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338 A u f e n t h a l t am Rio Grande de Belmonte
Die Bolocudos, welche sich ihres Vortheils wegen gern in der
Nähe der Europäer aufhalten, haben auch die Erfahrung gemacht, dafs
es hier bey dem Quartelle zuweilen an Lebensmitteln gebricht, einige
unter ihnen hatten deshalb selbst Pflanzungen angelegt; eine solche befand
sich am nördhchen Ufer des Flusses, dem Quartel gegenüber. Es waren
da einige Hätten, bey welchen die Wi lde n Bananenbäume gepflanzt hatten;
die Hütten haben sie indessen wieder verlassen, nachdem sie einige von
ihren Todten darin beerdigt hatten, und bey ihrer jetzigen Rückkehr verbrannten
sie dieselben sogar, aber die Bananenbäume halten sie der
Frucht wegen noch in Ehren. Auch weiter oben !xm Belmonte, in dem
Gebiete von Minas Novas, ist eine Gegend, wo einige Botocudos sich
eigene Pflanzungen angelegt hatten; aber auch da haben sie sich bald
wieder in die Wälder verloren, und die Machacaris haben jetzt an derselben
Stelle ein Dorf oder eine ansehnliche Rancharía gebildet. Diese
Beyspiele zeigen, dafs Botocudos wirklich sich schon der Civilisation
zu nähern anfangen, aber zugleich auch, dafs es ihnen sehr schwer wird,
ihrem angestammten, ungebundenen Jägerleben zu entsagen, da sie so
leicht selbst von ihren angelegten Pflanzungen zu demselben wieder zurückkehren.
Nur die anwachsende Bevölkerung der Europäer und die
Einschränkung der Gränzen ihrer Jagdreviere, werden sie allmählig zu
einer Veränderung ihrer Lebensweise bewegen können.
Die gegenwärtig mit uns unter einem Dache wohnenden Botocudos
gewährten uns die gröfste Unterhaltung und öfters interessante Auftritte.
So kam der alte Capitam, welchem ich seine Bogen und Pfeile abgekauft
hatte, eines Tages zu mir, um mir dieselben wieder abzuborgen, weil er
nach seinem Vorgeben ohne sie nicht jagen könne ; ich willfahrte ihm
Wassers fortdeht, gleichfalls zum Fange der Krabben und Krebse. Der Fischer geht dabey
n>c,st bis an den halben Körper im Wasser und stets rucWärts. ün, den Hals trägt er das
Gefafs, worm er die gefangenen Thiere aufhebt.
A u f e n t h a l t am Rio Grande de Belmont e SS g
doch verstrich die anberaumte. Zeit und meine Pfeile erschienen nicht
wieder; auch sah ich sie nie in der Hand des Wilden. Ich forderte sie
nun freundhch von ihm zurück, aber umsonst! Endhch erfuhr ich, dafs er
sie im Walde verborgen habe, und es dauerte lange, bis meine ernsteren
W o r t e , unterstützt, von dem Commandanten des Quarteis, ihn zuletzt
bewogen, sie wieder hervor zu holen und abzuliefern. Aexte (in ihrer
Sprache Carapo) und Messer, haben in ihren Augen den gröfsten Wer th.
Der erstem bedienen sie sich besonders, um das zähe Holz des Pao
d'arco {Bignonia\ woraus sie ihre Bogen machen, zu spalten; sie tauschen
sie beyde für ihre Bogen und Pfeile ein, und doch ist ihre Efslust
so überwiegend, dafs sie für ein wenig Mehl das eben eingetauschte
Messer wieder hingeben. Die Insel, worauf die Gebäude des Quarteis
liegen, ist, wie schon gesagt worden, nur an ihrem vordem oder untern
Theile von Wald entblöfst und mit Pflanzungen versehen, welche sowohl
den Soldaten als den Botocuden Nahrung geben; der hintere Theil
hingegen ist zum Theil mit Gesträuchen {Capueira) und mit Hochwald
bedeckt, worin man noch keine We g e hat; eben so ist es auch an den
benachbarten Ufern des Flusses. Die Minas-Strafse am südlichen Ufer
ausgenommen, findet man überall im dichten Wald nur einige schmale
Pfädchen, welche sich die Botocudos oder die wilden Thiere gebahnt
haben. Unsere meisten Jagdzüge unternahmen wir deshalb theihveise
auf Canoen; man machte ein Stück des Weges auf dem Flusse hinauf
oder hinab, stieg dann am Ufer aus, und vertiefte sich in die Wälder.
Unter diesen Excursionen waren einige sehr angenehm, besonders die
den Flufs aufwärts gemachten. Die Flufsstelle, welche der Gegend ihren
Nahmen giebt, - und Cachohirinha heifst - verdient besonders einer
Erwähnung. Stromaufwärts liegt sie etwa i/^ oder y, Stunden von der
Insel des Quarteis, hinabwärts von der Cachoeirinha nach dem Quartel
braucht man mit der Schnelligkeit des Stromes nicht mehr als % Stunde.