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 68  Pi e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  Espirito-Santo  
 ergreift.  Die  Wi lden  erscheinen  als  Her r n  dieser  Wälder  plötzlich  bald  
 hier  bald  dort,  luad  verschwinden  eben  so  schnell,  wie  man  es  bey  dem  
 Ueberfall  zu  Qiri  erfahren  hat;  sie  wissen  alle  Schlupfwinkel  in  den  Waldungen, 
   sind  klug-  und  verschlagen,  und  kennen  die  Schwächen  der  portugiesischen  
 Ansiedler  genau;  auch  verstehen  verschiedene  unter  ihnen  
 etwas  von  der  Sprache  derselben.  
 An  dem  zu  Barreiras  gehaltenen  Ruhetage  wurden  die  umliegenden  
 Wälder  und  Sümpfe  durchstreift,  wobey  uns  die  Soldaten  begleiteten  und  
 führten.  Unsere  ganze  Ausbeute  beschränkte  sich  auf  einige Enten  {Anas  
 vidaatd)  und  einen  uns  interessanten  neuen  Vogel  (--95  der  zur  Familie  
 der  Cotingas  gehörte.  An  der  Küste  schwammen  die  grofsen  Tartarugas  
 (Meerschildkröten),  die  im  Frühjahr  das  Ufer  suchen,  imd  erhoben  
 ihren  runden  dicken  Kopf  langsam  über  die  Oberfläche  des  Wassers.  
 Mit  der  Nacht  stieg  ein  heftiges  Gewitter  über  uns  auf,  und  der  Regen  
 flofs  in  Strömen  herab,  vor  dem  wir  uns  leider  in  unserer  Wohnung  mit  
 dem  durchlöcherten  Dache  kaum  zu  schützen  vermochten.  
 Von  der  Nachlässigkeit  in  der Unterhal tung  des  einzigen We g e s  längs  
 dieser  Küste  ,  wo  weder  Brücken  noch  gangbare  Strafsen  angelegt  sind,  
 machten  wir  an  dem  folgenden  sehr  trüben Tage  eine  höchst  unangenehme  
 Erfahrung:  unmittelbar  neben  den  Hütten  des  Qaartels  befand  sich  eine  
 Stelle,  wo  wir  Gefahr  liefen,  einige  unserer  besten  Maulthiere  zu  verlieren.  
 Da  wir  noch  4  Legoas  in  dem  von  den  Paris  beunruhigten  Gebiete  zvdschen  
 den  Flüssen  Itabapaana  und  Itapemirim  zurückzulegen  hatten,  so  
 ward  für  eine  gute  gedrängte  Marschordnung  gesorgt  und  wir  zogen  
 unter  militärischer  Bedeckung  auf  einer  festen  und  völlig  ebenen  Sandfläche  
 längs  der  hohen  Wände  des  Ufers,  das  aus  gelben  oder  weifs  
 (*)  Procnias  melanocephalus;  der  Kopf  dunkclschwarz  mit  einem  Auge,  dessen  Iris  
 zinoberrotli  gcCarbt  ist;  alle  obern  Theile  zeisiggrün,  die  unlern  gelblich-grün  mit  duniileren  
 Querlinien;  8  Zoll  7  Linien  lang.  
 R e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  Espirito-Santo  69  
 und  rothbraunen  Thone  und  aus Lagen  von  eisenschüssigem  Sandstein  
 besteht,  langsam  fort.  In  den  Schluchten  und  auf  der  Höhe  des  Ufers  
 ist  Überali  das  Land  mit  dichten  Waldungen  umgeben,  in  welche,  der  
 Wilden  wegen,  niemand  weit  hinein  zu  gehen  wagt :  wir  unserer  Seits  
 hatten  keine  Gefahr  zu  besorgen,  da  20  Schüsse  zum  Empfange  derselben  
 bereit  waren  ,  obgleich  unsere  Leute  die  Stelle  mit  Grausen  betracht 
 e t e n ,  an  welcher  die  Wi lden  die  sechs  unglücklichen  Schlachtopfer  zerstückt  
 hatten.  Nach  einigen  Stunden  erreichten  wir  an  einer  niedern  
 Stelle  der  Küste  die  Povoagäo  Qiri  ^  die  jetzt  völlig  verlassen  dasteht.  
 Hier  fielen  die  Paris  oder  andere  Tapayas  im  verflossenen  Augustmonat  
 plötzlich  ein,  ei^mordeten  in  dem  ersten  Hause  drey  Personen  und  verbreiteten  
 einen  solchen  Schrecken,  dafs  alle  Bewohner  augenblicklich  
 entflohen.  Bios  ein  Paar  Häuser  jenseit  einer  kleinen  Lagoa  sind  noch  
 bewohnt,  und  ihre  wohlbewaffneten  Einwohner  halten  sich  hier  für  sicher.  
 Die Wi lde n  hatten  das  Eisengeräthe  und  die  Lebensmittel,  die  sie  vorgefunden, 
   genommen  und  sich  dann  wieder  in  ihre Wä l d e r  zurückgezogen.  
 Nach  diesem  Ueberfalle  machte  der  Sargento  Mor  (Major)  von  llapemirim  
 mit  5o  Bewaffneten  einen  Streifzug  {Entrada)  in  die  Wälder ,  um  die  
 Paris  aufzusuchen,  fand  zwar  daselbst  eine  breite,  für  einen  Reiter  bequeme  
 Strafse,  welche  zu  einigen  Hütten  {Ranchos')  und  von  da  weiter  
 ins  Innere  führte;  traf  aber  keine  Indier  an,  und  mufste  aus  Mangel  an  
 Lebensmitteln  bald  umkehren.  
 Jenseits  der  Lagoa  in  Qirihe-y  den  bewohnten  Häusern,  deren  ich  
 erwähnte,  nahmen  unsere  vier  Soldaten  Abschied  von  uns.  Wir  entfernten  
 uns  nun  von  der  See,  und  kamen  in  einen  schönen  Wald,  wo  wir  
 (•*)  Der  Untersuclmng  des  Herrn  Professor  HAtJSMA>^?i  zu  GÖtlingen  zufolge  gehört  
 dieses  Fossil,  wclches  einen  IIauptl)estandlheil  eines  greisen  Tlieils  dieser  Küste  von  Brasilien  
 ansmaclu,  /um  verharteLcn  Stcii\m<'\rh,  wohin  man  auch  die  sächsische  Wunder-Erde  zälilL.  
 Es  slimiiU  in  allen  Kennzeichen  mit  den\  SleuimarKc  übercin.  
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