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 58  P i e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  E s p i r i  to - S a n t o  
 Strande  mit  mancherley  Gesträuchen  Lewachsen,  worunter  man  besonders  
 häufig-  die  Pitangeira(£!agema  pedanciilalet)  mit  ihren  wohlschmeckenden  
 Früchten,  eine  neue  Art  Sophora  mit  g^elben Blüthen,  den  sechseckig-ten  
 Cactus  und  andere  Arten  dieses  Geschlechts  vom  Winde  niedergehalten  
 sieht.  Ich  war  mit  Herrn  FREY  R E I  ss  und  S E L L O  w  unserer  Tropa  
 voran  g^eeilt  ,  und  wir  erreichten  noch  vor  Nachts  die  einzelne  am  
 Meeresstrande,  We^enàe  Fazenda  Mandinga-,  unsere  Leute,  durch  einen  
 schmalen  Canal  aufgehalten,  kamen  uns  erst  am  andern  Morgen  nach.  
 Hier  trafen  wir  den  Correo  oder  die  Briefpost,  welcher  von  JFlio  bis  
 Jr^illa  de  f^ictoria^  aber  nicht  weiter  nördlich  geht,  und  erhielten  Briefe,  
 die  uns  am  Abend  noch  angenehme  Unterhaltung  verschafften,  
 Won  3Iandinga  zogen  wir  nordwärts,  längs  des  Seestrandes  hinauf  
 in  tiefem  Sande  wadend,  der  von  dem  Meere  immer  benetzt  wird.  Die  
 Menschen  finden  diesen  Sandweg  bequem  und  angenehm,  allein  die  
 Maulthiere  und  Pferde,  die  sich  an  den  Anblick  und  das  Geräusch  der  
 heranrollenden  Brandung  noch  nicht  gewöhnt  haben,  scheuen  oft  diesen  
 bequemen  Gang.  Eine  Tropa  ^  die  so  über  die  glatte  weifse  Sandfläche  
 am  Rande  des  blauen  Meeres  einherzieht,  ist,  aas  weiter  Ferne  angesehen, 
   ein  angenehmer  Anblick;  denn  wo  die  Küste  nicht  etwa  bedeutende  
 Buchten  macht,  da  sieht  man  auf  eine  so  weite  Strecke  vor  sich  
 hin,  dafs  die  Lastthiere  gleich  Pünktchen  erscheinen.  An  den  vorspringenden  
 Landspitzen,  wo  das  Ufer  den  heftigsten  Stöfs  der  Brandung  auszuhalten  
 hat,  bemerkt  man  Steine,  welche  vom  Wasser  oft  auf  das  
 sonderbarste  durchlöchert  sind.  Einige  Arten  von  Strandläufern  und  
 Regenpfeifern  beleben  die  Küste,  an  welcher  man  nur  wenige  Arten  von  
 Conchylien  und  Seetang  (/^acHs)  findet.  Nachdem  wir  einige  Legoas  weit  
 dieser  Praya  gefolgt  waren  ,  führte  uns  ein  Pfad  zu  einigen  von  waldigen  
 Höhen  eingeschlossenen  Zvi^^oaÄ,-  heftiger  Durst  quälte  unsere  ganze  
 Tropa  ^  daher  stieg  alles  vom  Pferde,  um  hier  sich  zu  erquicken,  allein  
 P t e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  Espirito-Santo  %  
 zu  unserm  grofsen  Jammer  fanden  wir  das  Wasser  in  diesen  Lagoas  
 durch  den  üebertritt  der  See  gesalzen,  und  ein  Paar  Lehmhütten,  in  
 denen  wir  unsern  Durst  löschen  zu  können  hofften,  von  den  Einwohnern  
 verlassen;  nur  die  wohlschmeckenden  Pitangas^  welche  i^und  umher  in  
 grofser  Menge  wuchsen,  entschädigten  uns  einigermafsen  für  die  getäuschte  
 Erwartung.  Ein  Pfad,  der  sich  jetzt  von  der  See  ab  nach  dem  
 dichten  Gebüsche  zuwandte,  führte  uns  bald  in  den  hohen  Urwald.  Ich  
 ritt  der  Tropa  voran,  beobachtete  die  schönen  Gewächse  und  beschäftigte  
 mich  in  Gedanken  mit  den  Tapuyas  ^  die  diese  Gegenden  zuweilen  beunruhigen, 
   als  ich  plötzlich  zu  meiner  nicht  geringen  Befremdung  zwey  
 nackte,  bräunliche  Männer  vor  mir  stehen  sah.  Im  ersten  Augenblicke  
 hielt  ich  sie  für  Wilde  und  schon  war  ich  im  Begriffe,  nach  meiner  
 Doppelflinte  zu  greifen,  um  mich  gegen  einen  etwanigen  Angriff  zu  
 sichern,  als  ich  gewahr  wurde,  dafs  es  Eidechsenjäger  waren.  Die  in  
 diesen  Einöden  einzeln  wohnenden  Pflanzer  lieben  das  Fleisch  der  grolsen  
 Art  von  Eidechsen,  die  in  der  Lingoa  gerat  der  Küsten-Indier  Teiü  {Lacer  
 ta  Te  genannt  wird,  sehr;  sie  gehen  daher  mit  ein  Paar  
 auf  diese  Thiere  abgerichteten  Hunden  oft  in  die  sandigen  Gcbüsche  und  
 W ä l d e r ,  um  sie  aufzusuchen.  Nahen  sich  die  Hunde  einer  Eidechse,  so  
 flieht  diese  pfeilschnell  in  die  ihr  zur  Wohnung  dienende  Erdhöhle,  wo  
 sie  alsdann  von  dem  Jäger  ausgegraben  und  todtgeschlagen  wird.  Da  die  
 Hitze  grofs  war,  so  giengen  diese Männer ,  deren  Haut  am  ganzen  Körper  
 von  der  Sonne  so  braun  gebrannt  war,  dafs  man  sie  wohl  für  Tapuyas  
 halten  konnte,  ganz  unbekleidet;  sie  trugen  Aexte  und  ein  Paar  erlegte  
 Eidechsen  von  beynahe  4  Fufs  Länge  (den  langen  Schwanz  mitgerechnet).  
 W i r  redeten  mit  diesen  der  Gegend  kundigen  Jägern,  und  sie  versicherten  
 uns,  dafs  wi r  in  weniger  als  einer  Stunde  die  Fazenda  zu  IVIaribecca^  
 wo  wir  heute  übernachten  wollten,  erreichen  würden.  V\^irklich  traten  
 wir  bald  in  die  Einzäunung,  welche  uns  das  Gebiet  derselben  ankündigte.  
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