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 100  R e i s e  yon  Cabo  Frío  bis  Villa  de  S.  Salvador  
 und  Araraana^  LINN.)  sind  sehr  lüstern  nach  ihnen.  Ohne  die  Flügel  
 der  Papageyen  aber,  und  ohne  die  Fertigkeit  der  Affen  im  Klettern  ist  
 es  schwer,  die  sehr  hoch  hängenden  Früchte  dieses  Baumes  zu  erhalten  
 5  gewöhnlich  haut  man  den  Stamm  um.  Die  Indier  erklettern  ihn,  
 besonders  mit  Hülfe  der  Cipo's  oder  Schlingpflanzen,  die  wirklich  das  
 Klettern  sehr  erleichtern.  Wir  untersuchten  auf  einem  andern  Jagdzuge  
 die  Blüthen  einer  stolzen  Palme,  welche  nach  Herrn  SELLOW'S  Ueberzeugung  
 ein  neues  Genus  bilden  mufs.  Sanft  gekrümmt  hieng  ihre  
 schöne,  gelbe  Blüthenähre  herab;  die  Spatha  war  grofs,  kahnförmig,  
 und  so  wie  die  gefiederten  Blätter  besonders  schön.  Bey  dem  Fällen  
 des  Baumes  zeigte  er  ein  sehr  hartes  Holz;  als  man  aber  den  porösen  
 Kern  erreichte,  fiel  er  sogleich.  
 Am  i6ten  September  nahmen  wir  Abschied  von  der  FamiHe  unseres  
 guten  Hauswirthes  und  traten  die  Reise  nach  Macahe  an.  Regen  und  
 Wind  trübte  die  wilde  Aussicht  ins  Land,  wo  sich  die  Serra  de  Iriri  
 aus  finstern  Wäldern  ernst  erhob  und  der  Morro  de  S,  Joäo  uns  schon  
 in  der  Ferne  erschien.  Der  We g  von  Tapehugü  zum  Flusse  Macahe  
 führt  vier  Legoas  weit  durch  tiefen  Sand,  fast  immer  an  der  See  hin;  
 hier  und  da  treten  kleine  Felskuppen  in  das  Meer  vor,  an  welchen  eine  
 Menge  Moose  und  Muscheln,  jedoch  von  geringer  Mannigfaltigkeit,  
 gefunden  werden,  ein  heftiger  Wind  tobte  an  dieser  Stelle  und  wild  
 schäumend  brandeten  die  Wellen.  Von  dem  Sandufer  {^Praya)  aus  
 erhebt  sich  eine  Hügelreihe,  auf  welchen  schöne  Bäume  und  Straucharten  
 durch  den  Wind  am  höhern  Aufwuchse  gehindert  werden,  und  
 wie  abgeschoren  aussehen;  unter  ihnen  sahen  wir  eine  grofse  weifsblühende  
 Passionsblume  und  den  viereckigten  Cactus  ^  ebenfalls  mit  
 grofser  weifser  Blume.  
 In  dem  hiesigen  Himmelsstriche  war  es  jetzt  Frühling,  und  wir  
 alle  hatten  bisher  das  Wetter  meistens  kühl,  und  nie  heifser  gefunden,  
 R e i s e  von  Cabo  Frio  bis  Villa  de  S.  Salvador  101  
 als  es  an  warmen  Sommertagen  in  Deutschland  ist.  Die  letzte  Meile  
 der  Reise  führte  durch  dichten  hohen  Urwald,  worin  wir  Tucane,  
 Arassaris  und  den  kleinen  schwärzlichen  Kuckuck  {Cacalas  lenebrosus)  
 schössen.  Viele  Baumarten  standen  jetzt  entblättert  da,  denn  obgleich  
 der  gröfste  Theil  der  Bäume  in  dem  hiesigen  Winter  sein  Laub  behält,  
 so  verlieren  es  dennoch  viele  der  zärtern  Arten.  Die  meisten  trieben  
 jetzt  nun,  und  zeigten  an  den  Spitzen  der  dunkelgrün  belaubten  Aeste,  
 die  jungen  gelbhchen  oder  gelbgrünen,  sehr  oft  schön  sanftroth  oder  
 hochroth  gefärbten  Blätter,  welche  das  Gebüsch  ungemein  zieren.  Andere  
 standen  in  der  Blüthe,  noch  andere  trugen  Blumen  und  Früchte  
 zugleich.  So  giebt  in  diesen  schönen  Tropenwäldern  der  vereinigte  
 Frühling  und  Herbst  den  interessantesten  Anblick  für  den  nördlichen  
 Reisenden.  Durchnäfst  vom  Regen  erreichten  wir  l>^illa  de  Macahe  
 am  Flusse  gleiches  Nahmens.  Dieser  ergiefst  sich  hier,  nachdem  er  
 seinen  Lauf  von  etwa  i5  Legoas  Länge  an  der  Serra  de  Iriri  vorbey  
 genommen  hat,  in  die  See  und  ist  nicht  unbedeutend.  Schon  LERY  
 erwähnt  in  seiner  Reise  (-)  dieser  Gegend,  welche  die  Urhewohner  
 Mag-he  nannten.  Sie  war  damals  noch  von  Wi lden  bewohnt,  die  mit  
 den  Uetacas  oder  Goaytacases  am  Pardiha  stritten.  
 Die  kleine  J^illa  de  5.  Joäo  de  Macahe  liegt  in  Gebüschen  zerstreut  
 am  Ufer  des  Flusses,  der  an  seiner  Mündung  einen  Bogen  um  
 eine  vortretende  Landzunge  beschreibt.  Die  niedrigen  Häuser  derselben  
 sind  zum  Theil  freundlich  und  nett,  von  Lehm,  mit  hölzernen  
 Pfosten  erbaut,  und  oft  weifs  beworfen.  Man  hat  Hofräume  {Qaintaes)  
 von  Cocosstämmen  angebracht,  in  welchen  Ziegen,  Schweine  und  mancherley  
 Federvieh  umherlaufen.  Die  Einwohner  treiben  etwas  Handel  
 mit  den  Producten  der  Pflanzungen,  welche  in  Farinha,  Bohnen,  Mays,  
 Reifs  und  etwas  wenigem  Zucker  bestehen,  auch  führt  man  Waldproducte  
 (*)  J.  de  LERY  voyage  etc.  p.  49.  
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