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 3 4 6  R e i s e  vom  Piio  Do^e  bis  zum  Flusse  Alcoba^a  
 erschöpft,  durch  den  mühsamen  Gang-erhitzt,  von  dem Wa s s e r  des  Waldbaches  
 durchnäfsts  sank  er  ermattet  nieder.  Aber  nun  brach  die  Dämmerung  
 ein;  er  sammelte  seine  Kräfte  und  bauete  sich  eine  kleine  Hütte  von  
 Palmblättern.  Hier  quälten  ihn  die  Mosklten  auf  eine  schreckliche  Weise,  
 aber  nicht  minder  beunruhigte  ihn  die  gegründete  Besorgnifs  vor  den  
 Wilden  und  vor  Raubthieren,  um  so  mehr,  da  er  aus  Mangel  an  den  
 nöthigen  Geräthschaften  kein  Feuer  anzünden  konnte,  mn  sie  abzuhalten.  
 So  war  er  darauf  gefafst  den  wiederkehrenden  Tag  zu  erwarten,  der  ihm  
 jedoch  wenig  tröstUche  Aussichten  eröfinen  konnte,  da  er  die  Richtung  des  
 Weges  mir  durch  einen  glücklichen  Zufall  wieder  zu  finden  hoffen  durfte,  
 und  mit  Pulver  und  Bley  so  schwach  versehen  war,  dafs  er  nicht  lange  
 durch  die  Jagd  sein  Leben  hätte  fi-isten  können.  In  dieser  schrecklichen  
 Lage  hörte  er  endlich  —  und  wer  vermag  seine  Freude  zu  schildern  —  
 unsere  Schüsse  zu  Ponte  clo  Gentio.  Von  Hoffnung  neu  belebt  sprang  er  
 auf,  imd  feuerte  ein  Paar  starke  Schüsse  zur  Antwort  ab,  die  bey  der  
 Aufmerksamkeit,  womit  wir  in  der  Stille  der  Nacht  lauschten,  auch  glücklicherweise  
 von  uns  gehört  wwden.  Wäre  er  etwas  entfernter  oder  zufällig  
 hinter  einer  Höhe  gewesen,  so  hätte  er  eben  so  wenig  unsere  Schüsse, 
   als  wi r  die  seinigen  hören  können;  es  wäre  ims  unmöglich  gewesen  
 ihn  aufzufinden  und  sein  Schicksal  in  der  furchtbaren  Wildnifs  würde  
 höchst  traurig  geworden  seyn,  denn  er  hatte  die  Absicht  gehabt,  am  folgenden  
 Morgen  ganz  in  der  entgegengesetzten  Richtung  von  der  Fazenda  
 den  Rückweg  zu  suchen.  Dieser Vorfall  mag  als  Beweis  gelten,  wie  nöthig  
 die  gröfste  Vorsicht  ist,  wenn  man  in  diesen  weiten  Wildnissen  allein  
 jagen  will,  ohne  mit  denselben  einigermafsen  bekannt  zu  seyn,  oder  den  
 ausgezeichneten  Ortssinn  der  Indier  zu  besitzen.  Auch  der  Feilor  von  
 Ponte  da  Gentio  ^  ein  der  Jagd  in  dieser  Gegend  sehr  kundiger  Portugiese,  
 hatte  einst  bey  einem  solchen  Gange  den  W e g  verloren,  und  war  sieben  
 Tage  im  Waide  umher  geirrt;  da  er  aber  mit  Feuerzeug,  Pulver  und  Bley  
 Reise  vom  Ptio  Doc-c  bis  zum  Flusse  Alcobaca  
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 hinlänglich  versehen  war ,  um  sich  die  dringendsten  Bedürfnisse  verschaffen  
 zu  können,  so  glückte  es  ihm  endlich,  auf  einer  Pflanzung  am  Alcoha^a  
 anzukommen:  zwey  indier,  welche  der  Oavidor  abgeschickt  hatte,  um  
 seiner  Spuhr  zu  folgen,  und  ihn  aufzusuchen,  kamen  bald  nach  ihm  an.  
 Man  irrt,  wenn  man  denkt,  dafs  in  diesen  Wälder n  überall  Lebensmittel  
 sich  finden  müfsten.  Ungeachtet  der  Menge  wilder  Thierarten,  die  in  denselben  
 leben,  geht  man  doch  oft mehrer e  Tage,  ohne  ein  lebendes  Wesen  
 zu  sehen,  und  es  bestätigt  sich  auch  hier ,  dafs  in  der  Nähe  der  menschlichen  
 Wohnungen  sich  immer  mehrere  Thiere  auflialten,  als  im  Innern  
 der  grofsen  Wälder.  
 Unsere  Sammlungen  hatten  einigen  interessanten  Zuwachs  erhalten,  
 allein  unsere  Insekten,  besonders  die  Schmetterlinge,  waren  durch  die  
 kleinen  rolhen  Ameisen  stark  beschädigt  worden  ;  wir  retteten  sie  blos  
 dadurch,  dafs wi r  sie  dick  mit  Schnupftabak  überstreuten.  Am  25ten  Januar  
 verliefsen  Ponte  do  Genlio  und  kehrten  nach  der  Wohnung  der  SEIVH 
 O R A  ISABELLA  zurück.  Da  fanden  wi r  die  Bewohner  mit  der  Bereitung  
 desMandioccamehls  beschäftigt.  Ein  zahm  erzogener  Tu can  {^Ramphastos  
 dicoloras,  LINN.)  zog  hier  unsere  Aufmerksamkeit  auf  sich.  Seine  possirlichen  
 Bewegungen  bey  der  ungeschickten  Gestalt  und  dem  sonderbaren  
 grofsen  Schnabel  belustigte  uns  sehr.  Aeufserst  gefräfsig  verschluckte  er  
 alles  Efsbare,  das  ihm  vorkam,  selbst  auch  Fleisch.  Man  bot  ihn  uns  zum  
 Geschenk  an;  allein  da  dieser  Vogel  unser  Clima  nicht  verträgt,  so  trugen  
 wir  Bedenken  ihn  anzunehmen.  —  Man  zieht  hier  viel  Honig  von  stachellosen  
 gelben  Bienen.  Zu  diesem  Ende  hängt  man  Abschnitte  von  ausgehöhlten  
 Bauniästen  unter  dem  Dache  auf,  die  an  den  Enden  mit  Lehm  zugestrichen  
 sind,  und  in  deren  Mitte  sich  ein  kleines  rundes  Flugloch  befindet. 
   Dieser  Honig  ist  sehr  aromatisch,  allein  nicht  ganz  so  süfs  als  unser  
 europäischer.  Aus  Honig  mit  Wasser  vermischt  bereitet  man  hier  ein  sehr  
 angenehmes  kühlendes  Getränk.  
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