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 166  A u f e n t h a l t  zu  Morro  d'Arara  
 kennen  gelernt  hatte.  Die  mir  von  dieser  Rinde,  womit  sich  der  Capitam  
 selbst  hergestellt  hatte,  mitgetheilten  Stücke  waren  sehr  dick  abgeschält  
 und  noch  frisch,  also  nicht  geeignet  pulverisirt  zu  werden.  Wir  
 schnitten  sie  in  kleine  Stückchen,  kochten  sie  sehr  stark  und  tranken  
 diesen  Aufgufs.  Den  das Clima  gewohnten  Portugiesen  half  dieses  Mittel,  
 allein  wir  Deutsche  verspürten  davon  nur  einen  Aufschub  des  Fieberanfalles, 
   der  nachher  desto  heftiger  wieder  eintrat.  Da  in  diesem  kläglichen  
 Zustande  der  Mangel  einer  passenden  Nahrung  uns  immer  fühlbarer  
 wurde,  und  ich  einsah,  dafs  ich  bey  dem  Genufs  von  schwarzen  
 Bohnen  und  fettem  oder  gesalzenem  Fleisch,  worauf  wir  jetzt  beschränkt  
 waren,  meine  Gesundheit  nicht  wieder  erlangen  würde,  so  entschlofs  
 ich  mich  nach  der/^iV/a  hinab  zu  reisen  und  führte  diesen  Entschlufs  am  
 Uel)crblcibscl  einer  dagewesenen  Oberhaut  waren;  wahrsclieinlicli  ist  es  eine  auf  der  Rinde  
 wachsende  Fleclite.  Im  Bruche  ist  sie  springend  und  etwas  glänzend,  und  zeigt  gar  keine  
 Spur  TON  Holz  oder  Fasex\  Die  ganze  Rinde  scheint  im  Bruche  nur  aus  einer  einzigen  
 Substanz  zu  bestehen,  welche  nach  aufsen  zu  dunkelroth  glänzend  und  sehr  harzig,  nach  
 innen  zu  blafsroth  ,  matter  und  wenig  harzig  sich  zeigt.  Sie  ist  schwerer  als  Wasser.  Der  
 Geschmack  ist  anhaltend  bitter-unangenehm  adstringirender  als  der  der"  rothen  China.  —  Das  
 Pulver  gleicht  dem  der  rixb.  tinct.^  nur  spielt  das  der  Gleina  ins  Violette  und  jenes  der  ruh.  
 tinct.  ist  braun5  mit  dem  der  rothen  China  ist  es  nicht  zu  vergleichen.  —  Ein  Decoct  dieser  
 China  ist  clunkelrothbraun;  gemischt  mit  einem  Gallapfel-Infusum  entsteht  ein  grau-rothlichbraunlicher  
 Niederschlag  und  eben  so  stark  wie  der  der  übrigen  Chinasorten;  mit  salzsaurem  
 Zinn  wux'de  der  stärkste  und  trübste  Niederschlag  braun-violett-röthlich;  mit  einem  Eichenrinden- 
 Decoct  gab  es  keinen  Niederschlag,  -sondern  nur  eine  Vereinigimg  beyder;  mit  essigsaurem  
 Bley  wurde  der  Niederschlag  schmutzig-hellbraun  ins  rüthliche  ziehend;  Brecliweinstein  gab  
 einen  geringen  leberfarbigen,  so  wie  schwefelsaures  Eisen  einen  blau-schwai-zgraulichen,  und  
 schwefelsaures  Kupfer  einen  grau-braimröthlichen  Niederschlag.  —  XJeber  den  innern  Gebrauch  
 dieser  Cliina  können  keine  genügenden  Resultate  abgegeben  werden,  da  icli  dem  Herrn  Dr.  
 BERIVSTE  RIV ,  welcher  vorstehende  Beschreiljung  unternahm,  nicht  die  dazu  nöthige  Quantität  
 mitgebracht  hatte.  Die  Anwendung  derselben  scheint  bey  jVIagenschwache  groisere  Kräfte  zu  
 versprechen,  als  die  übrigen  Chinarinden;  gegen  Wechselfiebcr  konnte  er  sie  nicht  anwenden.  
 Hierüber  siehe  auch  v.  ESCUWEGE'S  Journal  von  Brasilien  Heft  H.  S.  36.  
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 loten  März  aus.  Die  heftigen Winde,  die  in  dieser  Jahrszeit  an  der  Seeküste  
 wehen,  sind  für  die  Gesundheit  viel  zuträglicher  als  die  feuchte,  
 dicke,  warme  Luft  in  den  Wäldern.  Unsere  Reise,  Macuri  hinab,  
 war  sehr  angenehm,  da  es  während  derselben  nicht  regnete.  In  der  
 Trilla  fehlte  es  ebenfalls  an Lebensmitteln,  da  überhaupt  hier  viel  Armuth  
 herrscht;  man  hatte  nichts  als Mandioccamehl,  Bohnen  und  zuweilen  etwas  
 Fisch;  uns  Kranken  glückte  es  indessen,  durch  den Ankauf  von  Hühnern  
 eine  angemessene  Nahrung  zu  erhalten.  Da  die  brasilianische  China  uns  
 nicht  herzustellen  schien,  so  sandte  ich  einen  Bothen  nach  P^illa  de  St.  
 Matthceus,  der  mir  etwas  ächte  China  von  Perú  zurück  brachte.  Diese  
 bewirkte  zwar  bald  unsere  Genesung,  allein  es  dauerte  noch  viele  
 Wochen,  bis  wir  uns  völlig  von  der  Entkräftung  erholt  hatten.  
 In  den  ersten  Tagen  des Monats May  erschien  Herr  F R E Y R E I S S  mit  
 dem  Reste  unserer  Truppe  am  MucurL  Zu  Unhares  am  Rio  Doge  
 hatte  er  einen  kurzen  Aufenthalt  gemacht;  jedoch  die Lage  der  daselbst  
 befindlichen  Ansiedlungen  schon  nicht  mehr,  so  gefunden,  als  wie  wir  
 sie  zur  Zeit  unserer  gemeinschaftlichen  Anwesenheit  daselbst  gesehen.  
 Wilder  und  kühner  als  je  hatten  die  Botocudos  sich  dort  von  neuem  in  
 Masse  gezeigt.  Auf  dem  südlichen  Flufsufer,  unweit  des Quarteis  d'Aguiar,  
 bey  ^QvLagoa  dos  Indios  hatten  sie  drey  Soldaten  ermordet,  und  wie  
 man  behauptete,  aufgefressen.  Man  hatte  von  Unhares  aus  mit  allen  
 Leuten,  die  man  auftreiben  konnte  —  es  waren  deren  etwa  58  ^  eine  
 Entrade  gegen  sie  gemacht,  war  aber  auf  eine  solche  Menge  von  Wilden  
 gestofsen,  dafs  man  es  für  klüger  hielt,  sich  zurück  zu  ziehen.  Auf  
 dem  einen  der  Tocayas^'')  allein  fand  man  an  40  schufsfertige  Bogen.  
 Dieser  Ausgang  der  Sache  hatte  panischen  Schrecken  in  Linhares  ver- 
 (*)  Tocayas  sind  Plätze,  welche  sich  die  Wilden  im  dicken  Walde  zuhereiten,  um  ihre  
 Í  einde  daselbst  im  Hi.iterhalte  zu  erwarten.  Sic  pflegen  gewöhnlich  mehrere  an  verschiedenen  
 <)rten  anzulegen;  liieriiber  Aveiter  unten  mehr.  
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