehört  zu  den  zierlichsten  
 und  schlankesten  der  Cocosform.  Sein  Stamm  ist  ein  dünner,  hoher,  
 geringelter  Schaft;  eine  kleine  Krone  von  8 bis  lo  federartigen,  glänzend  
 grünen  Blättern  wiegt  sich,  hoch  oben  in  der  Luft;  unter  diesem  schönen  
 Hauplschmucke  steht  auf  dem  silbergrau  gefärbten  Stamm  ein Aufsatz  von  
 (*)  Strix  ferruginca-,  6  Zoll  7  Linien  lang,  rostrotli,  auf  den  Scapular  -  und  grofsen  
 FlügcldecK-Fcdevn  einige  blafsgelbe  oder  Mciisliche  Flecken;  am  UnterhaJs  ein  grofser  weifser  
 Fleck;  Scliwanz  ungeilockt  rostroth;  untere  Theilc  des  Leibes  liell  gelbröthlich  und  wei(s  
 gemischt,  mit  rostbraunen  Läjigsstrichen;  Iris  hochgelb.  Dieser  ungeöhrte  Kauz  sclieint  verwandt  
 mit  AZARA' S  Cahwe.  
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