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kennen gelernt hatte. Die mir von dieser Rinde, womit sich der Capitam
selbst hergestellt hatte, mitgetheilten Stücke waren sehr dick abgeschält
und noch frisch, also nicht geeignet pulverisirt zu werden. Wir
schnitten sie in kleine Stückchen, kochten sie sehr stark und tranken
diesen Aufgufs. Den das Clima gewohnten Portugiesen half dieses Mittel,
allein wir Deutsche verspürten davon nur einen Aufschub des Fieberanfalles,
der nachher desto heftiger wieder eintrat. Da in diesem kläglichen
Zustande der Mangel einer passenden Nahrung uns immer fühlbarer
wurde, und ich einsah, dafs ich bey dem Genufs von schwarzen
Bohnen und fettem oder gesalzenem Fleisch, worauf wir jetzt beschränkt
waren, meine Gesundheit nicht wieder erlangen würde, so entschlofs
ich mich nach der/^iV/a hinab zu reisen und führte diesen Entschlufs am
Uel)crblcibscl einer dagewesenen Oberhaut waren; wahrsclieinlicli ist es eine auf der Rinde
wachsende Fleclite. Im Bruche ist sie springend und etwas glänzend, und zeigt gar keine
Spur TON Holz oder Fasex\ Die ganze Rinde scheint im Bruche nur aus einer einzigen
Substanz zu bestehen, welche nach aufsen zu dunkelroth glänzend und sehr harzig, nach
innen zu blafsroth , matter und wenig harzig sich zeigt. Sie ist schwerer als Wasser. Der
Geschmack ist anhaltend bitter-unangenehm adstringirender als der der" rothen China. — Das
Pulver gleicht dem der rixb. tinct.^ nur spielt das der Gleina ins Violette und jenes der ruh.
tinct. ist braun5 mit dem der rothen China ist es nicht zu vergleichen. — Ein Decoct dieser
China ist clunkelrothbraun; gemischt mit einem Gallapfel-Infusum entsteht ein grau-rothlichbraunlicher
Niederschlag und eben so stark wie der der übrigen Chinasorten; mit salzsaurem
Zinn wux'de der stärkste und trübste Niederschlag braun-violett-röthlich; mit einem Eichenrinden-
Decoct gab es keinen Niederschlag, -sondern nur eine Vereinigimg beyder; mit essigsaurem
Bley wurde der Niederschlag schmutzig-hellbraun ins rüthliche ziehend; Brecliweinstein gab
einen geringen leberfarbigen, so wie schwefelsaures Eisen einen blau-schwai-zgraulichen, und
schwefelsaures Kupfer einen grau-braimröthlichen Niederschlag. — XJeber den innern Gebrauch
dieser Cliina können keine genügenden Resultate abgegeben werden, da icli dem Herrn Dr.
BERIVSTE RIV , welcher vorstehende Beschreiljung unternahm, nicht die dazu nöthige Quantität
mitgebracht hatte. Die Anwendung derselben scheint bey jVIagenschwache groisere Kräfte zu
versprechen, als die übrigen Chinarinden; gegen Wechselfiebcr konnte er sie nicht anwenden.
Hierüber siehe auch v. ESCUWEGE'S Journal von Brasilien Heft H. S. 36.
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loten März aus. Die heftigen Winde, die in dieser Jahrszeit an der Seeküste
wehen, sind für die Gesundheit viel zuträglicher als die feuchte,
dicke, warme Luft in den Wäldern. Unsere Reise, Macuri hinab,
war sehr angenehm, da es während derselben nicht regnete. In der
Trilla fehlte es ebenfalls an Lebensmitteln, da überhaupt hier viel Armuth
herrscht; man hatte nichts als Mandioccamehl, Bohnen und zuweilen etwas
Fisch; uns Kranken glückte es indessen, durch den Ankauf von Hühnern
eine angemessene Nahrung zu erhalten. Da die brasilianische China uns
nicht herzustellen schien, so sandte ich einen Bothen nach P^illa de St.
Matthceus, der mir etwas ächte China von Perú zurück brachte. Diese
bewirkte zwar bald unsere Genesung, allein es dauerte noch viele
Wochen, bis wir uns völlig von der Entkräftung erholt hatten.
In den ersten Tagen des Monats May erschien Herr F R E Y R E I S S mit
dem Reste unserer Truppe am MucurL Zu Unhares am Rio Doge
hatte er einen kurzen Aufenthalt gemacht; jedoch die Lage der daselbst
befindlichen Ansiedlungen schon nicht mehr, so gefunden, als wie wir
sie zur Zeit unserer gemeinschaftlichen Anwesenheit daselbst gesehen.
Wilder und kühner als je hatten die Botocudos sich dort von neuem in
Masse gezeigt. Auf dem südlichen Flufsufer, unweit des Quarteis d'Aguiar,
bey ^QvLagoa dos Indios hatten sie drey Soldaten ermordet, und wie
man behauptete, aufgefressen. Man hatte von Unhares aus mit allen
Leuten, die man auftreiben konnte — es waren deren etwa 58 ^ eine
Entrade gegen sie gemacht, war aber auf eine solche Menge von Wilden
gestofsen, dafs man es für klüger hielt, sich zurück zu ziehen. Auf
dem einen der Tocayas^'') allein fand man an 40 schufsfertige Bogen.
Dieser Ausgang der Sache hatte panischen Schrecken in Linhares ver-
(*) Tocayas sind Plätze, welche sich die Wilden im dicken Walde zuhereiten, um ihre
Í einde daselbst im Hi.iterhalte zu erwarten. Sic pflegen gewöhnlich mehrere an verschiedenen
<)rten anzulegen; liieriiber Aveiter unten mehr.
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