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 80  R e i s e  von  S.  S a lvador  zum  Flusse  Espirito-Santo  
 Portugal  von  dem  Verfall  ihres  Eigenthums,  und  erbot  sich,  die  Sache  
 in  Ordnung  zu  bringen,  wenn  man  ihm  einen  Antheil  an  dem  Besitz  
 gestatten  wolle;  dies  wurde  genehmigt  5  allein  die  Rädelsführer  der  
 Sclaven  ermordeten  ihn  in  seinem*Bette,  bewaffneten  sich  und  bildeten  
 in  jenen  Wäldern  eine  Republik  von  Schwarzen,  denen  niemand  leicht  
 Abbruch  thun  konnte.  Sie  benutzten  die  Fazenda  ftir  sich,  ohne  jedoch  
 viel  zu  arbeiten,  lebten  frey  und  jagten  in  den  Wäldern.  Mit  den  
 Sclaven  dieser  Fazenda  machten  sich  die  des  Engenho  velho  ebenfalls  
 unabhängig  und  eine  Compagnie  Soldaten  konnten  nichts  gegen  sie  ausrichten. 
   Jene  Neger  beschäftigen  sich  besonders  damit,  einige  vorzügliche  
 Produkte  dieser  Wälder  zu  suchen,  wie  den  wohlriechenden  peruvianisehen  
 und  den  Copaiva-Balsam  {Oleo  de  Copaüba)  und  noch  eine  andere  
 Art.  Dieser  letztere  kommt  von  einem  hohen  Baume,  dem  Pao  de  
 Oleo,  Man  hauet  denselben  an,  und  belegt  bey  dem  Ausfliefsen  des  
 Saftes  die  Wunde  mit  Baumwolle,  welche  das  Harz  einsaugt;  dabey  
 hat  man  den  Glauben,  dafs  der  Baum  beym  Vollmonde  angehauen  und  
 das  Oel  beym  abnehmenden  Monde  abgenommen  werden  müsse.  Die  
 Neger  oder  Indier,  welche  dieses  Produkt  einsammeln,  bringen  es  in  
 kleinen  wilden  Cocosnüssen,  die  sie  oben  an  ihrer  Oeifnung  mit  Wachs  
 zukleben,  zum  Verkauf.  Der  Balsam  ist  so  fein,  dafs  er  bey  der  Hitze  
 durch  die  feste  Nufs  durchschwitzt.  Man  schreibt  ihm  im  Lande  selbst  
 mehr  Heilkraft  zu  als  er  wirklich  besitzt  (").  
 Die  verwilderten  Neger  der  beyden  vorhin  genannten  Fazendds  
 nehmen  Fremde  gut  auf,  und  zeichnen  sich  durch  ihr  Betragen  sehr  
 vor  den  entlaufenen  Negersclaven  in  Minas  Geraes  und  andern  Orten  
 aus,  welche  man  dort  von  ihren  im  Walde  angelegten  Dörfern  {Quilombos) 
   Gayambolos  nennt.  Diese  fallen,  besonders  in  Minas  ^  die  Reisenden  
 an,  plündern  und  tödten  sie  öfters,  daher  hat  man  dort  gewisse  
 (*)  Siehe  M U R R A Y  apparatus  medicaminum,  Vol.  IV-  ]>•  52.  
 R e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  Espirito-Santo  i 8 i  
 eigne  Gayambolen-Jäger  mit  Nahmen  Capitaes  do  mato  ^  welche  blos  
 darauf  ausgehen  die  Schwarzen  in  ihren  Schlupfwinkeln  zu  fangen  oder  
 zu  tödten.  
 Der  in  Goaraparim  commandiriende  Capitam  der  Landmiliz  hatte  
 uns  höflich  empfangen  und  uns  ein  Haus  zum  Nachtquartier  angewiesen.  
 Wir  schifften  am  andern  Morgen  bey  der  P^illa  über  den  zwischen  
 sanftgrünen  Gebüschen  von  Mang-ae-Bknmen  {Conocarpus)  höchst  mahlerisch  
 sich  ausdehnenden  und  in  der  Ferne  von  grün  bewachsenen  
 Gebürgen  begränzten  Flufs,  auf  dessen  nördlichem  Ufer  sich  ein  Fischerdorf  
 befindet,  durchritten  grofse  Sümpfe  mit  schönen  violetblühenden  
 /i/ie^ij/a-Gebüschen  angefüllt,  prachtvolle  Waldhügel  voll  Airi  -  und  andern  
 Cocospalmen,  deren  mancherley  Arten  unsere  Neugierde  unendlich  
 beschäftigten,  kamen  dann  an  die,  in  der  Nähe  des  Ferro  Cäo  befindlichen  
 weiten  Gehäge  von  Ubd  -  oder  Fächerrohr,  und  überschritten  
 hierauf  den  kleinen  Flufs  auf  einer  hölzernen  Brücke.  Alsdann  folgten  
 wir  dem  Seestrande  bis  Ponta  da  Fruta^  wo  in  einem  Gebüsche  mehr 
 e r e  Wohnungen  eine  zerstreute  Pouo^fao  bilden.  Die  Bewohner,  Abkömmlinge  
 von  Portugiesen  und  Negern,  nahmen  uns  gut  auf.  Sie  
 nähren  sich  kümmerlich  von  ihren  Pflanzungen  und  dem  Fischfange.  
 Nicht  weit  von  Ponta  da  Fruta  erblickt  man  schon  auf  einem  fernen  
 Berge  das  Kloster  Nossa  Senhora  da  Penha  unweit  F^illa  do  Espirito- 
 Santo^  wohin  man  noch  einen  We g  von  5  Legoas  hat.  Wälder,  Wiesen  
 und  Gebüsche  wechseln  hier  mit  grofsen,  weiten  Rohrbrüchern  ab;  
 viele  weifse  und  andere  Reiher  waten  in  denselben  ,  und  manche  neue  
 schöne  Pflanze  bietet  sich  dem  Fremdling  dar.  Im  Grase  an  dem  Sandufer  
 einer  fand  ich  die  grüne  Schlange  ,  die  ihren  
 (*)  IwPernamhucco  tragen  sie  den  Nahmen  Capitäes  do  Campo,  s.  KOS T E R  travols  etc.  p.SQQ.  
 (**)  Coluder  öicarmatus  :  eine wahrscheinlich  neue  Art,  welche  als Haupthennzeichen  auf  jeder  
 Seite  desliücliens  cineReiiie  gekielter  Schuppen  trägt.  Bauchschilde  i55;  Paar Schwanzschuppen  137.  
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